Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 166-169. (Budapest, 1999)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK — ESSAYS - Schultheisz Emil: Medicina a felvilágosodás korában

Pestdefinition als spezifische Krankheit war dies aber kaum anwendbar. Der Pestbegriff konnte und wurde nicht immer scharf gefasst. Da aber sowohl die Vorbeugung wie beson­ders die Therapie von der theoretischen Auffassung über den Pestbegriff abhing, kam des­halb der Behandlung ein weiter Spielraum zu. Dies lenkte aber von einer individuellen Therapie eher ab. Die Fieberlehre — das Fieber war durch alle Zeiten ein Element des Pestbegriffes gewesen — trug auch nicht zur spezifischen Diagnose und damit zur spezifi­schen Therapie bei. Die Pest wurde seit Galen bis ins 18. Jh. unter dem Oberbegriff der Fieber als pestilentialisches Fieber klassiert. Auch dadurch entstand ein Moment der Be­griffstrübung in dem Sinne, dass die Pest durch die Einordnung als eines unter zahlreichen Fieber eine Stelle als eine eigenständige Krankheit nicht einnehmen konnte, worauf schon A. Stettier hingewiesen hat. Wenn die Pest Ende des 17. Anfang 18. Jh. dennoch als ein­heitliche Krankheit betrachtet wurde, so auf rein empirischer Basis. Diese theoretisch­begriffliche Undifferenziertheit der pestilentialischen Fieber erleichterte Weszprémis Ana­logieschluss betreffend die Blatternimpfung bzw. Pestinokulation Begünstigt wurde seine Theorie durch den Gedanken der spezifischen Abwehr. Es wird in diesem Zusammenhang auf die Auffassung des Ysbrandus van Diemerbroeck (1609—1674) aufmerksam gemacht. Er war der Ansicht, dass ein starkes Herz sehr wohl die Abwehrkraft habe, das Pestgift direkt in die Emunktorien zu schicken. Demnach muss diese Abwehrkraft spezifisch sein, denn bei Diemerbroeck handelt es sich expressis verbis um die Bubonenpest. Parallel zur Entwicklung des Pestbegriffes, dass letztendlich zur Auffassung der Pest als Krankheit­seinheit, als einer spezifischer Krankheit führte, lief bis zur Mitte des 19. Jh-s immer auch die Strömung, welche die Pest nicht als eigenständige Krankheit, sondern als Zeichen einer Seuchenzeit sah. Bei Johann Baptist van Helmont ist um 1624 die „wahre pest" (die Pestkrankheit) diejenige, die Gott zur Strafe schickt, die „falsche" (die Pestilenzfiebern) dagegen eine solche, die natürliche Ursache hat (Opera omnia Tumulus pestis, 1707.) Es ist also bewundernswert, wenn Weszprémi den rein naturwissenschaftlichen Gedanken der Inokulation gegen die Pest beschreibt; das ist Medizin im Zeichen der Aufklärung. Nach gründlichem Studium der von ungarischen Arzte verfassten Abhandlungen, Mo­nographien und Dissertationen über die Pest des 18-ten Jahrhunderts, fand der Verfasser nur eine einzige Schrift, eine Inaugural-Dissertation in dem eine gewisse Analogie der speziellen Abwehr gegen die Pest, wie auch gegen Blattern im Sinne Weszprémis erwähnt wird. Diese ist die Dissertation des ungarischen Arztes Georg Nagy de Eöttevény aus dem jähre 1740. Geschrieben bzw. vorgetragen unter dem Vorsitz von Professor Hilscher in Jena, unter dem Titel De peste. Es handelt sich in diesen Aufsatz unter anderem um die speziellen Abwehrkräfte ganz im Sinne von Diemerbroeck im Gegensatz zur damals vor­herrschenden allgemeingehaltenen Stahlschen Theorie der „vis medicatrix naturae". Physi­sche Konstitution und Anfälligkeit wird in der Dissertation von Georg Nagy immerwieder hervorgehoben, wobei er sich auf Diemerbroeck beruft. Besonders Diemerbroecks „apta dispositio patientis" wird zitiert. Aufklärung ist, wie Humanismus, pädagogisch ausgerichtet. Sie ist gekennzeichnet von einer Flut von Gesundheitsbelehrungen, aber auch an Ärzte gerichtete Schriften. Für das praktische ärztliche Handeln hat sich in den lebhaften Diskussionen der zeitgenössischen Ärzte die alte Erkenntnis neu formuliert, dass die Aufgabe der Medizin nicht nur im Heilen, sondern vernünftigerweise auch im Vorbeugen der Krankheiten bestehe. Der Vorbeu­gungsgedanke ist der wesentliche Beitrag der Aufklärungsmedizin. Vorbeugung zur Erhal-

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