Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 166-169. (Budapest, 1999)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK — ESSAYS - Schultheisz Emil: Medicina a felvilágosodás korában

Weszprémis auf englische Eindrücke zurückzuführende Arbeit „ Tentamen de inoculan­da peste " wurde im Jahre 1755 in Druck gelegt und erfuhr noch im selben Jahr in der Lon­doner Monthley Review eine günstige Kritik. In dieser Arbeit empfiehlt der Autor zur Zeit der Pest nach Analogie der Variolisation den virus der Pest zu inokulieren. Obgleich sich seine Methode als kaum ausführbar erwies, war seine Idee mit so richtigen Argumenten begründet, dass man Weszprémi als den bewussten Bahnbrecher der antitoxischen Prophy­laxe bezeichnen kann. Seine Idee ist umsohöher einzuschätzen, als in jener Zeit Theorie und Praxis nicht aus dem Rahmen mittelalterlicher Kenntnisse sprang. „Es war zuerst der ungarische Stephan Weszprémi, der in seinem Tentamen den Vorschlag machte, in Pestzeiten das Pestgift künstlich einzuimpfen" schrieb der österreichische Medizinhistori­ker Max Neuburger 1892. Die Pestepidemie der Jahre 1738—43 verursachte in Ungarn einen überaus grossen Verlust von Menschenleben. Laut alten Statistiken, welche sicher mangelhaft sind, belief sich die Zahl der Opfer auf über 300.000 bei einer Bevölkerungszahl von etwa 3 /2 Millio­nen, eine verzweiflungsvolle Summe. Die kaum dreissig Jahre vorher grassierende Pest hat fast ebenso viel Menschenleben fortgefegt, dass heisst mehr, als der damalige Freiheits­kampf unter dem Fürsten Rákóczi. Wie schauerlich der Genius der damaligen Epidemie war, geht aus dem beinahe verzweifelten Ton eines Briefes des Fürsten an den General Bercsényi hervor: „Bezüglich der Grausamkeit der Pest, die auch auf der puszta wütet, kann inch nicht anderes schreiben oder raten als „Deus miseretur nostri!" Nach damaliger Auffassung — und dies ist kaum zu bestreiten —- war die grosse Pest im Jahre 1710 eine der Hauptursachen für das traurige Ende des Freiheitskampfes. Die Verhältnisse waren um die Mitte des 18. Jahrhunderts nicht viel besser: „...wenn ein Land der Inoculatio bedarf, so ist est in erster Linie meine Heimat ... Jahr für Jahr strömen viele tausend Neusiedler nach Ungarn... und wie sehr diese die Seuche verbreiten bezeugen die verödeten, entvöl­kerten Stätten dieses Landes", ist im Tentamen zu lesen. Fragt man sich welche Ursachen und vor allem welche Arten der Übertragung von den Medizinern für eine Infizierung für die Erkrankung an der Pest verantwortlich gemacht wurden, so kann folgendes festgestellt werden: im allgemeinen waren dies drei Hauptfakto­ren. Physische Konstitution, „infizierte Luft" und Berührung mit bereits infizierten Perso­nen und Gegenstände. Physische Konstitutionen und „Anfälligkeit" für Pesterkrankungen galten bis in das 19. Jahrhundert als ursächlich miteinander verbunden. Für diese „Anfälligkeit" gab es keine einheitliche Lehrmeinung. A. Kirchner stand mit seiner genia­len Idee vom „contagium vivum" weitgehend allein. Noch 1720 kam es während der gro­ssen Pest von Marseille zu einem Streit der Arzte vor Ort, die diese These unterstützten und den Theoretikern der medizinischen Fakultät, die energisch am alten humoralpathologi­schen Gedanken festhielten. Der Universalgelehrte Athanasius Kircher führt in seiner, wohl als Reaktion auf die verheerende Pestepidemie im Vizekönigreich Neapel des Jahres 1656 entstandene und 1658 veröffentlichte Untersuchung Scrutinium Pestis die Übertra­gung der Pest ausschliesslich auf mikroskopische Organismen zurück. Der Gedanke der spezifischen Krankheit, ausschlaggebend für Weszprémis Gedanke der Inokulation, begann sich im 17. Jahrhundert mit Thomas Sydenham zu kristallisieren und zwar im Sinne der Krankheit als Spezies in Analogie zur botanischen und zoologischen Spezies. Was bei Sydenham vielleicht noch eher Gedankenspiel war, wurde im 18. Jh. von Francois Boissier de Sauvages und von Carl von Linné wörtlich genommen. Bei der

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