Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 166-169. (Budapest, 1999)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK — ESSAYS - Schultheisz Emil: Medicina a felvilágosodás korában
EIN MEDIZINER IM ZEICHEN DER AUFKLÄRUNG: ISTVÁN WESZPRÉMI Emil Schultheisz Der Rationalismus der entscheidenden philosophischen Impulse der Frühaufklärung bzw. Aufklärung des 17—18. Jahrhunderts erreichte auch Ungarn. Seine Einwirkungen auf die medizinischen Sachbereiche, auf die medizinischen Detailwissenschaften, auf die Entwicklung einer rationalen Gesundheitspflege ist auch in der lateinisch verfassten wissenschaftlichen Literatur, wie auch in dem, in ungarischer Sprache erschienene Erziehungsschrifttum nachziehbar. In der Frühaufklärung schimmern neue Ideen auf. Kennzeichnend ist auch ein Ableben der Metaphysik und stärkeres Orientieren auf praktische Philosophie, bzw. Verbinden der Metaphysik mit den damaligen Errungenschaften der Naturwissenschaft. Die Philosophie zeigt in vielen Aspekten überkonfessionelle Züge. Die philosophischen Grundlagen der Aufklärungsmedizin sind nicht nur in den diesbezüglichen, wohlbekannten Lehren eines Hume und Rousseau verankert. Christian Wolff kommt das Verdienst zu, der Vollender der deutschen philosophischen Frühaufklärung und in weiten Teilen Europas fast das ganze 18. Jahrhundert hindurch zu werden. Ob es eine eigenständige Periode unter der Aufschrift „Medizin der Aufklärung" gebe, ist nicht leicht zu beantworten. Erwin H Ackerknecht schrieb 1959 „die positive Rolle der Aufklärung in der Medizin ist erstaunlich wenig bekannt". Er überschreibt seinen Aufsatz: „Medizin und Aufklärung". Diepgen klassifiziert die Periode als „Zeitalter starken Einflusses der Philosophie auf die Medizin, etwa 1740—1830". Auch Schipperges schränkt ein auf „Arzt und Wohlfahrt: Heilkunde im Zeichen der Aufklärung". Eine Definition „Medizin im Zeichen der Aufklärung" scheint mir aufschlussreicher zu sein, als direkt auf eine Medizin der Aufklärung zu zielen. Eins steht fest, die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Zeitraum des Wirkens von István Weszprémi ist das Zeitalter der Aufklärung, dessen typischer Repräsentant er war. Nicht allein ein gebildeter Mediziner und fundierter Wissenschaftler. Er war auch ein Kenner der deutschen sowie der englischen und französischen philosophischen Literatur, ein versierter Leser des von ihm geschätzten „ celeberrimus Christianus Wolff". István Weszprémi (1723—1799) Arzt, Medizinhistoriker, Fachschriftsteller wurde nach einem langen Auslandstudium zuletzt Stadtphysicus in Debrecen. Ein namhafter Wissenschaftler ohne weitere akademische Laufbahn. Seine biobibliographische Enzyklopädie unterdem Titel Succincta Medicorum Hungáriáé et Transsylvaniáé in vier Bänden (1774— 1787, Leipzig-Wien) ist von einzigartigem Wert; eine medizinhistorische Fundgrube nicht nur für die ungarische Medizingeschichte. Die ungarischen Gelehrten, Literaten und Arzte, ob Vertreter des Adels wie, des allerdings schwachen, Bürgertums verfolgten aufmerksam die neuen philosophisch- wissenschaftlichen Tendenzen, die Entwicklung in West-Europa. Dies wurde erleichtert durch die peregrinatio academica, unveräusserlicher Bestandteil des Studiums an allen Fakultäten. Eine ganz besondere Bedeutung hatte diese form des Studiums für Ungarn, wo nach Untergang der mittelalterlichen Universitäten bis 1766 keine Universität bestand. Aber auch nach der Universitätsgründung war die Promotion für Protestanten nicht möglich, da der Eid