Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 158-165. (Budapest, 1997-1998)
BARÁTOK, MUNKATÁRSAK, TANÍTVÁNYOK — FRIENDS, COLLEAGUES AND DISCIPLES - Schultheisz Emil: Filozófia a humanizmuskori orvosi stúdiumban
neuplatonische Philosophie zwar weniger einbezogen, erhielt aber in der „Fortbildung" der Ärzte ihren gebührenden Platz. Enscheidend für den Erfahrungsbegriff der Neuzeit werden weisse Magie, Alchemie und Astrologie. Diese Linie hat letztlich im Neuplatonismus eine Quelle. Auf Magie und Astrologie wird hier nicht näher eingegangen, doch ist nicht zu vergessen, dass in dieser Epoche diese nicht im Wiederstreit gegen den „modernen" Naturbegriff stehen. Wenn die Philosophie bei Paracelsus „der erste Grund der Arzney" ist, so sind Astronomie und Astrologie der „andere Grund". Die astrologische Kausalität wird zur „Bedingung der Begreiflichkeit" (Cassirer). Astrologie und Magie stehen in der Epoche der Renaissance so wenig in Widerstreit gegen den „modernen" Naturbegriff, dass sie vielmehr „beide zu seinen mächtigen Vehikel werden". Besonders charakteristisch kommt dies in den Werken des G. Cardano zum Ausdruck. Bei ihm ist die Astrologie Teil der „magia divinatrix", dennoch war er einer der philosophisch geschulten Arzte, der die Medizin von den Geheimkünsten zu befreien trachtete, an Auswüchsen unnachsichtig Kritik übte und der auch von den bedeutendsten Ärzten seiner Zeit fast ausschiesslich geübten praktischen Medizin mit Bewusstsein die theoretische, wissenschaftlich fundierte Medizin der auch philosophisch gebildeten und gelehrten Fachmannes zur Seite stellte. Ausführlich wird das wechselseitige Verhältnis von Medizin und Philosophie von dem italienischen Philosophen Jacopo Zabarella in dem Werk De naturalis scientiarum constitutione besprochen, wo er auch die Voraussetzungen für den medizinischen Studienplan vorlegt. Nach Zabarella liefert die Naturphilosophie die theoretische Grundlage von der aus die Medizin zu den gewünschten Ergebnissen gelangen kann, da die Medizin einen Teil der Physiologie aus der Naturphilosophie zieht. Auch in seinen Schriften zur Logik liefert Zabarella überzeugende Beweise für die Wichtigkeit der Logik innerhalb des medizinischen Lehrplans. Zabarellas Werke beeinflussten Philosophie und Medizin bis ins 19-te Jahrhundert auch ausserhalb von Italien. Fast alle seine Nachfolger sind prinzipiell der Ansicht: wo der Naturphilosoph aufhört, dort fängt der Arzt an. An den protestantischen deutschen Universitäten gingen neue Impulse von Philip Melanchthon aus. Er proklamierte das Studium der alten Sprachen als Weg zu den reinen Quellen und damit zu wahrer Philosophie und rechter Naturkenntnis. Ein Weg zwar, der auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und damit der Medizin nur Übergang sein und nicht zur letzten Erfüllung führen konnte, da eben die reinste und letzte Quelle dieser die Natur selbst ist. Innerhalb seiner Fakultät, aber auch im Rahmen anderer oberen Fakultäten, also auch der medizinischen setzte Melanchthon sich immer wieder dafür ein, dass Vorlesungen naturwissenschaftlicher Themenstellung (z.B. Physik) tatsächlich als solche abgehalten werden. Er versuchte die Physik des Aristoteles durch die eigentlich naturwissenschaftlichen Schriften des Galen und der Neoterici z.B. Vesal zu ergänzen. Dennoch blieb er ein (eklektischer) Aristoteliker. Melanchthons Verdienst war es an den protestantischen Universitäten die aristotelische Philosophie um ihrer selbst willen zu tieferen Einsicht in die Wissenschaften und nicht nur im Dienste der Theologie gefördert haben. Melanchthon war die Hauptfigur des deutschen Renaissance Aristotelismus. Er stellte seine Aristotelestreue zwar nie in Frage, blieb aber immer offen für Innovationen bzw. neue Erklärungen, was auch seine Haltung in Sachen Naturwissenschaften, wofür ër, wie auch für Medizin ein ausgeprägtes Interesse zeigte. Daran mag auch sein, von der neueren Forschung hervorgehobener Kryptoplatonismus teilgehabt haben.