Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 149-157. (Budapest, 1996)

Goerke, Heinz: Begegnungen mit dem Medizinhistoriker József Antall

schichte der Medizin mich am 22. November 1977 zum Ehrenmitglied ernannte. Die gleiche Auszeichnung wurde auch dem Ordinarius für Geschichte der Medizin an der Universität Düsseldorf, Prof. Dr. Hans Schadewaldt, zuteil. Der Einladung zu einem Vortrag vor der Gesellschaft konnte ich erst im folgenden Jahre nachkommen. Am 1. Dezember 1978 traf ich mittags auf dem Flughafen Buapest ein und wurde dort von József Antall in Empfang genom­men. Untergebracht wurde ich im Hotel Gellért. Im Vortragssaal der Medizinhistorischen Bibliothek hielt ich dann meinen Vortrag über die Bedeutung Carl von Linnes für die Medi­zin. Vorher hatte ich die Urkunde über meine Ernennung zum Ehrenmitglied entgegenneh­men dürfen. Eine besondere Überraschung erlebte ich in der Eingangshalle, wo in einer Vit­rine einige meiner Publikationen ausgestellt waren. Im Anschluß an den Vortrag gab es eine kleine Diskussion, die in deutscher Sprache geführt werden konnte, danach ein Rundfunkin­terview. Zu meiner besonderen Überraschung war aus Preßburg Dr. Norbert Duka angereist, der 1966 am XX. Internationalen Kongreß für Geschichte der Medizin in Berlin teilgenom­men hatte und mein Gast gewesen war. Am nächsten Tag zeigte mir Antall Budapest, so wie es nur ein Einheimischer kann. Schöne Hausfassaden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, das bunte Leben in der Markthalle, andächtige Besucher vor der Stephanskrone im National­museum, diese Eindrücke gewannen Inhalt durch das, was Antall zu berichten wußte. Den Abend verbrachte ich in seiner Wohnung, mit schönem Blick auf das abendliche Budapest. Bis weit nach Mitternacht waren wir zusammen, schließlich in lebhafte politische Diskussio­nen verstrickt mit einem Kollegen aus Halle, der auch als Gast erschienen war. Daß József Antall für die freiheitliche Demokratie eintrat und unversöhnlich dem Kommunismus ge­genüberstand, wurde mir an diesem Abend ebenso klar wie die Überzeugung, daß er bereit war, für das einzustehen, was er für richtig hielt. Doch konnte man seinen Worten ent­nehmen, daß die Klugheit nur Offenheit in kleinstem Kreise erlaubte. Am 3. Dezember wurde ich schon frühmorgens von Antall im Hotel abgeholt. Wir besuchten das Kunsthisto­rische Museum, das Soldatenmuseum, das Apothekenmuseum und schließlich als Krönung das Semmelweis-Museum. Einen besseren Begleiter konnte man sich nicht vorstellen. Vor allem über die vielen wertvollen Objekte seines Museums wußte er glänzend Bescheid. Viele seiner Mitarbeiter, deren Sprach- und Sachkenntnis weit oberhalb dessen lag, was man dort üblicherweise findet, veranlaßten mich zu Fragen und ich konnte feststellen, daß dieses Mu­seum auch ein Refugium für Verfolgte und Bedrohte war. Die Gespräche und Beobachtungen dieser Tage haben mir ein Bild von József Antall vermittelt, das sich in den folgenden Jahren nur noch gefestigt, nicht aber verändert hat. Unser bisher kollegiales Verhältnis wurde ein freundschaftliches. Die gemeinsame Teilnahme am XXXII. Kongreß der Italienischen Gesellschaft für Ge­schichte der Medizin, der am 19. und 20. September 1985 in Padua und am 21. September 1985 in Triest stattfand, ist mir gleichfalls in guter Erinnerung. Unter dem Präsidium von Prof. Loris Premuda, dem führenden Medizinhistoriker Italiens und Lehrstuhlinhaber in Pa­dua, fand im eindrucksvollen Rahmen dieser einstmals führenden Universität Europas eine glanzvolle wissenschaftliche Veranstaltung statt, deren Niveau das eines internationalen Kongresses mit Sicherheit erreichte. Im Palazzo del Bo in Padua versammelten sich die Teil­nehmer. József Antall sprach über „Neuralgische Punkte in der Semmelweis-Forschung", vor ihm hatte ich die Ehre zu sprechen. Die Sitzung leitete Loris Premuda. Wir benutzten, ebenso wie Prof. Keil aus Würzburg und Dr. Borisov aus Ljubljana Deutsch als Vortrags­sprache, den italienischen Zuhörern durch Simultanübersetzung zugänglich gemacht. Der Kongreß wurde in Triest fortgesetzt, wobei thematisch die Beziehungen der Wiener Schule

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