Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 149-157. (Budapest, 1996)

Goerke, Heinz: Begegnungen mit dem Medizinhistoriker József Antall

zu Triest und der Lombardei und Venetien im Mittelpunkt standen. Die Nachmittagssitzung fand im Thronsaal des Schlosses Miramare statt, ein besonders denkwürdiger Rahmen. Meine Frau und ich erinnern sich gern der langen Gespräche, die wir mit Antall bei Spazier­gängen in den prächtigen Schloßgärten geführt haben. Die Geschichte des Habsburger Rei­ches und das Schicksal des Kaisers Maximilian waren Themen, die dem Genius Loci zu ver­danken waren, doch immer wieder kamen zwangsweise die Geschehnisse der Gegenwart ins Gespräch. Ein besonders denkwürdiges Zusammentreffen hatten Dr. Antall, Prof. Schadewal dt und ich sowie einige jüngere deutsche und österreichische Medizinhistoriker vom 11. bis 16. März 1988 in Ankara und Istanbul. Dort fand ein wissenschaftliches Symposium aus Anlaß des 90jährigen Bestehens der Türkischen Militärärztlichen Akademie Gülhane statt, das von Professor Dr. Dr. Arslan Terzioglu, dem in München habilitierten Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Fakultät Istanbul, gemeinsam mit dem Kommandeur dieser Akademie, Generalarzt Prof. Dr. med. Necati Kölan, veranstaltet wurde. Als József Antall die Einladung aus Istanbul erhalten hatte (24. 2. 1988), war er so erfreut über die Aussicht auf ein baldiges Zusammentreffen in der Türkei, daß er mich sofort telefonisch anrief. Er erzählte, daß sein Vater als k.u.k. Offizier im Ersten Weltkrieg in rus­sischer Gefangenschaft mit deutschen und türkischen Offizieren in einem Lager zusammen­gewesen sei und somit würde dieses Symposium auch eine familiengeschichtliche Beziehung wieder beleben. Als ich am 11. März nachmittags auf dem Flugplatz von Ankara landete, stand dort vor der Eingangshalle mit Prof. Terzioglu auch Dr. Antall. Seine Worte „Ich begrüße Sie zum Treffen der Mittelmächte" sind mir unvergeßlich. Sie kennzeichnen ihn als einen in histori­schen Dimensionen denkenden Menschen, für den manche Ereignisse besondere Inhalte ha­ben, weil sie nicht isoliert gesehen werden. Liest man den Text des Vortrages, den er auf der III. Sitzung am Nachmittag des 15. März in Istanbul über „Ungarische medizinische Schulen und die Türkei" gehalten hat, dann bestätigt sich diese Einstellung. Auch diesen Vortrag hielt Antall in deutscher Sprache und ich hatte die Freude, zusammen mit dem damaligen, inzwischen verstorbenen Dekan der Medizinischen Fakultät Istanbul, Prof. Cemalettin Öner, dieser Sitzung zu präsidieren. Der Text ist abgedruckt in dem Verhandlungsband „Ver­westlichung der türkischen Medizin. Berichte des Symposiums anläßlich des 90. Grün­dungsjahres der Militärmedizinischen Akademie Gülhane vom 11.—15. März 1988 in Ankara und Istanbul" (Hrg. v. Arslan Terzioglu und Erwin Lucius, Istanbul 1992) auf den Seiten 196—201. Eingebunden in die weltgeschichtlichen Ereignisse, die Ungarn und die Türkei in fünf Jahrhunderten gegeneinander und zeitweilig auch miteinander durchlebten, hat Antall die Kontakte auf medizinischem Gebiet dargestellt, ein bisher nur wenig erforschtes und im internationalen Schrifttum kaum behandeltes Thema. Die Verbindungen József Antalls zu München und dem Museum in Ingolstadt, insbeson­dere auch zur Münchener Vereinigung für Geschichte der Medizin, hatten sich im Laufe von fast zwei Jahrzehnten so gefestigt, daß diese wissenschaftliche Gesellschaft am 19. Dezem­ber 1989 den Beschluß faßte, ihrem Budapester Freund und Kollegen die Ehrenmitglieds­chaft zu verleihen. Sie ehrte damit auch den erfolgreichen Verfasser medizinhistorischer Schriften und Semmelweisforscher. Die in deutscher Sprache erschienenen Monographien über die Entstehungsgeschichte und die Bestände des Semmelweis-Museums „Aus der Ge­schichte der Heilkunde" (Budapest 1972, 2. Aufl. 1984) und der 1973 im Corvina-Verlag ers­chienene Bildband mit Aufnahmen von Géza Szebellédy und Text von Antall, haben das Inte-

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