Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 149-157. (Budapest, 1996)

Goerke, Heinz: Begegnungen mit dem Medizinhistoriker József Antall

überbrückte er alle Gegensätze und war vor allem dabei behilflich, Begegnungen zwischen Gelehrten aus unterschiedlichen politischen Lagern zu vermitteln, nicht zuletzt zwischen Kollegen aus der Bundesrepublik und der DDR. 1986 fand zum zweiten Mal ein Internatio­naler Medizinhistorikerkongreß in Deutschland statt, den ersten hatte ich 1966 in Berlin durchführen können, dieser wurde in Düsseldorf abgehalten. Die anschließende Exkursion führte auch in das Deutsche Medizinhistorische Museum nach Ingolstadt, wo ich die Ehre hatte unter den Gästen auch Dr. Antall zu begrüßen. Doch auf diese besondere Beziehung zum Ingolstädter Museum werde ich noch zurückkommen. Wenige Wochen nach dem Internationalen Kongreß in Budapest kam József Antall zu Vorträgen in die Bundesrepublik. Zuerst kam er nach München, besuchte das Institut für Geschichte der Medizin der Ludwig-Maximilans-Universität, das von 1969 bis 1986 unter meiner Leitung stand, lernte die Mitarbeiter kennen und besichtigte die Einrichtungen. Wir führen dann gemeinsam nach Ingolstadt, um das dort im Jahre 1973 in dem Gebäude der 1472 gegründeten Universität errichtete Deutsche Medizinhistorische Museum zu besichtigen. Noch war dieses Museum gerade erst eingerichtet und ich konnte Antall nach seinen Er­fahrungen befragen, die er in Budapest beim Aufbau des Semmelweis-Museums gemacht hatte. Wir führten lange und in jeder Beziehung aufschlußreiche Gespräche. In München hielt dann József Antall im Seminar einen Vortrag vor Studenten, der die Ergebnisse der neuesten Forschungen über Semmelweis, sein Werk und sein Lebensschicksal zum Inhalt hatte. In unseren Gesprächen unter vier Augen habe ich dann viel über sein persönliches Schicksal erfahren, seine Beteiligung am Aufstand 1956 und die für ihn damit verbundenen Folgen sowie über seinen Weg in das Semrnelweis-Museum. Als Historiker hatte er sich, wie ich es als früherer Bewohner der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands sofort begreifen konnte, auf die Medizingeschichte und die Muséologie zurückgezogen, wo mit politischen Eingriffen weniger zu rechnen war. In den folgenden Jahren ist Dr. Antall bei seinen Besu­chen wiederholt auch im Museum in Ingolstadt gewesen, hat mit Interesse verfolgt, wie es vergrößert wurde, neue Objekte erwerben konnte und immer größeren Zuspruch und auch internationale Anerkennung fand. Als das Museum am 11. Juni 1983 sein zehnjähriges Beste­hen mit einem Internationalen Symposium feierte, hielt József Antall einen Vortrag über ,,Das medizinhistorische Museumswesen in Ungarn", der großen Beifall fand und mehrere Teilnehmer veranlaßt hat, einen Besuch des Semmelweis-Museums vorzunehmen. Das Ma­nuskript dieses Vortrages wurde im Jahrbuch des Museums (5/1983—85, Ingolstadt 1985, S. 47—51) abgedruckt und damit fand dieser Bericht weite Verbreitung in Fachkreisen. Der Be­such Antalls im Museum in Ingolstadt im Zusammenhang mit dem Internationalen Medizinhistorikerkongreß in Düsseldorf 1986 wurde bereits erwähnt. Noch ein zweites Mal hat Dr. Antall auf der Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt gesprochen. Er hielt am 17. Juli 1988 den Festvortrag über ,,Die Grenzen der Medizingeschichte und das Museumswesen", wobei er die Bedeutung gegenständlicher Quellen für die Forschung behandelte. Auch der Text die­ses Vortrages ist im Museumsjahrbuch veröffentlicht worden (6/1986—1988, Ingolstadt 1988, S. 81-85). Von den Begegnungen mit József Antall sind mehrere für mich besonders eindrucksvoll gewesen. Sie gehören zu den Erlebnissen, die man nicht vergißt. Unsere persönlichen Be­ziehungen, unser wissenschaftlicher Literaturaustausch und die Kontakte zwischen dem Münchener Institut für Geschichte der Medizin sowie dem Deutschen Medizinhistorischen Museum hatten sich als so fruchtbar erwiesen, daß die Ungarische Gesellschaft für Ge-

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