Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle
tig wurde, 38 blieb Johann Adam Hoffsteter nach der 1695 unter Friedrich Hoffmann erfolgten Graduierung noch zeitweilig in Halle und wirkte hier als Doctor legens; später ging er als Praktiker nach Sopron. 39 2. Grenzt man von der etwa 25 Jahre umfassenden Aufbauphase der Medizinischen Fakultät eine zweite Periode mit einem Endpunkt um 1730 ab, dann zeigt sich, daß in dieser relativ kurzen Zeit grundlegende institutionelle Komplettierungen eintraten. Die wichtigste war der Aufbau eines Collegium clinicum mit praxisnahen Unterweisungen am Krankenbett und in der poliklinischen Sprechstunde. Dieses von dem Franckeschen Anstaltsarzt Johann Juncker (1679—1759) aufgebaute Collegium clinicum — für die deutschen Universitäten eine tiefgreifende Studienreform 40 — fand sein Domizil in der Franckeschen Schulstadt ,,auf dem Waisenhause". Es war eine extrauniversitäre Einrichtung, die aber von der Universität genutzt werden konnte, zumal Juncker der Status eines Hochschuldozenten und später eines Professors zugebilligt wurde. Wie sehr gerade eine derartige Institution bis dahin vermißt wurde, zeigt sich an den zwischen 1717/18 und 1729/30 erheblich ansteigenden Immatrikulationen angehender Mediziner. Bezeichnend sein mag auch die Tatsache, daß in dieser nur 12 Jahre umfassenden 2. Periode fast ebensoviele Doktoranden zur Verteidigung ihrer Dissertation antraten wie vorher in einem knappen Vierteljahrhundert. Auch die Manualchirurgie erhielt durch den entsprechend vorgebildeten Heinrich Bass (1690—1754) Auftrieb; 41 sein Büchlein über Verbandslehre wurde zum Standardwerk seiner Zeit. 42 Schließlich kam es 1727 zum Bau eines Theatrum anatomicum. 43 Auch hierbei setzte die individuelle Aktivität Zeichen, denn das Theatrum anatomicum wurde aus privaten Mitteln des Hochschullehrers Georg Daniel Coschwitz (1679—1729) erbaut; es stand aber — im Gegensatz zum Junckerschen Collegium clinicum — unter der Jurisdiktion der Universität. 44 Fortschritte gab es auch im Bereich der Experimentalchemie, für die Johann Juncker einen Conspectus Chemiae methodo Stahliana conscriptus verfaßte; in der Erstausgabe von 1730 nahm er im übrigen auch zu den Arbeiten des ungarischen Alchemisten Antal Forgách Stellung. 45 Einen ungarischen Doctor legens hat es in dieser zweiten Phase in Halle allerdings nicht gegeben. Friedrich Hoffmann wäre interessiert gewesen, den aus Pozsony stammenden und zu dieser Zeit in Jena tätigen Johann Andreas Segner (1704—1777) für die Academia Fridericiana zu gewinnen; dieses Vorhaben scheiterte, weil die Leitungsebene der halleschen Universität unterstellte, Segner bewege sich zu sehr in den Spuren des aus der Saalestadt vertriebenen Aufklärungsphilosophen Christian Wolff (1619—1754). ,,Eine Cabale hintertrieb es für dieses mal" heißt es dazu in einer späteren Segner-Biographie. 46 38 Kapronczay, K.: „Ungarische Mediziner der Schulze-Ära in Halle und Wittenberg" Wiss. B. Univ. Halle 1988/40 (T 68), S. 175-179 39 Kaiser, W. : „Die Universität Halle-Wittenberg und die Ärzteschaft von Sopron im 18. Jahrhundert" Wiss. B. Univ. Halle 1977/16 (T 14) (Halle 1977) 40 Kaiser, W„ Krosch, K.-H. u. Piechocki, W.: „Collegium clinicum Haiense" Wiss. B. Univ. Halle 1967/3 (R 2), S. 9—76; Kaiser, W„ Krosch, K.-H. u. Piechocki, W. : „Klinische und poliklinische Studentenausbildung des 18. Jahrhunderts ander Universität Halle" Wiss. Z. Univ. Berlin (Math.-naturw. R.) XVII (1968), S. 817—820; Kaiser, W.: „Die medizinische Studienreform des frühen 18. Jahrhunderts. Zur 300. Wiederkehr des Geburtstages von Johann Juncker (1679—1759)" Z. gesamte Inn. Med. 34 (1979), S. 340—348 41 Kaiser, W.: „Die Anatomen Heinrich Bass (1690 bis 1754) und Johann Friedrich Cassebohm (1699 bis 1743)" Zahn-, Mund- u. Kieferheilkd. 63 (1975), S. 374-384 42 Steudel, J. : „Der Verbandsstoff in der Geschichte der Medizin" in: Jubiläumsschrift Fa. Degen und Kuth. (Düren, o. J.) 43 Kaiser, W. : „250 Jahre Theatrum Anatomicum Haiense" Wiss. Z. Univ. Halle (Math.-naturw. R.) XXVII (1978), H. 1, S. 123—141 44 Kaiser, W: „Medizinisches Grundlagenstudium im frühen 18. Jahrhundert. Zur 300. Wiederkehr der Geburtstages von Georg Daniel Coschwitz (1679—1729)" Z. gesamte Inn. Med. 34 (1979), S. 419—428 45 Szőkefalvi-Nagy, Z.: „Der ungarische Alchemist Antal Forgách in der Junkerschen Darstellung" Wiss. B. Univ. Halle 1979/29 (T 31), S. 54-56 46 Thunmann, J.: „Nachrichten von dem Leben des seligen Herrn Geheimen Raths Johann Andreas von Segner" Wöchentliche Hallische Anzeigen Nr. XLV (1772), Sp. 705—710