Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts
Mittlerweile sind jedoch durch die ausgedehnten Fachprosaforschungen — nicht zuletzt der Gerhard-Eis-Schule — weitere wundärztliche Verfasser aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bzw. aus der Zeit um 1500 bekannt, die in ihren Werken ebenfalls auf Schußwunden in mehr oder weniger ausführlicher Form eingehen. Ziel dieser vorliegenden Studie ist es, neben den Texten Heinrichs von Pfalzpaint weitere einschlägige Textstellen der medizinischen Fachprosa im Wortlaut verfügbar zu machen 3 und zu kommentieren. Dabei wird der Versuch unternommen, die Methoden und Rezepturen auf ihre mögliche therapeutische und pharmakologische Wirksamkeit hin zu beleuchten — ein Versuch lediglich und dies schon deshalb, weil gerade die Frage nach den pharmakologisch bedeutsamen Wirkstoffen in starkem Maße von der Art der Arzneimittelherstellung mit den daraus entstehenden Konsequenzen wie etwa der Verflüchtigung, Umwandlung oder Inaktivierung von Stoffen, von der Zusammensetzung der Rezepturen und möglichen Synergismen oder Abschwächungen, von Konzentration und Dosis, von der Applikationsart und der Bioverfügbarkeit abhängig ist, so daß die getroffenen Aussagen entsprechend allgemein gehalten und vorsichtig bewertet werden müssen; auch auf das Problem der Nebenwirkungen sei hier hingewiesen. Die einschlägigen Passagen bei Brunschwig und Hans von Gersdorff werden nicht noch einmal aufgearbeitet, da sie schon oft genug paraphrasiert und kommentiert wurden sowie darüber hinaus verhältnismäßig leicht verfügbar sind. 4 Der Vollständigkeit wegen werden die entscheidenden Abschnitte jedoch als Anhang abgedruckt. Die wesentliche Rolle für die Entwicklung der Feuerwaffen — der Handfeuerwaffen wie auch der Artillerie — spielte die Entdeckung des aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle bestehenden Schießpulvers. In China als „pyrotechnisches Kriegsmittel" verwandt, wurde es, wie Volker Schmidtchen schreibt, „durch arabische Vermittlung in Europa bekannt", wo es erstmals nachweislich 1326/27 sen halbherzig richtigstellt, indem er auf das Kapitel von ..Büchsen piduer aus wunden tzw bringen ' ' hinweist und behauptet, damit seien Heinrichs Äußerungen zum Thema Schußverletzungen erschöpft, so daß er die Arbeit mit der Wertung abtut: ,, Dieser paar Worte wegen kann man ihn aber nicht als Schriftsteller über Schussverletzungen bezeichnen." [sie!]; ja, Koehler stellt darüber hinaus im Haupttext resümierend immer noch die Behauptung auf, daß nicht H. v. Pfalzpaint, sondern Brunschwig ,,der erste Schriftsteller über Schusswunden" sei. Croes (1940) behandelt die Thematik für das 16. Jh., er geht auf die Waffentechnik ein, legt die Anschauungen zum Wesen der Schußwunden (d. h. Verbrennungs- und Vergiftungstheorie) ausführlich dar und schildert die Behandlung bei den verschiedenen Autoren des 16. Jh. (wobei er für das frühe Deutschland Pfalzpaint — dessen Werk Croes nicht einsehen konnte [S. 138] —, Brunschwig und Gersdorff berücksichtigt). Billroth (1859) schildert die Verfahren von H. v. Gersdorff und Brunschwig, dessen einschlägiges Kapitel 10 er im Wortlaut abdruckt (S. 6—8), um dann schon zu Wirtz und Paracelsus überzugehen; die erst 1868 veröffentlichte „Wündärznei" des H. v. Pfalzpaint war Billroth natürlich noch unbekannt. Frölich (1882) geht vornehmlich auf H. v. Pfalzpaint, Brunschwig und da Vigo ein und greift im Hinblick auf den Pfalzpainter und Brunschwig im wesentlichen auf seine Arbeiten Frölich (1874) und (1873) (die unter dem vielversprechenden Titel „Hieronymus Braunschweig am Ende des 15. Jh. — über Schusswunden" erschienen ist, in der Frölich jedoch lediglich einen kurzen Uberblick über das „Buch der Cirurgia" gibt, in dessen Verlauf er das Schußwundenkapitel nur kurz streift [Sp. 118]) zurück. Vgl. darüber hinaus bei Gurlt (1898) die ausführlichen Abhandlungen zu den einschlägigen Wundärzten und deren Werken (II: Pfalzpaint S. 187—198; Brunschwig S. 201—221; Gersdorff S. 222—233; dazu die Abschnitte zu ausländischen oder späteren Chirurgen) sowie seine Ausführungen über Schußwunden durch Feuerwaffen im allgemeinen Teil (III, S. 513-521). 3 Die Wiedergabe der Texte folgt, soweit nicht anders angegeben, buchstabengetreu der Edition bzw. dem alten Druck. Lang-s und Rund-s werden nicht unterschieden, eine Kennzeichnung von Zeilen- und Seitensprüngen sowie unterschiedlicher Schriftgrößen und Schriftarten erfolgt nicht. Offensichtliche Fehler wurden korrigiert und sind im Anmerkungsapparat nachgewiesen. Texteinfügungen durch mich sind durch Spitzklammern kenntlich gemacht. Bei alten Drucken wurden Abkürzungen aufgelöst, wobei die Auflösung durch Unterstreichung markiert ist; bei Vokalen mit superskribiertem ,,e" oder ,,o" wurde der übergestellte Buchstabe nachgestellt und die so entstandene Vokalkombination durch eine andere Schriftart gekennzeichnet. 4 Vgl. die in Anm. 2 genannte Literatur, in diese Texte zum Teil wiedergegeben bzw. ausführlich paraphrasiert und kommentiert werden. Sieh darüberhinaus zu Brunschwig und H. v. Gersdorff die ,,Verfasserlexikon" Artikel Frederiksen (1978) und (1983) sowie die dort angegebenen Ausgaben und Literaturhinweise.