Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts

Brunschwig ab, dem bis dato dieses Verdienst zugeschrieben wurde 18 . Heinrich von Pfalzpaint, einem bayerischen Ministerialengeschlecht aus Pfalzpaint im Altmühltal entstammend, wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts geboren, absolvierte eine Lehre zum Wundarzt bei verschiedenen Meistern vor allem im bairischen sowie fränkischen Raum und war Schüler des in der Gegend um Metz tätigen Johannes Beris, der Heinrich entscheidend beeinflußte. Vor 1450 trat Heinrich von Pfalzpaint in den Deutschen Orden ein und versorgte unter anderem wahrend einer dreijährigen Belagerung im 13jährigen Krieg zu­sammen mit Jakob Schillingholz, dem hochmeisterlichen Leibarzt, medizinisch die Ordensburg Mari­enburg, so daß er auf entsprechende wundärztliche bzw. kriegschirurgische Erfahrung zurückblicken konnte. 19 So schreibt Gundolf Keil im ,,Verfasserlexikon": , ,H. v. P. ist in erster Linie Praktiker und verfügt über gediegene fachliche Erfahrung, die den Leist­ungsstand oberdt. Chirurgie des SpütMAs spiegelt. Aufmerksamkeit haben seine Narkosetechnik, seine Behandlung von Schußwunden sowie seine Hasenschartenoperation gefunden, und im Brennpunkt des Interesses steht seie Erstbeschreibung einer Nasenplastik, die er einem (Süd-)Italiener verdankt I...]." 20 Für die Geschichte der Schußverletzungen bedeutsam ist nun die , ,Wündärznei" Heinrichs, die — für seine Schüler verfaßt und deshalb nicht gedruckt und in der Wirkungsgeschichte beschränkt — in bairisch-schlesischer Mischmundart geschrieben ist, zum Teil eigenständig gestaltete Texte enthält und erst 1858 wiederentdeckt wurde. 21 Im Hinblick auf die kriegschirurgischen Inhalte aufgearbeitet wurde das „Buch der Bündth­Ertznei" [!] des Heinrich von Pfalzpaint auch schon von Franz Hennann Frölich 21 , der die einschlägi­gen, militärchirurgisch bedeutsamen Textstellen angibt, vor allem die Behandlung der Pfeilwunden bei Heinrich darstellt 23 und weiter feststellt, daß — im Gegensatz zur Erläuterung der Pfalzpaint­Herausgeber Haeser und Middeldorpf 24 — die Pfalzpaintsche Schrift durchaus Schußwunden durch Feuerwaffen berücksichtigt 25 . Frölich hebt dabei auf drei Textstellen ab: 26 Zum ersten bezieht er sich auf die entsprechende Erwähnung im Pfalzpaintschen Inhaltsverzeichnis — ,,Item vor das büchssen­pülüer auss den wunden." 21 — sowie das wahrscheinlich damit bezeichnete Kapitel ,,Büchsssen pul­uer aus wunden tzw breiigen" 28 ; zum zweiten die Erwähnung von Schießpulver im Rahmen einer medikamentösen Therapie gegen Würmer 29 , die beweise, daß Schießpulver als Büchsenpulver zumin­dest schon existiert habe, sowie drittens eine Textstelle, in der Kugeln erwähnt werden, ,,die von buch­senn hinein geschosssenn sein" m (auf das erwähnte Kapitel sowie die letztgenannte Passage werde ich mich auch in meinen folgenden Ausführungen beziehen). Frölich sieht vor allem in der letzten Text­18 Sieh dazu etwa Gurlt (1898), III, S. 514, oder Frölich (1874), Sp. 198. Vgl. auch oben, bes. Anm. 2. 19 Keil (1981b), Sp. 856—858. Vgl. auch Probst (1969), S. 169—171, der insbesondere auch die Tätigkeit Heinrichs als Kriegschirurg des Deutschen Ordens betont. Sieh ebenfalls Haage (1991), S. 223—228, der auf Leben und Werk (insbesondere die „Wundarznei") des Pfalzpainters eingeht, die Schußwunden dabei allerdings nur neben anderem erwähnt. 20 Keil (1981b), Sp. 861. Hervorhebung durch mich. 21 Zu Textgeschichte, Überlieferung und Wirkungsgeschichte der „Wündärznei" sieh Keil (1981b), Sp. 859—862. Vgl. auch Gurlt (1898), II, S. 187—198, wo dieser die Inhalte der „Wündärznei" darstellt. 22 Frölich (1874). Vgl. auch Frölich (1882), S. 598—602, der dort die Ausführungen über Schußwunden seiner älte­ren Arbeit Frölich (1874) (die ich im folgenden Abschnitt referiere) noch einmal darlegt. 23 Frölich (1874), S. 587-590 24 Vgl. das Vorwort zur Ausgabe Pfalzpaint (1460), S. XXVIII, wo die Herausgeber fälschlicherweise schreiben: , ,Schusswunden durch Feuerwaffen werden auffallender Weise nirgends erwähnt. ' ' 25 Frölich (1874), S. 592—593 2( > Frölich (1874), S. 593-594 27 Pfalzpaint (1460), S. 10 28 Pfalzpaint (1460), S. 135 29 Pfalzpaint (1460), S. 24. Das Schießpulver ist hier lediglich Bestandteil eines Rezepts, es besteht kein Zusammen­hang mit Schußverletzungen. 30 Pfalzpaint (1460), S. 60

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