Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts

stelle den Beweis, daß sich Heinrich von Pfalzpaint mit der Problematik beschäftigt hat, und kommt zu dem Schluß: , ,Und somit erfahren wir, dass die Schusswunde nachweislich schon in der Mitte des 15. Jahrhun­derts ein Gegenstand der Kriegschirurgie war und dass die literarische Erstgeburt deutscher Kriegschir­urgie nicht dem Jahre 1497 — wie bisher angenommen — sondern schon dem Jahre 1460 angehört. Freilich sind, wie wir gesehen haben, die in der Pfolsprundt 'sehen Schrift überlieferten Nachrichten über die chirurgische Behandlung der durch Feuerwaffen verursachten Schusswunden noch äusserst spärlich; sie machen den Eindruck, als ob diese neue Art der Verwundung, nicht etwa ihrer Häufigkeit und Schrecklichkeit wegen, sondern nur der Vollständigkeit der Darstellung wegen, der flüchtigen Er­wähnung bedurft hatte, und sie sind so nebensächlich eingestreut, dass den Herausgebern darüber, dass ihnen die Stellen entgangen, kaum ein Vorwurf erwachsen kann." 31 Die im zweiten Teil des Zitats geäußerte Einschätzung freilich und die anschließende Bemerkung, daß die Entwicklung der Schußwundentherapie bis 1497 — also dem Erscheinen von Brunschwigs ,,Buch der Cirurgia" — ,,sehr beträchtliche Fortschritte gemacht haben mag" 32 , sind bei genauerer Betrachtung der „Wündärznei" zu korrigieren, die hier unterbewertet wird. Die Schlußfolgerung Frö­lichs, daß die Schußwunde ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an Bedeutung gewonnen hat 33 , wird dadurch nicht berührt. Heinrich von Pfalzpaint äußert sich nun im Hinblick auf Schußwunden in zweierlei Form: Zum einen beschreibt er chirurgische Rezepte (Salben, Pflaster, Wundtränke) und Verfahrensweisen ohne ausschließlichen Bezug auf Schußwunden, bemerkt jedoch, daß diese Ausführungen auch bei Verunrei­nigungen von Wunden mit Büchsenpulver oder bei Schußwunden Gültigkeit besitzen, bzw. er nimmt diese neben anderem in die Liste der Indikationen auf. Zum anderen bietet Heinrich von Pfalzpaint ein explizites Kapitel bezüglich der Austreibung von Pulver aus der Wunde. Bei der Behandlung von Schußwunden bezieht sich der Pfalzpainter im übrigen immer wieder auf seinen Lehrer Johannes Be­ris, der — wie Gundolf Keil feststellt — ,,sich als erster Anhänger der Vergiftungstheorie [zeigt]" und ,,das Pulver aus dem Schußkanal hinauszutreiben [sucht], indem er die vis repulsiva zweier Kräuter nutzt" 34 . Zunächst zu den „vermischten" Textstellen: Heinrich von Pfalzpaint empfiehlt folgender­maßen die Indikationen und Vorteile einer Salbe: , ,Meyster lohan heylssalbe. Nun will ich settzenn sein heylssalbenn, dor mit er all wunden heylt, vnd macht seyne salbenn tzw, als ich hirnachmals leeren will, vnd ist dy beste wundt szalbe tzw frischenn wunden all tag tzw nutt­zenn, dy ich yn disssem buch {settze). vnd macht nicht vil eitters, vnnd heyleth alle Scheden, vnd ie breiter du dy plaster machst io besser vnd nuttzer sie den wunden syn. vnd sie heyssst dy rote heyls­salbe. dy salbe mit dem wundtrangk werth dem glidewasser vnnd dem buchssenpuluer." 35 31 Frölich (1874), S. 594 32 Frölich (1874), S. 594 33 Frölich (1874), S. 594 34 Keil (1978). Vgl. Haage (1991), S. 224. Johannes Beris äußert sich im einschlägigen ,,Cap. XXIX. Wie man Wun­den Geschossen I mit Buechsen odder Pfeilen handelenn sob' einer gedruckten Ausgabe des Jahres 1552 (Beris [1552], Bl. 15 r —17 r ) folgendermaßen zum Thema Schußwunden durch Feuerwaffen: ,,JSt einer Geschossen mit einer Buechsen / so sol man jm auff stund das Puluer auß treiben / vnd thun wie hernach geschrieben / vnd den heylen mit der Wundsalben. Nimb Beifuß I fiienff Stengel Maßliebenn Kraut mit den blumen I stoß es vntereinander inn eim Moeserrstein / den Safft gibe dem verwundten Menschen zutrincken I so geht das Puluer vonn stund an zu der Wunden auß." (Beris [1552], Bl. 15 r ). im weiteren Verlauf gibt er noch einige Erläuterungen zum Beifuß und die Anweisung, die Wunde mit einem Wundpflaster zu versorgen (Bl. 15 r ™ v ); das weitere Kapitel bezieht sich auf Pfeilwunden und deren Behandlung. Vgl. dazu unten die Wund tränke des Heinrich von Pfalzpaint, die auf Johannes Beris basieren bzw. zum Teil über ihn hinausgehen, weshalb Beris hier nur am Rande betrachtet werden soll. 35 Pfalzpaint (1460), S. 11

Next

/
Thumbnails
Contents