Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
schulabsolventen und einem nicht auf einer Akademie ausgebildeten Mediziner habe unterscheiden wollen, ist hinfällig: auf den Tafeln von Kassa und Bártfa ist der das Uroskop haltende Schutzpatron jeweils der jüngere. Das vom westeuropäischen Typ abweichende Votivbild des Apothekerpaares Bertalan Czottmann (Abb. 4) — vom hohem ikonographischen Wert und einzig in seiner Art — wurde 1516 hergestellt und ist heute am MetterciaAltar der Katedráié in Kassa (Kosice) zu sehen. Der Name des Altars stammt von der im Mittelpunkt des Gemäldes stehenden Mettercia-Darstellung. Das von Bertalan Czottmann bestellte Bild wurde in seinem Auftrag zum Andenken an die Apothekenübergabe an seinen Schwiegersohn angefertigt. Das Wappen in der Bildmitte zeigt an, dass Czottmann Stadtrat geworden war und ein heraldisches Zeichen führen durfte. Der Maler war vermutlich János Babocsay; die unrichtige Schreibweise des lateinischen Namens weist jedenfalls auf einen ungarischen Meister hin (Sebastianus, Pongracius). Die mit ihren bekannten Attributen unmittelbar über den Köpfen des knieenden Apothekerpaares befindlichen Kosmas und Damian sind hier als echte Schutzpatrone von Medizin und Pharmazie zu betrachten. Der Apotheker als selbstbewusster Bürger der Renaissance verehrt in Damian den Patron seines nunmehr verselbständigten Berufes. In den medizinischen Fachbüchern erscheinen Kosmas und Damian zur gleichen Zeit in ähnlicher Darstellung; so werden sie beispielsweise im „Feldbuch der Wundarzney" des Hans von Gersdorff durch den Holzschneider Johannes Wechtlin (1490—1530) verewigt (Abb. 5). Das Votivbild von Kassa hat neben dem „votiven" Charakter zudem besonderen medizinhistorischen Wert: gemäss dem Beruf des Donators sind die meisten im Bild vorkommenden Schutzpatrone zugleich Heilpatrone. Hinsichtlich der Gemäldestruktur ist nach traditioneller Art ein Aufbau zu erkennen, bei dem das Spenderpaar mit dem Familienwappen im Vordergrund steht. In der Bildmitte beginnt die Verzweigung eines aus einer Urne spriessenden Lebensbaumes, ein charakteristisches Renaissance-Ornament mit einem Weintraubenranken nachahmenden Muster. Diese Darstellung des Jesse-Baumes (Virgo Jesse) erscheint in der ungarischen Sakralkunst seit dem Anfand des 16. Jahrhunderts. Unzweifelhaft ist das Votivbild in Kassa (Kosice) unter schematischer Anwendung dieses Symbols verfertigt worden. Beweis hierfür ist die Darstellung der über dem giebelförmigen Lebensbaum stehenAbb. 5 Johannes Wechtlin (1490—1530): Kosmas und Damian. Hans von Gersdorff: Feldbuch der Wundarztnev