Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
den „mit der Sonne bekleideten" Frau und dem apokalyptischen Mond zu ihren Füssen. Am Hauptaltar von Szászsebes ist der Jesse-Baum mit seiner Blume Maria — Symbol der unbefleckten Empfängnis — in gleicher Form dargestellt. Die unterhalb Marias bei der Vereinigung der beiden Zweige zu erkennende Mettercia-Darstellung, welche die vorangehende und die kommende Generation der „heiligen Sippschaft" offeriert, unterstreicht diese Ansicht noch deutlicher. Auf die Äste der „Virgo Jesse" sind hier nicht die Vorfahren Christi, sondern die Patrone des Donatorenpaares vond der Immaculata und Mettercia an in verhältnisgleicher Verteilung gemalt. Bei der Auswahl der Heiligen spielte die Tatsache, dass der Donator Apotheker war, eine bedeutende Rolle. Demgemäss sind von den 22 dargestellten Schutzpatronen 14 heilende oder wegen ihrer sozialen Denkweise bzw. Barmherzigkeit bekannte Heilige. Ihre Identität ist aufgrund der muniskularen Inskriptionen in den über den Köpfen der Heiligen schwebenden Glorien zu bestimmen. Unmittelbar über dem Spenderpaar sind Kosmas und Damian zu sehen. Ersterer hebt das Uroskop als Symbol der Ars medica mit den Händen empor, letzterer hält ein die Pharmazie symbolisierendes hölzernes Apothekergefäss mit Deckel und Instrumentarium in den Händen. Oberhalb von Kosmas und Damian sind in den Ästen des Lebensbaumes Spriessenden Blumenkelchen die Halbfiguren einer Reihe von Schutzpatronen zu erkennen: Erasmus (für die Magenkranken). Sebastian und Rochus (für die von der Pest Befallenen). Valentin (für die Fallsüchtigen), Job (für diee Aussätzigen). Jodokus (für die Epileptiker), Antonius (für die Kriebelkranken), Ottilia (für die Augenkranken), Margit von Antiochien (für die Gebärenden) und Nikolaus (für die Armen), desgleichen St. Christoph als Schutzpatron vor einem plötzlichen Tod. Als einen Altar der „heilenden Schutpatrone" kann man den zwischen 1515 und 1525 entstandenen Hauptaltar in Malompatak (heute Mlynica) bezeichnen. Er wurde von Margit Turzo zu Ehren der Margit von Antiochien errichtet. Am inneren Flügelbild rechts unten ist die verkleinerte Gestalt der knienden Spenderin zu sehen, gegenüber der ihr Martyrtum erwartenden Schutzpatronin. Margits Gestalt wird von den dargestellten weiblichen Heiligen umrankt: Ida die Selige (welche Kinder und Kranke betreut), Margit von Kortona (an deren Grab ein besessenes Kind geheilt wurde). Zu Füssen beider stehen Kinder. Am linken unteren Tafelbild reicht die Arpadin Elisabeth einem Krüppel Brot. Ida die Selige und Margit von Kortona tauchen übrigens in der ungarischen Ikonographie sonst nirgendwo auf; wahrscheinlich wurden sie von der Spenderin Opferbereitschaft gegenüber Kindern ausgewählt. Auf den äusseren Tafeln sieht man neben Schutzpatroninen wie Apollonia und Lucia auch die in Ungarn kaum bekannte Regina (Patronin der Hautkranken) sowie Genoveva (die Schutzheilige von Paris und Patronin der Zahnkranken). Die Kirche erflehte Genovevas Hilfe ausserdem für Fiebernde und Augenkranke sowie bei Eintritt einer Epidemie. Antonius der Eremit steht mit einer Klingel in der Hand und einem Schwein zu seinen Füssen in der Mitte; an den Rändern finden sich Kosmas und Damian. Letzterer trug wahrscheinlich ein Uroskop (sein Arm fehlt). Die beiden Schutzheiligen der Medizin finden sich an Flügelaltären und Giebeln in Ungarn ausschliesslich in Malompatak. Ihr Vorkommen ist dort nicht zufällig: der Besteller sicherte ihnen als Zeichen seiner Verehrung für Heilkunde und Pharmazie einen betonten Platz. Die Darstellung von Antonius dem Eremiten hängt mit der Tätigkeit des Antoniterordens in der Zyps zusammen. Die Fertigstellung des Votivbildes von Kassa und das Vötivaltares von Malompatak fällt in die Anfänge des Protestantismus mit dem Auftreten von Martin Luther. Im Gefolge der Reformation lässt die Verehrung von Schutzheiligen nach; bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts verschwinden die Darstellungen der eine Vermittlungsfunktion ausübenden Heiligen aus Malerei und Bildhauerkunst. Das Ende der Verehrung von Schutzpatronen kommt mit den Beschlüssen der Synode von Trident (1545—1563). Im unter die Herrschaft der Habsburger gelangten Nordungarn begegnet man noch bis 1530 den Gestalten der beiden Arzteheiligen Kosmas und Damian. Das Ende des regionalen Kultes wird schliesslich auch aus der Entwicklung der ungarischen Geschichte heraus veständlich: nach der Niederlage bei Mohács (1526) und der Einnahme von Buda (1541) sind weite Teile des Landes türkisch okkupiert. Unmittelbar vor der Reformation wählen sich mehrere medizinische Fakultäten deutscher Hochschulen Kosmas und Damian zu ihren Schutzheiligen, die 1443 im Wappen der Universität Leipzig zu finden sind und ausserdem bei den Medizinern von Erfurt und Wittenberg. Nach der Reformation be-