Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
Die Attribute der Ärzteheiligen (Uroskop, Apothekereimer, chirurgische Instrumente) erschienen demzufolge im Alltag der ärztlichen Praxis. Es ist daher kein Zufall, dass im Mittelalter gerade das Uroskop zum Symbol des Arztes wird: die harntreibende Medikation spielt neben diätetischen Massnahmen und Schröpfen, Aderlassen und Purgieren eine wichtige Rolle. Die oft dargestellte Harnflasche mit noch oben schlank werdendem Hals erscheint von dieser Zeit ab in den erhebenen Händen von Kosmas und Damian als Symbol der Ars Medica. Das zumeist hölzerne Apothekergefäss charakterisiert die Pharmazie. Die oben genannten Darstellungen werden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der europäischen Ikonographie gängig. Die Berufsymbole erscheinen etwas später und meist im Zusammenhang mit den die Kultverbreitung fördernden Epidemien. Bei den in Ungarn erhalten gebliebenen frühmittelalterlichen Wandbildern fehlen Darstellungen von Kosmas und Damian; man sieht dort andere Schutzpatrone wie Apollonia, Antonius den Eremien und die arpadische Elisabeth. Im übrigen waren die mittelalterlichen ungarischen Universitäten (Pécs, Buda, Pozsony, die von Matthias Corvinus geplante Universität von Visegrád) zu kurzlebig, um es zu einem Schutzpatronenkult kommen zu lassen. Erhalten gebliebene Wandbilder und Holzfiguren des späten Mittelalters und der Renaissance bestätigen aber das Weiterleben der Verehrung in den Zeiten der Arpaden und der Anjous. In den nordungarischen Städten entwickelte sich damals eine Lebensform, in der Ärzte und Apotheker wichtige Stellungen einnahmen und sich hohen Respekt zu verschaffen wussten. Entsprechend dieser Lebensform ist auch die Kleidung auf derartigen Darstellungen gehalten: die Symbolfiguren tragen dabei zugleich auch die Merkmale ihrer Nationaleigenschaften. Obwohl sich die Miniaturen nicht mit der heilenden Tätigkeit der Ärzteschutzpatrone des AnjouLegendarium befassen, verewigt sie der Maler in der Tracht der medizinischen Fakultät von Bologna. Die bereits erwähnten Wandbilder aus Csaroda sind in den Jahren 1270 bis 1275 gemalt worden, also ein halbes Jahrhundert früher. Die Attribute der Heiligen bestehen aus Medizinflaschen, doch deutet im Gegensatz hierzu ihre Kleidung nicht auf Vertreter des ärztlichen Standes. Dieser Vergleich von Wandbild und Miniatur charakterisiert also deutlich den sich im 14. Jahrhundert vollziehenden Denkwandel. Die früheste Darstellung kann sowohl von ikonographischen als auch von strukturellen Aspekt her als diejenige temporären Charakters angesehen werden. Am höheren Mittelteil des heute im Museum vom Kosice befindlichen Nikolausaltars von Szekcsőalja (ehemalige Komitat Sáros, heute Siba) stehen die Figuren von Kosmas und Damian (Abb. 1); die Plastizität der bemalten Holzfiguren trägt die Zeichen sowohl des alten als auch des neuen Stils. Trotz hieratischer Steifheit in Haltung und Kleidung stellt der zur Schule von Sáros gehörende Meister die Ärzteheiligen bereits mit einer (ihren Beruf Abb. 2 Kosmas und Damian. Ägidienkirche, Andreas-Altar. Bárt Iá