Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
andeutenden und von Wandbildern wohlbekannten) Kopfbedeckung dar; ihr Gesichtsausdruck weicht von dem steifen bärtigen Gesicht des mit geschlossenen Augen dargestellten Bischofsheiligen deutlich ab. Der Blick des einen ist zuversichtlich, des anderen besorgt. Vielleicht wollte der Künstler mit diesen gegensätzlichen „Grimassen" den ärztlichen Optimismus mit dem ewigen berufsbedingten Pessimismus konfrontiert sehen. Die Hände der Schutzpatrone sind leider verstümmelt, so dass man nicht weiss, was sie trugen; aus der realistischen Darstellung der Gesichtszüge lässt sich aber folgern, dass es sich um das Uroskop oder um ein Apothekergefäss gehandelt haben muss. Die chronologisch nächstfolgende, um 1460 angefertigte Darstellung ist die gemalte Kosmas— Damian-Tafel am Andreasalter in der Agidien-kirche in Bártfa (heute: Bardejov) (Abb. 2). Von hier ausgehend, war der Kosmas —DamianKult offenbar regional weit verbreitet. Zusätzlich wurden 2 weitere Tafeln gemalt (1460-1470 und 1489). Um die den Hauptteil des Altars bedeckende Figur der namengebenden Heiligen sind 4 Täfelchen zu sehen, auf deren einer Kosmas und Damian zum ersten Mal mit den in Europa wohlbekannten Attributen dargestellt sind. Der Auftraggeber war mit grosser Wahrscheinlichkeit ein adliger Ungar, vielleicht sogar ein Vertreter des Hochadels, denn neben Kosmas und Damian finden sich die im Inland verehrten Schutzpatrone wie Martin von Tours (savarischer Herkunft) und die arpadische Elisabeth. Die Tafelbildheiligen tragen insgesamt ärztliche bzw. bürgerliche Kleidung des Spätmittelalters. Der Heilige mit dem Uringlas trägt die Universitätstracht des Mediziners, den später als Talar dienenden weiten roten Überrock. Der Schutzpatron der Pharmazie ist mit dem Apothckcrgcfäss in der rechten und mit einem Skalpell in der linken Hand dargestellt; am Gürtel trägt er einen chirurgischen Instrumentenbehälter. Letztere Garnitur ist typisch für die Darstellungen in Ungarn. Der Meister des Mariae-Tod-Altars schuf diese Figuren zwischen 1470 und 1480 in Kassa (Kosice) (Abb. 3). Der Unterschied besteht darin, dass der das Uringlas haltende Kosmas nicht das Arztegewand der Universitäten trägt, sondern ähnlich seinem geführten die viel pompöser aussehende bürgerliche Kleidung mit einem Mantel über der Schulter. Mit Ausnahme eines einzigen Punktes stimmen daher die ungarischen Kosmas —Damian-Darstellungen mit denen in Westeuropa überein: der lokale Künstler malt sie, ohne Bezug auf ihre arabische Herkunft zu nehmen. Auf den ungarischen Tafelbildern erscheinen sie blond oder mit rötlichem Haar, der eine mit glattem Gesicht, der andere mit Vollbart oder Schnurrbart. Die Annahme, dass man hierdurch zwischen einem Hoch Abb. 3 Kosmas und Damian. Tafelbild, 1470—1480. Heilige Elisabeth-Katedral. Mariae-Tod-Altar. Kosice