Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
schrift des ersten Mosaikbildes aus dem 6. Jahrhundert verspricht dem römischen Volk dann sichere Genesung, wenn es sich an Kosmas und Damian wendet. Diese Auffassung stimmt mit dem Schutzheiligen-Kult des Spätmittelalters annähernd überein. In den Jahrhunderten der Bekehrung wird dieser Pragmatismus vom Mystizismus abgelöst und vor den „umsont heilenden" heiligen Ärzten öffneten sich sogar die meisten der fest verschlossen gewesenen Türen des Heidentums. Jetzt trat ihre bekehrende Funktion in den Fordergrund. Zu Beginn dieser Geistesepoche (11. Jahrhundert) wurde der ungarische Staat geboren; eine der grundlegenden Voraussetzungen dafür war die Übernahme des christlichen Glaubens. Mystizismus und Notwendigkeit also hatten sich verknüpft. Mit dem 15. Jahrhundert gelangt in Europa die frühchristliche Auffassung wieder zur Geltung, die medizinische Tätigkeit von Kosmas und Damian tritt wieder in den Vordergrund und so werden Schutzheiligen der Medizin. Dem Späteren Kult um Kosmas und Damian, eben dem der heilenden Heiligen wurde die Verehrung aus der Zeit der Arpaden zugrundgelegt. Dieser Zeit (zwischen 1400 und 1530) entstammt die 400 jährige reiche heimische Kosmas- und Damian-Ikonographie. Die davon erhaltengebliebenen Stücke (10 Tafelbiler. 8 Holzfiguren, insgesamt 14 Altäre) überdauerten — nach der Einnahme Budas (1541) und infolge der 150 jährigen Türkenherrschaft im Donau-Theiss-Zwischenland, Transdanubien und Südungarn — nur in dem der Habsburgischen Krone unterstellten Nordungarn. Auf dem Gebiet des ehemaligen unabhängigen Fürstentums von Siebenbürgen ist nur noch ein Tafelbild (Szászbogács, heute: Bagacui) aus dem Jahre 1518 vorhanden. Den Grund dafür kann man in der Verbreitung des Protestantismus finden. Die ersten Darstellungen von Kosmas und Damian mit ihren Attributen wurde für die HeiligeÄgidus-Kirche in Bártfa (heute: Bardejov) 1460 hergestellt, zwei Jahrzehnte später für die HeiligeElisabeth-Kathedrale in Kassa (heute: Kosice) in den Jahren zwischen 1470 und 1480. Erst nach 1500 erschienen derartige Anfertigungen in Szepeshely (Spisska Poradie), Lőcse (Levoca) und in Malompatak (Mlynica). Für die zunehmende Verehrung der Schutzpatronen der Medizin darf man zwei Gründe annehmen: 1. Die medizinischen Fakultäten wählten bei der Begründung ihrer Universitäten Kosmas und Damian zu ihren Schutzpatronen. 2. Aufgrund der Mängel in der ärztlichen Praxis entstand bei den Gläubigen das Bedürfnis, diese Unzulänglichkeit durch Schutzheilige zu ersetzen. Abb. I Kosmas und Damian auf dem Nikolausaltcr in Szekcsőalja (1400—1410). Kosice. Museum