Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)

DER KOSMAS- UND DAMIAN-KULT IN UNGARN IM SPÄTMITTELALTER UND IM PROGRAM DER GEGENREFORMATION (VON 15. BIS 18. JAHRHUNDERT) MARIA VIDA Auf eine Lücke unserer Heiligenkultforschung, nämlich auf die Frage des Kosmas- und Damian­Kultes in Ungar, machte in einem kurzen, in den Orvostörténeti Közlemények erschienenen Aufsatz Sándor Bálint aufmerksam. Er hielt die zwischen 1074—1077 angefertigte ungarische Krone — wegen der darauf angebrachten Emailbilder — für das älteste unserer Andenken. Im Bezug darauf hielten schon einige Publikationen die Einbürgerung des Kultes byzantinischen Ursprungs, und setzten zu­gleich zwischen dem Kult des Früh- bzw. demselben des Spätmittelalters eine unmittelbare Kontinuität voraus. Dieser auf der Hand liegende Anachronismus gab mir die Anregung, den Ursprung des Kultes zu klären, den ikonographischen Inhalt der jeweiligen Zeitalter einer Analyse zu unterwerfen und ihn zu bewerten. Aufgrund der erfassten insgesamt 116 Quellen (Urkunden, Legenden, bildliche Anden­ken) kam ich auf völlig neue Erkenntnisse, die von den bisherigen abweichen. Es hatte nämlich herau­gestellt, dass das erste bildliche Andenken, im Gegensatz zu Bálint's Behauptung, nicht auf der ungari­schen Krone zu finden ist, sondern auf dem im Jahre 1031 angefertigten Krönungsmantel. Diese Tatsache stösst einerseits die Theorie der byzantinischen Übernahme um, anderseits wird dadurch be­wiesen, dass die Kultverbreitung dem königlichen Ehepaar zu verdaneken sei. Der einheimische Kult hat drei selbständige Perioden gehabt. In der ersten Periode (1000—1040) wurde der Kult moralischer Mustergültigkeit motiviert, und sie entsprach zugleich sowohl dem christ­lichen Glauben als auch dem Programm der Staatsgründung. Die zweite Periode (1400— um 1530), welche sich selbstverständlich schon auf den weiterverbreite­ten Frühkult stützen konnte, wird von dem Neuaufleben pragmatischer Betrachtungsweise des Frühch­ristentums gekennzeichnet. Die Inschrift des ersten Mosaikbildes von Rom versprach dem römischen Volk eine vollkommene Genesung! Die Verknüpfung von Mystizismus und Notwendigkeit (Epidemien, Mangel an medizinischer Versorgung usw.) hatte den Kult der Schutzheiligen europaweit entfalten las­sen. So erschienen Kosmas und Damian — aufgrund ihrer heilenden Tätigkeit — als Schutzheilige der Medizin. Die dritte Periode (das 18. Jahrhundert) hatte sich in Ungarn im Geiste einer, infolge der Reforma­tion etwas später angebrochenen, barocken Schau gemeldet, in der sich die früheren heilenden Heili­gen, auf Grund einer weltliche Funktion, in das Symbol eines Wissenschaftszweiges bzw. dessen Pra­xis umwandelten. Der Kult der Anjou-Herrscher fasste in der Zips festen Fuss. Das die Krönung darstellende Fresko erinnerte auch noch Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts nachdrücklich an jene ruhmrei­che Periode und ihren Beginn. Die ursprünglich aus vier Szenen bestehende Legendenreihe des Flügel­altars von Szepeshely mit den Holzskulpturen von Kosmas und Damian in der Mitte des Altarschreines stellte das Martyrium der beiden Heiligen dar. Die mythische Ära des Kultes findet Ende des 14. Jahrhunderts ihren Abschluss. Er taucht Anfang des 15. Jahrhunderts — entsprechend der auf den Menschen bezogenen Auffassung der Renaissance — in einer neuen realistisch-pragmatischen Funktion auf; nämlich in den Schutzheiligen der Heilkunde, der Chirurgie und der Pharmazie. Wahrend der ersten Jahrhunderte des offiziellen Christentums lebte in ihrem Kult die aus dem römischen Reich übernommene pragmatische Betrachtugsweise: die In-

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