Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)
TANULMÁNYOK — ESSAYS - Kapronczay, Károly: Ungarisch—polnische Kontakte auf dem Gebiet der Medizin
Es läßt sich nicht schwer begründen, was die ungarischen Studenten nach Krakau zog. Um diese Frage beantworten zu können, muß vor allem auf die gegenseitige Sympathie der beiden Völker, auf die traditionellen ökonomischen, politischen und kulturellen Beziehungen hingewiesen werden. Wladislaus Lokietek (1288—1333) und seine zentralisierende Politik hat bei dem ungarischen König Karl Robert eine Anerkennung gefunden, so konnte er auch mit Sicherheit auf die Hilfe des ungarischen Staates rechnen. Dabei hatte natürlicherweise auch seine Frau Elisabeth — die Tochter des Königs Wladislaus' — eine wichtige Rolle gespielt. Auf die Krakauer ungarischen Studenten machte in erster Linie der naturwissenschaftliche, humanistische Unterricht einen überwältigenden Eindruck. In den 70—80er Jahren des XV. Jahrhunderts erschienen in Krakau neben den alten Scholastikern immer mehr Professoren und Magister, die humanistischer Verpflichtung waren. Jan Sacran (Johannes Sacranus), Jan Ursinus, Jacub z Gostynina, Adam z Wilna, Aesticampianus, Selig charakterisieren diese Epoche. Eine wichtige Rolle spielten in diesen Jahren Arzte und Astronome vom humanistischen Geist geprägt. Am Anfang des XVI. Jahrhunderts und in den Jahrzehnten der Jahrhundertwende können wir hier solche Persönlichkeiten treffen, wie Maciej Miechowita, der ausgezeichnete Arzt, Historiker, Geograph und Ethnograph, Marcin Bylica der Astronom, Rudolf A gricola, Leonard Coxe usw. Im Jahre 1487 wurde in Krakau die deutsche Burse eröffnet. Die ungarische Burse ist dagegen viel früher zustande gekommen, als Beweis dafür, daß sich die Zahl der Ungarn bedeutend vergrößerte. Bei der Erhöhung der Zahl muß auch in Betracht gezogen werden, daß die Söhne der ungarischen Landeskinder hier günstigere Möglichkeiten und billigere Verpflegungen für das Fortsetzen ihrer Studien fanden. Von der Mitte des XV. Jahrhunderts an gruppierte sich ein Teil der Ungarn in die Burse. Wann diese genau gegründet wurde, ist nicht bekannt, es darf aber angenommen werden, daß sie schon in den 70er Jahren des XV. Jahrhunderts bestand. Die Geschichte der Burse kann nicht das Thema dieser Bearbeitung sein, die aufrechterhalten gebliebenen Nomenklaturen sind deswegen auch für die Medizingeschichte wichtige Quellen 5 . Die Teilnahme der Ungarn am geistigen Leben der Stadt Krakau steht außer Zweifel. Uber die Ungarns, die sich an die medizinische Fakultät aufnehmen ließen, wissen wir relativ wenig, das seine Erklärung zum Teil darin findet, daß sich diese Fakultät auch erst zur Mitte des XV. Jahrhunderts entfaltete, und über das erste Jahrhundert ihrer Geschichte sehr bescheidene Belege zur Verfügung stehen. Andererseits haben aber von den immatrikulierten ungarischen Studenten Krakaus nur ein kleinerer Teil ihre Studien fortgesetzt, die Mehrheit dagegen zog nach Italien, wo sie ihr Können und Wissen vervollständigte und auch dort absolvierte. Trotzdem ist wichtig, daß aus dem XIV. und XV. Jahrhundert von solchen sieben Ungarn gesprochen werden kann, die an dieser Fakultät die Kunst der Medizin studierten, zwei von ihnen brachten es bis zum Baccalauréat 6 . Es muß bemerkt werden, daß die Ärzteausbildung der Krakauer Universität war. Das gilt besonders für die Mitte des XVI. Jahrhunderts, weil das neue anatomische Denken von Vesalius auch hier seine Nachfolger fand — z. B. in der Person von Novicampianus, der mit Ungarn einen engen Kontakt hatte. Das weitere Gebiet der mittelalterlichen ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte bilden die nach Ungarn gezogenen und hier praktizierenden polnischen Ärzte und Chirurgen. Ihre Tätigkeit erweiterte sich besonders zur Zeit der Anjou-Könige und der beiden Hunyadis. Die erste Angabe darüber stammt aus der Regierungszeit des Königs I. Ludwig (reg. 1342—1382), als Jan Radlica (Joannes Parvus) Doktor der Medizin — der spätere namhafte Krakauer Bischof und Professor an der medizinischen Fakultät — in Buda als königlicher Arzt lebte. Martin Cromer der polnische Historiograph des XVI. Jahrhunderts bemerkte, daß er bei jeden Unternehmungen der auch bei Krankheiten des Königs I. Ludwig — den damaligen Auffassungen gemäß — bei den Sternen einen Rat holte: „Necfere quiequam inconsulta astrologia solitus 5 Kovács, Endre: Krakkó és a krakkói egyetem (Krakau und die Krakauer Universität). Budapest, Akademischer Verlag, 1969 6 Kapronczay, Károly: Magyar—lengyel orvosi kapcsolatok a XV— XVI. században (Ungarisch— polnische medizinische Kontakte im XV—XVI. Jahrhundert). Orvosi Hetilap, 1977. S. 465—467