Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)
TANULMÁNYOK — ESSAYS - Kapronczay, Károly: Ungarisch—polnische Kontakte auf dem Gebiet der Medizin
Eine wichtige Quelle der an den ausländischen Universitäten sich herausgebildeten ungarischen und polnischen medizinischen Kontakte im XVI. und XVII. Jahrhundert sind die Matrikeln der einzelnen „Nationen ". Die Studenten der einzelnen Länder wurden in Gruppen, s. g. Nationen geteilt, wo die Polen und Ungarn öfters in derselben Nation ihren Platz fanden — oder wenn Söhne eines Volkes in kleinerer Zahl vertreten waren, so haben sie sich gegenseitig aufgenommen. Letzteres war besonders für die Universität in Wien und für Italien charakteristisch. Im XVII. und XVIII. Jahrhundert war öfters der Fall, daß in den Grenzgebieten Ungarns und Polens ungarische Ärzte in Polen, und polnische Ärzte in Ungarn ihre Praxis ausübten. In den Archiven von oberungarischen Städten befinden sich wertvolle Belege für den Beweis dieser Tatsache. Die Eröffnung der ungarischen Ärzteausbildung bot neue Möglichkeiten für die ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte. Es kann als eine tragische Koinzidenz bewertet werden, daß eben zur Zeit der dreifachen Aufteilung des polnischen Königreiches — die zur Einschränkung der polnischen Unabhängigkeit, später sogar zur Aufhebung derselben geschah — eben Krakau und ihre Universität die Heimstätte des polnischen Patriotismus blieb. Die Intelligenz der durch Polen besiedelten, dem Habsburgreich angeschlossenen Gebiete konnte dagegen — neben der Lemberger Universität — auch an anderen Universitäten des Reiches ihre Ausbildung erwerben. Die aus Nagyszombat (Tyrnau) nach Buda (Ofen), später nach Pest umgesiedelte ungarische medizinische Fakultät (1784) hat in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts zahlreichen polnischen Medizin und Chirurgiestudenten eine Ausbildung ermöglicht; die in Pest verteidigten Dissertationen bieten wertvolle Beiträge zu dieser Tatsache und zur Geschichte der Kontakte. In den Stürmen des ungarischen Freiheitskampfes vom Jahre 1848/49 hat sich die Freundschaft noch mehr vertieft. Nicht nur die Generäle Bern und Dembinsky beteiligten sich daran, sondern es bluteten auch viele Söhne des polnischen Volkes, die in der Polnischen Legion kämpften, welche Legion einen selbständigen medizinischen Dienst besaß. Interessant ist zu bemerken, daß nach der Niederwerfung des Freiheitskampfes in der unmittelbaren Umgebung des auf türkischen Boden geflüchteten Generals Bern mehrere ungarische Ärzte lebten, sogar an seinem Sterbebett standen zwei ungarische Ärzte. Die medizinhistorischen Beziehungen der türkischen Emigration sind auch von ungarisch —polnischen Kontakten durchwoben. Die Memoiren der Emigration beinhalten reiche Belege und wichtige Quellenhinweise dazu. In der Geschichte der ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte nimmt die medizinische Organisation der in Ungarn Zuflucht gefundenen polnischen Ärzte und des medizinischen Personals, sowie der selbständige medizinische Dienst während des zweiten Weltkrieges einen hervorragenden Platz ein. Am 19. März 1944 ist mit den deutschen Besatzungstruppen auch die Gestapo einmarschiert, die die ungarischen politischen Widerstandskämpfer verhaftete. Auch der Leiter der polnischen Emigranten gehörte zu den Opfern des ersten Tages. Der Tod des Arztgenerals Dr. Jan Srzednicki-Kollataj symbolisiert unsere enge Verbundenheit in den tragischen Zeiten unserer Schicksals und befestigte noch mehr die Zusammengehörigkeit der beiden Völker. Auf dieser Basis der Vergangenheit konnten nach dem zweiten Weltkrieg neue Kontakte aufgebaut werden, die ihres Charakters nach ein neues Kapitel dieses Gebietes bilden. KONTAKTE IM XIV. UND XV. JAHRHUNDERT In der Geschichte der ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte bildet das XIV. und XV. Jahrhundert vielleicht die reichste Periode. Der Anfang reicht bis zur Regierungszeit des Königs I. Ludwig (des Großen) zurück. Sein Hof und die Krakauer Universität war der Mittelpunkt dieses Kontaktes. Zu dieser Zeit finden wir eine relativ hohe Zahl der Studenten und Professoren ungarischer Abstammung an der Krakauer Universität. Auf diese Tatsache wies die ungarische geschichtsschreibung natürlicherweise schon lange hin. Die ausländische Ausbildung der Ungarn war auch dadurch begründet, daß außer den übergansmäßig funktionierenden, in meisten Fällen aber kraftlosen Experimenten einer Universitätsgründung, in Ungarn keine ständig wirkende Universität von hohem Niveau existierte. I. Ludwig gründete nach dem Muster der Bolognaer Universität im Jahre 1367 in Pécs (Fünfkirchen) eine Universität, und rief italienische Professoren