Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)
TANULMÁNYOK — ESSAYS - Kapronczay, Károly: Ungarisch—polnische Kontakte auf dem Gebiet der Medizin
UNGARISCH—POLNISCHE KONTAKTE AUF DEM GEBIET DER MEDIZIN KÁROLY KAPRONCZAY Die ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte wurden von der Kulturgeschichte genau so wie von der Medizingeschichte beträchtlich ungünstig behandelt. Im Vergleich zu unseren kulturellen Beziehungen mit den westeuropäischen Ländern, die medizinischen Kontakte miteinbegriffen, die bis zu den kleinsten Details bearbeitet stehen, kann das bedeutungsvolle Kontaktsystem, das das mittelalterliche Ungarn zu Polen und der polnischen Kultur aufrechterhielt, in seinem medizinischen Aufriß eben nicht als klargelegt bewertet werden. Auf dem Gebiet der Medizingeschichte ist diese Aufdeckung auf einige Bemerkungen der Fachliteratur, oder bibliographische Beiträge beschränkt. Obzwar es von ungarischer und polnischer Seite her nicht von vereinzelten Privatkontakten handelt, die in einem oder anderem Land eine kürzere oder Längere Zeit hindurch ihre heilbringende Tätigkeit ausübten, sondern solche wissenschaftlichen und kulturellen Kontakte, die eine ziemlich lange Zeit hindurch ihre Ausstrahlung auf das medizinische Leben der beiden Ländern spüren ließ. Die ungarisch —polnischen medizinischen Kontakte blicken auf eine Vergangenheit von mehreren Jahrhunderten zurück. Es muß betont werden, daß das Kerngebiet unserer mittelalterlichen Beziehungen im ersten Abschnitt der Geschichte Krakau, die Krakauer Universität waren, die in der Ärzteausbildung des ungarischen Staates, der noch keine Universität besaß, eine wichtige Rolle spielten. Auch jene wesentliche Rolle von Krakau und der Krakauer Universität muß hervorgehoben werden, die sie im allgemeinen geistigen Leben Ungarns spielten. Beide Gebiete hängen streng zusammen. Die tiefe Sympathie, die beide Völker verknüpfte, hatte schon seit dem frühen Mittelalter — oft durch gemeinsame Herrscherfamilien wie z. B. der Jagellos, oder durch Herrscher wie I. Ludwig — ihre positive Auswirkung auf die Formulierung dieser Kontakte. Die zustande gekommenen medizinischen Kontakte wurden von den königlichen Höfen ungarischer- und polnischerseits beeinflußt, wo Ärzte auftauchten, die eine kürzere oder längere Zeit hindurch als Gäste ihren Beruf ausübten. Unsere Quellen weisen öfters auf königliche Ärzte hin, die auf ungarischem Gebiet der polnischen Medizinwissenschaft Anerkennung sicherten. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die Schicksalswenden, die sich in der polnischen und ungarischen Geschichte zeigen. So muß z. B. die Zeit der Türkenherrschaft ins Auge gefaßt werden, die Gebiete von Siebenbürgen, Oberungarn, das königlichungarische Gebiet, wo sich immer häufiger polnische Ärzte bemerken lassen. Ein selbständiges Kapitel bildet die Zeit des István Báthory, als polnischer König, in dessen Begleitung auch ungarische Ärzte nach Polen kamen, und dort ihre Heiltätigkeit betrieben. Ungarn hatte — abgesehen von einigen schwachen mittelalterlichen Versuchen — bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts (1635) keine selbständige Universität. Die ungarische medizinische Ausbildung konnte erst als Ergebnis des aufgeklärten Absolutismus und seiner Gesundheitspolitik (1769) begründet werden. Unsere Ärzte haben ihre Fachkenntnisse an ausländischen Universitäten erworben, wo sie öfters mit polnischen Medizinern gemeinsam sturdierten. Die Freundschaften, die hier im Ausland geknüpft wurden, waren in den späteren Jahren zu Fachkontakten erweitert und bildeten einen festen Grund der polnischen und ungarischen medizinischen Beziehungen im Interesse des Kennenlernens der Medizinwissenschaft des anderen Landes.