Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)
TANULMÁNYOK — ESSAYS - Vida, Mária: Die Heilige Elisabeth und die Betreuung der Aussätzigen in den Legenden und den ikonographischen Andenken des mittelalterlichen Ungarns
das volle Anführen genreartiger Motive. Außer der bereits erwähnten Badeszene beschäftigen sich mehrere Tafelbilder der Legende mit diesem Thema. Auf dem Tafelbild: „Die Heilige Elisabeth pflegt einen Kranken" läßt der Maler unmittelbar eine Lepraversorgung verewigen. Die Gattin des jungen Markgrafen säubert einen aussätzigen Bettler mit Hilfe ihrer treuen Gehilfin Isentrude im von Mauern umzogenen Garten ihres Schloßes zu Wartburg. Sie schneidet dem Bettler eben die Haare ab, während ihre Magd in einen Waschbecken das Wasser hineingießt. Auf die Krankheit des Bettlers deuten nicht nur die veränderten Gesichtszüge und die bräunlichen Knoten hin, sondern auch die sich unter seinem Sessel befindliche Klappe, dieses Leprasymbol, ohne das sich ein Leprose aus seiner Wohnung nicht zu rühren vermochte. Elisabeth Tätigkeit wird in dem Hintergrund von Ludwig, ihrem Gatten, ferner von ihrem Seelsorger mit liebem Einverständnis beobachtet. Dieser ikonographische Inhalt ist schon für die europäische Malerei kein ungewöhntes Thema; er läßt einen an den Holzschnitt des 1486 angefertigten Augsburger Passionales erinnern, wobei das kaschauer Tafelbild ein Jahrzehnt früher angefertigt wurde. Die dritte Tafel des Zyklus: „Eine Vision der Heiligen Elisabeth" vergegenwärtigt sie im Hospital zu Marburg, während der heiligen Messe, welche beim Hausaltar des Krankenzimmers durch ihren Beichtvater Konrad von Marburg zelebriert wird. Im Hintergrund liegen die Aussätzigen in Betten, mit ihren immer offenen Augen, die nie zuzudrücken sind. Die auf dem Boden sichtbare kurze Krücke deutet auf amputierte oder gelähmte Beine hin. Nach Ablauf der Probezeit, aus Anlaß der Aufnahme wurde in dem Leprahaus ein Requiem oder eine Messe abgehalten. Der Pfarrer hieß den Kranken, sein großes Übel als Gottes Gnade entgegenzunehmen, sich mit der göttlichen Verfügung zufrieden zu geben, an Ihn zu glauben. Dann wurde die Kleidung der Aussätzigen, seine Hanschuhe und die Abzeichen, welche von ihm getragen werden mußten, die Klappe, ferner die an den beiden Armen tragpflichtigen Tuchstücke, gesegnet. Letztens legte der Kranke das Gelübde ab; er wird sich ganz Gott zum Dienste weihen, sein Vermögen dem Leprahaus übergeben, in Enthaltsamkeit leben, seinem Magister gehorchen. Zwar ist der Inhalt der Szene ein Ereignis aus Elisabeths Leben, gibt er jedoch indirekt Daten dazu, die Krankenhausverhällnisse kennenzulernen. Die vierte ein Lepragepräge aufweisende Szene des Altars trägt die Leprosen-Legende vor. Sie führt den Titel: „Das Wunder des Kreuzes und der Rose." Es werden auf dem Bild tatsächlich die beiden Legenden von Meister dargestellt. Es sind auf dem Bett, um den gekreuzten Körper Jesu, mächtige blutrote und schneeweiße Rosen zu sehen. Dasselbe Thema ist in Bártfa, auf dem Elisabeth-Altar (1477—1485) von Meister Severin gemalt worden. Die Szene von Löcse (Leutschau; Levoca) stellt dagegen die Umwandlung des Körpers eines Leprosen zum Körper Jesu dar, aber ohne Rosen. 54 Auf den heimischen Wandmalereien war die Heilige Elisabeth mit dem Leprosen bereits im 14. Jh. gemalt worden. Eine dem Leutschauer und dem Kaschauer Bade-Szene-Bild ähnliche Wandmalerei wurde im siebenbürgischen Nagygalambfalva (Porumbenii Mari) 1970, an der nördlichen Schiffswand der reformierten Kirche entdeckt. 55 Die Komposition von vier Gestalten stellt Elisabeth in einem hermelinartigen Mantel, mit Heiligenschein um das Haupt dar. Sie reicht eben die Hand nach dem in einem Bottich sitzenden Kranken, dessen kahler Kopf und die nach sich selbst gedrehten Hände den Zustand einer vorgeschrittenen Lepra lepromatosa verraten. Eine Magd gießt aus einer Karaffe Wasser auf den Kranken. Im Hintergrund ist ein Bett, in dem Bett ein Kranker, über dessen Kopf eine aus den Wolken nach unter gestreckte Hand mit Glorienschein (Dexterra Dei) zu sehen. Ein ähnliches Fresko ist aus der Ruinenkirche von Szőllősvégardó (Arduv; eine verlorengegangene Ortschaft am Oberlauf der Theiss) bekannt. 56 Die Wandmalerei von Nagygalambfalva war 1375—1400, dieselbe von Szőllősvégardó im 15. Jahrhundert angefertigt worden. 57 Es gibt noch eine, um 1420 angefertigte Wandmalerei, wo ein Aussätziger mit Knoten bedeckter Körper zu 54 Radocsay, D.: Ebenda (185) Fußnote 266, 376.; Csánki, D.: a. O. a. O. 29, 41—41 (Bild) 55 Dávid, L.: A középkori Udvarhelyszék művészeti emlékei (Die Kunstandenken der mittelalterlichen Udvarhelyszék). Bukarest, 1981. 213—214.; Vida, M: Die heilenden Schutzpatronen ... a. O. a. O. Datensammlung des SemmelweisMuseums 693—78. 99/b 56 Dávid, L.: Ebenda. 220 57 Radocsay, D.: a. O. a. O. (184) Fußnote 223—224. (Literatur)