Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)

TANULMÁNYOK — ESSAYS - Vida, Mária: Die Heilige Elisabeth und die Betreuung der Aussätzigen in den Legenden und den ikonographischen Andenken des mittelalterlichen Ungarns

Die Benennung Hospital bedeutete im Mittelalter einen Sammelbegriff: das „hospitale leprosorium" war eine Anstalt für ansteckende Kranke, das „hospitale pauperum" (oder pauperum et infirmorum, bzw. pauperum infirmorum) entsprach im heutigen Sinne dem Armenhaus. Zoltán Somogyi verlegt Leprosorien und andere ähnliche Institutionen ausserhalb der Städte. So wurden also aller Wahrscheinlichkeit nach im Hospital des Heiligen Geistes-Ordens zu Kassa auch infizierte, darunter an Lepra leidende Patienten versorgt. An anderer Stelle vermutet Somogyi, daß die Armenhäuser deshalb in den Aussenstädten lagen, weil sie nicht in den Rahmen des städtischen Lebens passten. 2 Die Verbürgerlichung der Hospitäler bedeutete in der ersten Hälfte des XV. Jh. auch den Gedanken der Eigengesetzlichkeit, wonach das Hospital in erster Reihe dem Wohl der Bürger der Stadt dienen sollte, und zwar im hohen Alter, bei Krankheiten, Arbeitsunfähigkeit und desgleichen. Währenddessen bedeutete die kirchliche Fürsorge eine allgemeine Versorgung und Betreuung, die allen Hilfsbedürftigen offen stand. Die Hospitäler der städtischen Bürgerschaft wurden eher auf dem Gebiet der Stadt erbaut, da sie der Versorgung der Stadt dienten. Die Hospitäler ausserhalb der Stadt mochten ausser den Armen auch die Leprakranken versorgen. Archivdaten und kunstgeschichtliche Ikonographie ergänzen sich. Da diese Leistungen der bildenden Kunst Heiligen-Legenden und Parabelgeschichten darstellen, kann die Hagiographie — als Bestandteil der kunstgeschichtlichen Systematisierung — für die medizingeschichtliche Forschung, in unserem Fall für die Lepraforschung, als eine unmittelbare Quelle dienen. Auf diesem Wege kann man durch die Synthese von Archivsquellen, kunstgeschichtlicher Ikonographie und literarischer Werke zu wesentlich komplexerer Erarbeitung eines kultur- bzw. medizinhistorischen Themas gelingen, als wenn man es nur von einer einzigen Seite, von derselben übriggebliebener Urkunden forschen würde. Die über die Königstochter ungarischer Abstammung geschriebenen Legenden, Legendenfragmente, ferner die ihre Legende ins Leben rufenden Altarbilder liefern für unsere Kulturhistorik nebst Medizin­geschichte etliche literarischen und ikonographischen Dokumente aus dem Gesichtspunkte betrachtet, wie in dem Mittelalter die Leprafürsorge und Methodik der Krankenpflege abzulaufen vermochten. Aufgrund unserer Ermittlung können wir Daten beschaffen, welche in unseren Urkunden gar nicht vorkommen. Was soll die Klärung dafür sein, daß sie in Ungarn in der ersten Reihe als Schutzheilige der Leprosen verehrt, ihr Namen als Benennung für Leprosorien, die Leprafürsorge in ihren Legenden einen Akzent bekommen hatte, und daß sie in der Ikonographie oft als die im Leprosorium Tätigen dargestellt wurden? Die vielleicht volkstümlichste heilige Gestalt des spätmittelaltcrlichen Europas, Tochter des ungarischen Königs Andreas IL, und der Gertrud von Meranien, Gattin Ludwigs von Thüringen (1200—1227), die Heilige Elisabeth aus dem Árpád'-schen Haus war nicht aus Zufall die Schutzheilige von Kranken, Greisen, Krüppeln, Leprakranken und die Namensgeberin von Leprosorien geworden. Während der knappen 24 Jahre ihres kurzen Lebens hatte sie mehrere Krankenhäuser gestiftet ( 1223— 1228; 1225— 1226; Wartburg; 1228 Marburg), wo sie die Insassen selbst pflegte und versorgte. Friedrich IL, deutsch-römischer Kaiser, als er aus dem Heiligen Land nach Hause gekommen war, hat zur Ehraufbietung noch in ihrem Leben, 1229 in Nürnberg das erste Elisabethkrankenhaus der Kreuzfahrer gestiftet 3 . Auf Spur dieser Stiftung und als Ergeb­nisse von Spenden wurden zahlreiche „Heilige-Elisabeth-Hospitäler" bzw. Leprosorien zustande gebracht. Im Interesse ihrer Kanonisierung hatte der Papst Gregor IX. großen Eifer betrieben, und in dessen Folge wurde sie 1235, 4 Jahre nach ihrem Tode, in der Dominikanerkirche von Perugia heilig gesprochen. Der Dominikanerorden hatte angefangen, sie als eigene Schutzheilige zu ehren, und ließ ihre Feier 1243 in die Märtyrologie aufnehmen. 4 Zwar dachte man früher, daß Elisabeth in den für die Weltlichen Zustande gebrachten Drittorden der Franziskaner eintrat, jedoch wissen wir heute, daß es in der Wahrheit nie geschah, obwohl sie den Heiligen 2 Somogyi, Z.: a. O. a. O. 4., 101., 64 3 Ebenda 4 Huyskens, A.: Quellenstudien zur Geschichte der heiligen Elisabeth. Marburg, 1908. 47. vgl.; Hajabáts, M.: Árpád-házi Szent Erzsébet hagyománya a német irodalomban (Die Erbe der Heiligen Elisabeth aus dem Arpád'schen Haus in der deutschen Literatur). Bp. 1938. 10—11

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