Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)

TANULMÁNYOK — ESSAYS - Vida, Mária: Die Heilige Elisabeth und die Betreuung der Aussätzigen in den Legenden und den ikonographischen Andenken des mittelalterlichen Ungarns

DIE HEILIGE ELISABETH UND DIE BETREUUNG DER AUSSÄTZIGEN IN DEN LEGENDEN UND DEN SONOGRAPHISCHEN ANDENKEN DES MITTELALTERLICHEN UNGARNS MARIA VIDA In einer Szene der Legendenreihe auf dem zu Ehren der Namensgeberin im Dom zu Kassa (Kaschau; heute Kosice) geweihten Hauptaltar läßt die Heilige Elisabeth aus dem Árpád'schen Fürstenhaus im Leprosorium Leprakranke baden. In Ermangelung schriftlicher Beweise ist diese Szene ein wichtiges medizinhistorisches Dokument für die Leprafürsorge des 15. Jhs. Die übriggebliebenen Urkunden, Anordnungen, Dekretale, Stiftungsbriefe nämlich geben keine Auskunft, wie die Leprosen jener Zeit medizinisch versorgt wurden. Auf unserem Bild lassen die Heilige Elisabeth und ihre Gehilfin die Kranken in einem hölzernen Bottich baden. Um sie beide herum befindet sich die Gruppe der schon behandelten, bettliegenden bzw. jener Kranken, die auf eine Behandlung noch warten. Auf dem im Badebottich sitzenden Knaben sind die Symptomen der Lepra lepromatosa wahrzunehmen: auf dem Gesicht, am Arm und am Brustkorb sind braunrote Blasen (Plakks) zu sehen, welche grösser als eine Erbse sind. Die verzerrten oberen Gliedmassen weisen auf Gelenkskontraktur und die Atrophie der Muskulatur hin. Die Hand und die Finger des in der linken Ecke sitzenden Leprakranken sind krallenartig gekrümmt, die neben ihm liegende Handkrücke — da er sich nur mit Hilfe der Krücke bewegen kann — deutet auf eine Lähmung hin. Es fallen die Änderung des Gesichtsschädels, die frühen Runzeln, die Verdickung der Ohrenmuscheln, das Lichterwerden und Verschwinden der Brauen und der Liderhaare auf. Der Kopf eines jeden Kranken kippt starr zur Seite: der Mund ist schiefgezogen und ein wenig geöffnet, und was am gekennzeichnendsten ist: die Augen schliessen sich nicht vollkommen. Der eine Patient z. B. schläft mit offenen Augen. Neben Darstellung der Lepradiagnostik und des Leprosoriums vom 15. Jh. gibt die Szene auch auf die Person des Behandelnden und auf die Praxis der Heilung eine Antwort. Die Leprafürsorge war von den Mitgliedern der heilenden Mönchs- und Nonnenorden geleistet. Die Behand­lungsmöglichkeit erstreckt sich auf nichts mehr, als auf Veränderung der Hygieneumstände nebst symptomatischer Behandlung: auf die Wundversorgung. Die Methode: das Baden, Anwendung von Salben, Zubereitung von Heilgetränken; bzw. — im Falle der Lepra lepromatosa — das Aufschneiden der ulcerosen Knoten, die Reinigung, wo oft auch Aderlass vorgenommen wurde. Selbst die auf dem Bild sichtbaren Gegenstände: Schere, Salbentiegel, endlich der Teller für Aderlass weisen darauf hin. Der Meister des Legendariums des Hauptaltars hatte das Leprosorium und die Leprakranken nicht zufällig so gut gekannt. Es funktionierte nämlich in Kassa, Mitte des 14. Jhs., schon aufs beste das Leprahaus, dem er sein Modell hatte entnehmen können. Eine aus 1366 datierte Urkunde des Königs Lajos (Ludwig) I. spricht über die ausserhalb der Stadtmauern liegende Heiligen Geist-Kirche und das Spital, welche die Antoniter von Szepesdaröc rechtswidrig zu sich reissen wollten. Die konkrete Benennung „Leprosorium", figuriert in der Urkunde zwar nicht, jedoch ist die Annahme für wahrscheinlich zu halten, denn die „domus hospitalis" stand „extra murum ejusdem Civitatis", ausserhalb der Stadt. 1 Die ausserhalb der Stadtmauern liegenden Spitäler waren in der Mehrheit — eben im Interesse der Isolierung — Leprosorien. Ab Ende des 15. Jhs. wurden in diesen Häusern auch Syphilitiker gepflegt. Wick, B.: Kassa története és műemlékei (Die Stadt Kaschau und ihre Kunstdenkmäler). Kassa, 1941. 35. Kassa város Levéltára (Das Stadtarchiv Kaschau) Hospitale, 1366; Wiek, B.: A kétszázéves kassai ispotály-templom. Kassa, 1930. 12 p. (Die zweihundertjährige Spitalkirche in Kassa); idézi: Somogyi, Z.:^l középkori Magyarország szegényügye (Das Armenwesen des Mittelalterlichen Ungarns). Bp., 1941. 25., 35., 53—54.

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