Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 125-132. (Budapest, 1989-1990)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK, ELŐADÁSOK - STUDIES, LECTURES - Völker, Arina: Ungarn 1686 im Bericht des Halleschen Militärwundarztes Johann Dietz (1665-1738)
der „Lebensbeichte" aber um einen Bericht, dessen grundsätzlicher Wahrheitsgehalt außer Frage steht und der das genannte Postulat einer von Zeitzeugenschaft getragenen Autobiographie sinnfällig dokumentiert. JOHANN DIETZ IN UNGARN Der am 8. Dezember 1665 als Sohn eines Seilers in Halle geborene Johann Dietz hatte seine 1679 begonnene Barbierchirurgen-Ausbildung abgeschlossen und hielt sich als fahrender Geselle in Spandau und in Berlin auf, als er sich für den Krieg gegen die Türken verpflichten ließ und mit einem preußischen Nachschub —Kontingent 1686 nach Ungarn aufbrach. Dort wurde bereits seit einigen Monaten gekämpft; die Truppen der Heiligen Allianz hatten Vác und Neuhäusel erstürmt und schickten sich zur Belagerung von Buda an. Die Einheit, der Dietz als Militärchirurg zugeteilt war, nahm ihren Weg über Mähren, den Jablunkapaß, Trentschin, Kremnitz und Schemnitz; bereits während dieses Marsches hat Dietz viel Elend gesehen. Dazu notierte er später: ,£onsten lag zur selbigen Zeit das sonst schöne Ungarn gar wüste. Und war ... über dreißig und mehr Meilen kein Stadt noch Dorf, und manneshoch Gras, daß wir uns oft den Weg öffnen mußten. Von den verstöreten Städten und Dörfern lief das Land voller wilden Hunde, welche Menschen und Vieh, gleich den Wölfen, anpackten, ja die toten Körper aus der Erde auf den Walstätren und sonsten kratzeten. Wie ich eben durch solche in große Lebensgefahr gekommen. .. Waitzen, das schöne Städtlein, lag ganz zerstöret und verbrannt; die Menschen weggeführet. Neuhäsel war nun erst Mieder erobert; aber noch nicht repariret." Von Neuhäusel aus hat Dietz Kranke und Verwundete auf dem Wasserweg ins Hinterland gebracht. Das muß nicht ganz ungefährlich gewesen sein, denn die türkische Reiterei operierte noch immer im Gebiet beiderseits der Donau. Dietz vermerkte: ,JIier mußte ich mit den Kranken... auf die Donau flößen, welche von beiden Seiten der Donau immer von Türken chargieret wurden. Allein wegen der Breite und wegen des schnellen Flusses sie uns nichts tun konnten; wiewohl wir manches mal aufm Sand sitzen blieben." Vor den Mauern von Buda erlebt Dietz das Hin und Her von Sturmversuchen der Kaiserlichen und Ausfällen der Belagerten, unter denen Dietz auch viele Franzosen beobachtet haben will. Selbst Frauen beteiligten sich an der Verteidigung von Buda. Die Künste der türkischen Mineure müssen Dietz. ungemein imponiert haben: „Viel Minen haben sie auch gemacht. Wie noch mehr verborgene in der Stadt hernach mitsamt Kirchen und Gebäuden aufgingen. Wann unsere Leut vermeineten, einen okkupierten Platz zu bestehen, flogen sie unversehens in die Luft. .. so auch die Weiber mit Gabein unter unsere stürmenden Soldaten warfen, daß sie ganz verbrenneten und sich zu fünfzigen und hunderten, ganz nackend, schwarz und verbrennet, aus Angst in die daran fließende Donau gestürzet." Johann Dietz hat sich nicht gescheut, die Brutalität des Kampfes zu schildern bzw. zu Papiere zu bringen. Als sich die Türken nach einem anfänglich erfolgreichen Ausfall in die Stadt zurückziehen müssen „wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbarste mutnia gemacht wird. Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide durchsuchet, ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden." Vom Schicksal einer Gruppe von Marketenderinnen und Troßweibern berichtet Dietz in einer kurzen Notiz: „Wir ... sahen im Vorbeimarschieren, daß bei hellem Tage die Türken ausgefallen und wohl drei — bis vierhundert Weiber, so an der Donau unten an der Wasserstadt gewaschen und getreuget ... gefangen und erschröcklich schreiend, in die Stadt geschleppet hatten." Noch während der Belagerung hat die unter den kaiserliehen Truppen grassierende Rote Rulu' auch Dietz selbst schwer zu schaffen gemacht. Seine Heilung führte Dietz auf eine konsequent durchgeführte Gurkendiät zurück „weil die Krankheit sehr hitzig ... die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben. "