Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 125-132. (Budapest, 1989-1990)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Die Philanthropie und die Rolle der Frauen in Ungarn
ungarischen Frauen, den „Frauen unseres Vaterlandes mit einer schöneren Seele" zudachte, möchte ich zum Schluß meines Beitrages einige seiner Worte anführen: Nehmt ihn, selbst wenn er von vielen dem Manne als besser passend zugesprochen wird, mit holden Pietät in Eure Obhut. Uber den Kredit spreche ich und über dessen Folgen: über die Ehrlichkeit, die Heiligkeit des gegebenen Wortes, die Aufrichtigkeit der Taten; und so kann den Gegenstand auch vor Euch nicht fremder als vor uns sein, denn soviel Edles und Schönes, das die Menschheit erhebt, ist das Werk Eueres Geschlechtes. , .. 43 Im Rahmen der gegenwärtigen Studie ist die Analyse der professionellen Tätigkeit der Frau in der Medizin, nicht möglich. Die soziale Versorgung und die Krankenpflege war schon im Mittelalter zum Teil die Aufgabe der Nonnenorden. In den Klöstern war die praktische Geburtshilfe für die Arztordensbrüder strengstens verboten, und auch noch später von der Kirche untersagt. Deshalb war bis zum XIX. Jahrhundert die Entbindung, sowie die Versorgung der Wöchnerinnen und der Neugeborenen, oft auch die Beseitigung der auftretenden Komplikationen, die Aufgabe der Hebammen. Bis zum XVni. Jahrhundert konnte man hauptsächlich nur von Laienhebammen und von Hebammen ohne Fachbildung sprechen. Wie sehr die Geburtshilfe von den sonstigen Gebieten der Medizinwissenschaft hinterblieb, ist durch die, zur Erleichterung des Geburtsverlaufes dienenden Benediktion des, im XII. Jahrhundert verfassten Pray-Kodexes, bestätigt. Noch in der zweite Hälfte des XVn. Jahrhunderts wendete man den, im Besitze des pressburger Clarissen-Ordens stehenden „Gürtel der Heiligen Frau Margarete" als Geburts-Zingulum an, indem man ihm an den Leib der Kreisserin geschnallt hat/ 4 Die aus dem XIV. Jahrhundert stammende Miniatur der Illustrierten Chronik verewigt die Geburt vom König Ludvig U., den die Hebamme seiner, im Krankenbett liegenden Mutter darbietet. Charakteristich für die Unwissenheit dieser Laierhebammen ist, daß man sie oft für Hexen hielt; obwohl in den XVI —XVIII. Jahrhunderten über ihre Tätigkeit zahlreiche positive Beweise hinterblieben. 45 Die Wichtigkeit des Hebammendienstes wird offensichtlich, als an der 1770 errichteten medizinischen Fakultät der Universität in Nagyszombat (Trnava), schon vor der Ratio Educationis (1777) und dann ab 1775 im Medizinisch-Chirurgischen Institut die offizielle Hebammenausbildung verordnet wurde. Das erste Lehrbuch in ungarischer Sprache erschien 1776. Nachher wurden dann mehrere übersetzte und auch originale — in ungarischer Sprache verfaßte — Lehrbücher herausgegeben. Gleichzeitig wurde aber bei den Hebammen keine Forderung gegenüber dem Kentniss des Schreibens und Lesens gestellt. Demgemäß ging der Unterricht der Geburtshilfe mit Jahrzehnten der sonstigen organisierten Frauenbildung voraus. 46 MÁRIA VIDA, Ph.D. deputy general director of the Semmelweis Medical Historical Museum, Library and Archives, secretary of the Hungarian Society for the History of Medicine. Semmelweis Orvostörténeti Múzeum 1013 Budapest, Apród u. 1-3. 43 Széchenyi, I. Hitel. (Kredit.) Pest, 1830. 44 Vida, M.: a.a.O., 25—32. (Fußnote Nr. 1.) Die ärztliche Praxis und die medizinische Ikonographie im mittelalterlichen Ungarn. Jahrbuch der Universität Düsseldorf . (1981—83). Magyary-Kossa, Gy.: a.a.O. Bd. 2. 2. (Fußnote Nr. 15.), Korbuly, Gy.: A magyar szülészet gyermekkora. (Das Kindesalter der ungarischen Geburtshilfe.) 164— 270. 45 Magyary-Kossa, Gy.: Régi magyar bábákról. (Über die ungarischen Hebammen des alten Ungarns.) Orvosok és Gyógyszerészek lapja. 2. (1938), 10. k. 1—10— Korbuly, Gy.: a.a.O. 177—193. 44 Fekete, S.: A bábaoktatás története Magyarországon (Die Geschichte der Hebammenbildung in Ungarn.) Comm. Hist. Artis Med. 55—56 (1970). 175—186. Vida, M.: a.a.O. (Fußnote Nr. 16.) Vida, M.: Művészet és orvostudomány a régi Magyarországon. (Die Kunst und Medizin im alten Ungarn) Bp. 1989. u. Druck.