Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 117-120. (Budapest, 1987)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK - Baron, Frank: Wolfgang Talhauser Pannonicus és Theophrastus Paracelsus — kiegészítések egy barátság történetéhez (német nyelven)
gen kann. Allerdings muß sich Talhauser entschuldigen, daß in den Rezepten Latein vorkommt, aber ermutigt den Leser, mit dem Büchlein zum Apotheker zu gehen und ihm ,,mit dem finger (zu) zeigen, was er wolle gemacht haben ' ' Überdies behauptet Talhauser, daß die Gelehrten nicht einig seien, ob die umlaufende Krankheit die Pestilentz oder die Sucht genannt werden solle. Diesen unnutzen Streit um das Wort mache es Talhauser notwendig, sich direkt an den gemeinen Mann zu wenden. Sarkastisch spricht er den Wunsch aus, daß man hoffentlich von der Krankheit erlöst werde, ,,ehe das die sucht jren rechten Namen bey den geleerten überkomme". Talhauser vollendete seine Arbeit an der Herausgabe der Pestschrift von Matthias Boeham kurz vor seinem Tode. Spätestens im Herbst 1548 war er nicht mehr am Leben, wie wir nach einem Eintrag der Steuerbücher in Augsburg über seine verwitwete Frau annehmen können. 19 Abschließend können wir sagen: Während seines Lebens in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm Talhauser lebhaften Anteil an den Auseinandersetzungen seiner Zeit: an der Renaissance und der Reformation. Die hier dargelegten Ergänzungen zu seinem Lebenslauf bieten nicht die erhoffte Klarheit über die Studien in Italien, wo die Freundschaft zu Paracelsus entstanden sein könnte. Die Indizien stellen die Annahme der gemeinsamen Studien in Frage. Der Biograph des Paracelsus muß heute die Hypothese der gemeinsamen Studien kritisch betrachten; er darf zugleich nicht völlig ausschließen, daß Paracelsus und Talhauser in den zwanziger Jahren, also viel später, als man annimmt, in Italien zusammentrafen. Die sehr lückenhafte Überlieferung der Studien der beiden Männer läßt vermuten, daß ihrer Tätigkeit als Kritiker der gelehrten Medizin eine Zeit des Konflikts und der Enttäuschung bei den Studien an den Universitäten vorausgegangen war. Talhauser und Paracelsus suchten und forderten in der Religion wie auch in der Medizin neue, individuelle Wege, die unter den akademischen Zeitgenossen starke Gegenreaktionen hervorriefen. Beide fanden eine Allianz mit dem gemeinen Mann natürlich, um die Medizin von der Herrschaft der Universität und der Autorität der Antike zu befreien. Beide bedienten sich daher nicht des Lateins, sondern der deutschen Sprache. Es ist bekannt, daß Paracelsus dieser gelehrten Medizin seiner Zeit den Begriff der Erfahrung entgegensetzte. Er schrieb im Jahre 1529: ,,Ich bin gewachsen und transplantirt aus dem eueren garten in den andern, das ist ich bin in den garten erzogen, da man die beum abstümmelt und war der hohen schul nicht ene kleine ziert, da aber archeites sach das wachsen, das es mir in hochfart und bracht ging, ist er zu der transplantation und sich in ein andern garten zu pflanzen verursacht worden .. .darumb die transplantation geursacht ward sich nach so vil abstümeln in ein ander garten zu sezen, das ist in die erfarenheit zu wandeln . . ." 20 Die neu aufgefundenen Auskünfte über Talhauser sind für die zuverlässige Darstellung der Freundschaft zwischen Talhauser und Paracelsus relevant und nützlich: Talhausers bescheidene Herkunft als Sohn eines Schmieds in Preßburg; seine Studien an mehreren Universitäten, in Wien (Krakau?) und Wittenberg; seine Schwierigkeiten, sich an den Universitäten zurechtzufinden, wo er von den anerkannten Experten bakämpft wurde; die Suche nach einem eigenen Weg zwischen Rom und Wittenberg; und seine Schriftstellerarbeit für den „gemeinen Mann". Diese Aspekte seines Lebens zeigen, daß sein unruhiges Leben in vielen Dingen im Vergleich zu dem anderen Außenseiter, Paracelsus, Parallelen aufweist und daß Talhausers manifestartige Parteinahme für die neue Medizin des Paracelsus vor diesem Hintergrund sinnvoller erscheint, als sie aufgrund der dürftigen Quellen bis heute möglich gewesen wäre. 19 Telle: S. 19. 20 Sudhoff: Paracelsus. Sämtliche Werke, VII, S. 373 —374.