Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 107-108. (Budapest, 1984)

TANULMÁNYOK - Némethy Ferenc: A német nyelvű Regimen sanitatis (német nyelven)

solche Erfahrungen — obzwar in einer veralteten Form — durch die Regimina über­liefert sind, welche noch in ihrer Zeit — sogar bis heute — gültig und wertvoll blieben. 0 In dem obigen Gedankengang wurde an zwei weitere Kennzeichen der Regimina hingedeutet. Das eine, daß die Verfasser überwiegend Arzte oder mindestens mit den medizinischen Kenntnissen ihrer Zeit vertraute Persönlichkeiten waren; das andere, daß der wertbeständige Teil des Inhalts auf der Empirie beruht und auch ohne die Unter­stützung der wechselnden und veraltenden Theorien sich bewährt. Daß der Alkoholgenuß für die Kinder gesundheitsschädlich ist, verkünden wir auch heute, selbst wenn diese erfahrungsmäßige, empirische Tatsache nicht dadurch begründet wird, daß die Kinder von feuriger Natur von dem Wein, der ebenfalls von feuriger Natur ist, wie vergiftet werden, und ihr Weintrinken „geleich ist, als man Feuer zu Feuer tut von kleinem Holz, das schier (schnell) verbrannt". 10 Aufgrund der vier vorgezählten Kennzeichen kann festgestellt werden, daß das Regi­men sanitatis als Literaturgattung eine Mittelstelle zwischen den schriftlich abgefaßten Denkmälern der Ethnomedizin und der jeweils als wissenschaftlich betrachteten medi­zinischen Fachliteratur einnimmt. Mit ethnomedizinischen Schriften hat das Regimen einen gemeinen Zug, daß es mit praktischem Zweck einem Laienpublikum zugedacht ist, der Fachliteratur aber ähnelt es dadurch, daß die Verfasser meistens Ärzte oder akademisch gebildete Männer sind, die oft auch theoretische oder wissenschaftlich­medizinische Werke schaffen. Der empirische Grund ist zwar in allen drei Gattungen erkennbar, kommt jedoch in den Regimina am stärksten zur Geltung. In der Ethno­medizin spielten daneben Aberglaube und übernatürliche Kräfte, in der wissenschaftlich betrachteten Fachliteratur aber verschiedene Theorien, Spekulationen und Systeme eine große Rolle. Die Form des Regimen Sanitatis hat sich auf permanente und beispielgebende Weise in der scholastischen Gesundheitslehre des Mittelalters hcrauskrystallisiert. Nach dieser Lehre verfügt die Medizin in einer „theorica" über die theoretischen Grundlagen, denen in einer „practica" die Grundlinien des ärztlichen Handels gegenüberstehen. Die „theo­rica" beschreibt die Phänomene Gesundheit (sanitas), Krankheit (aegritudo) und deren Übcrgangsfeld, die Neutralität (neutralitas). Zur Gesundheit gehören die sog. natürlichen Dinge (res naturales), die durch die Anatomie und Physiologie erfaßt werden. Mit den Krankheiten als „widernatürlichen Dingen" (res contra naturam) befassen sich die Pathologie, Semiotik und Actiologic. Endlich ist das zwischen den beiden vorigen übriggebliebene „Niemandsland" das Reich der sechs nicht natürlichen Dinge (sex res non naturales). Mit diesem für heutige Ohren und Denkart etwas ungewöhnlichen Ausdruck wurden diejenigen sechs Dinge bezeichnet, die vom Benehmen des Menschen abhängig entweder zum Erstarken der Gesundheit oder im Gegenteil zum Verursacher einer Krankheit werden konnten. Sie waren also von der Natur nicht im vorhinein determiniert und für menschliche Eingriffe nicht unzugäng­lich wie die „res naturales", eben deshalb wurden sie „non naturales" genannt. Sie gehörten aber auch nicht zu den verderbenden Kräften, wie die „res contra naturam". :l Zwischen den Fragestellungen der Regimina und den des modernsten Umweltschutzes wird eine lehrreiche Parallele gezogen von Heinrich Schipperges: „Regimen der Gesundheit. Ge­sundheitsbücher blicken auf eine lange Tradition zurück. Kritisch beleuchten sie das Verhal­ten des Manschen und seine vielfältigen Beziehungen zur Umwelt." In: Bild der Wissenschaft (Stuttgart), Bd. 9 (1972), Heft 12, S. 1308—1315 10 Lateinische und deutsche Handschrift im Kodex 19167/S. 91 der Semmelweis Bibliothek für Geschichte der Medizin zu Budapest (im weiteren: Bp.Dfr.) llr, 1—3

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