Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Harig, Georg: Az antik orvosi deontológia társadalmi vonatkozásai (német nyelven)

Und gleichzeitig wurde er selbst, wurden sein Aussehen und seine Charaktereigen­schaften, sein Verhalten und seine Reaktionen, seine Äußerungen und seine Überzeugun­gen, mit einem Wort, all das, was den einzelnen auszeichnet und unverwechselbar macht, erstmals interessant und Gegenstand des Nachdenkens. Diese Entwicklung, in deren Verlauf der einzelne immer stärker in den Vordergrund trat, macht es verständlich, daß nicht nur die Anfänge der Biographie als Literaturgattung, 15 sondern auch die Entstehung des Portraits in das 5. bzw. in die Zeit um die Wende vom 5. zum 4. Jahrh. fallen. 113 Beide kündigen eine kulturhistorische Wende an, deren revolutionierende Bedeutung kaum überschätzt werden kann; zugleich äußern sich darin aber auch ein bestimmtes politisches Programm und das von ihm geprägte Menschenbild, denen Thuky­dides in der berühmten Gefallenenrede des Perikles aus dem Jahre 431 beredten Aus­druck verliehen hat. Wenn auch die Authentizität dieser Rede des Perikles ebenso fraglich ist wie die der anderen im Werk des Thukydides, so ist sie doch für uns deshalb von Bedeutung, weil sie ein historisch weitgehend zuverlässiges Bild von der Polis Athen und vom Selbst­verständnis der athenischen Demokratie vermittelt und weil die in ihr geschilderte Situation — das sei ausdrücklich hervorgehoben — eben die ist, in der auch der hip­pokratische Eid entstand. Die Staatsform, in der die Mitverantwortung aller Bürger Wirklichkeit geworden ist, heißt, wie Perikles bei Thukydides ausführt, Demokratie und diese Demokratie findet ihren Ausdruck in der Isonomie, der Rechtsgleichheit, zu verstehen als Gleichheit vor dem Gesetz, aber auch als Gleichheit der politischen Rechte. 17 Kennzeichen der athenischen Demokratie sei deshalb die Freiheit des einzelnen, 18 die verbunden ist mit zahlreichen Möglichkeiten zur Bildung und Erholung, 19 und aus diesem Grunde sei die Polis Athen in ihrer Gesamtheit zur Schule von Griechenland geworden, während der einzelne Athener eine Person darstelle, die im Verein mit liebenswürdigen Umgangsfor­men und Gewandtheit in den meisten Situationen sich als souverän erweist. 20 Die zuletzt angeführte Feststellung des Perikles enthält eine Konsequenz, die für uns von höchster Bedeutung ist. Die charakteristischen Eigenschaften des Atheners und die überragende Bedeutung Athens sind für ihn Ergebnis der Lebensbedingungen, unter denen die Bürger dieser Stadt leben, Bedingungen, deren Reproduktion die von ihnen gewählte demokratische Verfassung möglich macht. Der Mensch erscheint in dieser Rede somit als der Schöpfer seiner selbst. 21 In unserem Zusammenhang ist es ohne Bedeutung, daß das im Perikleischen Epita­phios entworfene politische Programm natürlich idealisiert ist, wichtig ist dagegen die Tatsache, daß in ihm Gedanken über die Stellung des Menschen formuliert sind, die zweifellos zum geistigen und politischen Allgemeingut der Epoche gehörten. Man kann ohne weiteres annehmen, daß sie den Ärzten dieser Zeit nicht nur bekannt waren, son­15 Vgl. G. Misch, Geschichte der Autobiographie, Bd. I/I, 3. Aufl., Bern 1949, S. lOlff. 16 Siehe dazu die anregende Arbeit von D. Metzler, Porträt und Gesellschaft. Über die Ent­stehung des griechischen Porträts in der Klassik, Münster 1971, bes. S. 30—53. 17 Thuk. II 37,1. Zur Interpretation der Rede s. zuletzt D. Nickel, Das gesellschaftliche Leitbild in der Gefalle­nenrede bei Thukydides, in: Der Mensch als Maß der Dinge, S. 167—187, und K. Gaiser, Das Staatsmodell des Thukvdides. Zur Rede des Perikles für die Gefallenen, Heidelberg (1975). 18 Thuk. II 37,2. 19 Ibid. II 38. 20 Ibid. 1141,1. 21 Ibid. II 36,4 und II 41,2. Siehe auch D. Nickel, Leitbild, S. 181.

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