Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 83-84. (Budapest, 1978)
LECTURIS SALUTEM - Antall József: Semmelweis betegsége és halála (magyar és német nyelven)
Hier soll bemerkt werden, daß ihre Meinung auf einem gegen das Ende seines Lebens geschriebenen Aufsatz des namhaften ungarischen Gelehrten Károly Schaffer fußte, wo das folgende zu lesen ist: „Semmelweis'' Wahnsinn stellte nur eine symptomatische, d. h. sekundäre und keine sog. genuine Geisteskrankheit dar." (Semmelweis lelki világáról. MTA Matematikai és Természettudományi Értesítője, 1939. LVIII. köt. 802—810. p. — Über Semmelweis' Innenwelt. In: Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. 1939. Bd. 58, S. 802—810.) Diesen Standpunkt hat auch eine der grundlegenden SemmelweisMonographien (Gortvay —Zoltán) eingenommen, die bisher in ungarischer (1966), englischer (1968) und deutscher (1977) Sprache erschienen ist. Auf der anderen Seite in der Debatte über Semmelweis' Krankheit steht in erster Linie István Benedek, der die Diagnose des septischen Deliriums nicht angenommen und in der Untersuchung des Problems immer tiefer greifend in mehreren Aufsätzen sowie in seiner Monographie (erste Auflage 1867, zweite Auflage 1973) bei der Wahrscheinlichkeit der progressiven Paralyse ausgeharrt hat. Deshalb haben wir das ganze Material der Debatte über Semmelweis' Krankheit in dieser Zeitschrift (Comm. de Hist. Art. Med. 55—56, 1970.) veröffentlicht und die Frage als abgeschlossen betrachtet, insofern keine neueren Dokumente auftauchen, bzw. keine neueren Untersuchungen durchgeführt werden. Beide gegenüberstehenden Meinungen sind auch weiterhin zur Geltung gekommen, so in der heimischen Fachliteratur, wie auch (und noch öfter) in verlautbarten wissenschaftlichen Stellungnahmen. Inzwischen hat der Jurist und Stadthistoriker Dr. István Darvas sozusagen einen Privatkrieg führend — seine Erhebungen nach Semmelweis' Krankengeschichte fortgesetzt. Es ist sein Verdienst, aufgeklärt zu haben, daß die Krankengeschichte überhaupt existiert, und anhand seiner mit Wiener Institutionen geführten Korrespondenz, aufgrund eines Briefes von Frau Dozent Dr. med. Marlene Jantsch (1961), verfügte er schon über eine partielle Kenntnis von deren Inhalt. Nachdem Dr. István Darvas als Privatforscher die Auslieferung der beglaubigten Kopien der Krankengeschichte und ihrer Beilagen nicht erreichen konnte, übergab er die Sache dem Rektor der Budapester Semmelweis-Medizinischen-Universität, Prof. Dr. Imre Zoltán, der die Korrespondenz mit Wiener Behörden, dem Bürgermeister der Stadt Wien und Frau Prof. Dr. Erna Lesky amtlich fortgeführt hat (1967—68). All das erwies sich aber vergeblich: die städtischen Behörden zu Wien beriefen sich zunächst auf rechtliche Hindernisse (1963), später aber (1968) äußerten sie sich in dem Sinne, daß die gesuchten Schriftstücke (Semmelweis' Krankengeschichte mit Beilagen) während der 1963 durchgeführten Bauarbeiten verschwunden sind. Der Frau Dozent Dr. Marlene Jantsch wurde aber verboten, die in ihrem Besitz befindliche Abschrift zu veröffentlichen. Nach einem wiederholt erfolglosen Briefwechsel mit den Interessierten haben wir keine andere Möglichkeit gefunden, als die ganze Korrespondenz für die Erwerbung der Krankengeschichte in unserer Zeitschrift in mehreren Sprachen herauszugeben (Comm. de Hist. Art. Med. 66—68,1973.), ergänzt durch eine Erklärung sämtlicher volljähriger Abkömmlinge in direkter Linie von Ignác Semmelweis zwecks Behebung der rechtlichen Hindernisse, die der Auslieferung der Schriften eventuell im Wege stehen dürften.