Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 80. (Budapest, 1976)
TANULMÁNYOK - Engelhardt, Dietrich v.: Du Bois-Reymond „Über die Grenzen des Naturerkennens" — egy 19. századvégi természettudományos vita (német nyelven)
Eine beachtliche Anzahl materieller Vorgänge, die mit Bewußtseinserscheinungen verbunden sind, diese beeinflussen oder von ihnen beeinflußt werden, sind für Du Bois-Reymond von Naturforschern bereits untersucht und erkannt worden; hier werde man auch noch große Fortschritte in der Zukunft machen können — die Tatsache des Bewußtseins selber, die Entstehung und der innere Verlauf spezifischer Bewußtseinsformen habe man damit aber aus Materiellem noch nicht erklärt. Um die Überwindung der zwei Grenzen des Naturerkennens hat sich der menschliche Verstand nach Du Bois-Reymond innerhalb der gesamten Wissenschaftsgeschichte immer wieder und vergeblich bemüht, auch in aller zukünftigen Entwicklung sind diese Versuche zum Scheitern verurteilt: Nicht mehr als im Verstehen von Kraft und Materie hat im Verstehen der Geistestätigkeit aus materiellen Bedingungen die Menschheit seit zweitausend Jahren, trotz allen Entdeckungen der Naturwissenschaft, einen wesentlichen Fortschritt gemacht. Sie wird es nie 6 . Über den zukünftigen naturwissenschaftlichen Progreß setzt Du Bois-Reymond das dann später berühmt gewordene Wort: Jgnorabimus'. Die Naturwissenschaften sind Zeugnis der Macht und Ohnmacht des Menschen, ihre Grenzen müssen anerkannt und hingenommen werden ; innerhalb dieser Grenzen gilt es jedoch, alle Möglichkeiten der Forschung zu verwirklichen und dies auch im Kampf und Widerstand gegen „Mythen, Dogmen und altersstolze Philosopheme" 7 . III Du Bois-Reymonds Rede ,Über die Grenzen des Naturerkennens' von 1872 stieß auf große Resonanz, sie führte zu Angriffen wie Zustimmungen — die Zeit sprach vom ,Laplaceschen Geist' und vom Jgnorabimus Streit' 8 , auch in der Kunst wurde der Streit beachtet; von Arno Holz erschien die Tragödie ,Ignorabimus' (1912). Die Wendung Jgnorabimus' tauchte, ihres spezifischen Sinnes bei Du Bois-Reymond entkleidet, in naturwissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Schriften auf, um die unterschiedlichsten Begrenzungen der Naturforschung zu rechtfertigen oder zu kritisieren; sie wurde, wie Du Bois-Reymond bemerkte, „zu einer Art von naturphilosophischem Schiboleth" 9 . Der Geltungsbereich von Mechanismus und Materialismus, das Verhältnis von Naturwissenschaft und Theologie, von Wissen und 6 ders., a. a. O., S. 460. Wenn Du Bois-Reymond mit den Worten fortfährt: „Sogar der Laplace'sehe Geist mit seiner Weltformel gliche in seinen Anstrengungen, über diese Schranke sich fortzuheben, einem nach dem Monde trachtenden Luftschrijfer", so kann natürlich nicht gefolgert werden. Du Bois-Reymond würde angesichts heute geglückter Mondlandungen seine These von den zwei Grenzen der Naturkenntnis fallenlassen. 7 ders., a. a. O., S. 461. 8 Becker, 1876; Below, 1897; Classen, 1908; Cohn, 1919; Dreher, 1889/90 u. 1893; v. Ehrenfels, 1886; Gadow, 1883; Haeckel, 1877, 1878 u. 1899; v. Hartmann, 1873; Koch, 1882; Köstlin, 1872; Lange, 2 1874; Langwieser, 1873; Mach, 1905; Meyer 1883; v. Nägeli, 1877; Nathusius, 1883; Preyer, 1876; Siebeck 1878; Spiller, 1873; Spix, 1883; Strauß, 1877; Virchow, 1877; Weber, 1885. 9 Du Bois-Reymond, 1880, n. 2 1912, S. 66.