Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 77. (Budapest, 1976)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK - ELŐADÁSOK - Ganzinger, Kurt: Az első gyógyszerészi-kémiai disszertációk a bécsi egyetemen (német nyelven)
Der Gegenstand der beiden Abhandlungen ist also nahezu der gleiche. Das erklärt sich, abgesehen von der Wichtigkeit der Salzsäure und ihrer Derivate für Chemie, Medizin und Technologie, wohl vor allem daraus, daß damals unter den Chemikern eine lebhafte Diskussion über die Natur der Salzsäure im Gange war, die erst vier Jahre später endgültig im Sinne unserer gegenwärtigen Vorstellungen entschieden werden sollte. Es standen sich nämlich gegenüber die von Antoine Laurent Lavoisier (1743—1794) vertretene Anschauung, daß die von den französischen Chemikern ,, acide muriatique" genannte Salzsäure so wie andere Mineralsäuren Sauerstoff enthalte und diesem ihren Säurecharakter verdanke, andererseits aber die Befunde von Humphry Davy (1778—1829), der 1810 bei einer sorgfältigen Untersuchung der Salzsäure keineswegs Sauerstoff nachweisen konnte und der daraus erkannte, daß die Salzsäure bloß aus Wusserstoff und dem schon 1774 von Carl Wilhelm Scheele (1742—1786) durch Behandeln von Braunstein mit Salzsäure erhaltenen und von ihm „dephlogisticrte Salzsäure" genannten gelbgrünen Gas bestehe 10 . Letzteres betrachtete Davy als ein Element und bezeichnete es wegen seiner Farbe als ,, chloric gase" oder „chlorine", später wurde es nach einem Vorschlag von Joseph Louis Gay-Lussac (1778—1850) kurz „Chlor" genannt. Obwohl sich die meisten Chemiker dieser Auffassung sehr bald anschlössen, behielt auch die ältere Anschauung vom Sauerstoffgehalt der Salzsäure noch eine Anzahl von Anhängern, da sich aus ihr scheinbar gleichfalls alle Eigenschaften der Salzsäure, ihre Umsetzungen und ihre Verbindungen zwanglos ableiten ließen. Sie erhielt sich vor allem deshalb noch eine Zeitlang, weil sich der hochangesehene schwedische Chemiker Jons Jakob Berzelius (1779—1848) zu ihr bekannte und sie in seinem Lehrbuch der Chemie erst 1823 endgültig aufgab. Die beiden Wiener chemischen Dissertationen des Jahres 1819 beruhen, mit einer geringfügigen Ausnahme bei Wehrle, nicht auf eigenen experimentellen Untersuchungen ihrer Verfasser. Sie stützen sich vielmehr durchwegs auf die Ergebnisse anderer Chemiker, die sie ausführlich referieren und zur Diskussion stellen, um daraus ihre eigenen Schlußfolgerungen zu ziehen. Nagy de Nyir, der seine Arbeit seinem Lehrer, dem Professor der Chemie und Botanik Joseph Franz von Jacquin (1766—1839), widmet, bespricht zunächst die vorzüglichsten Eigenschaften der „Chlorine", entwickelt und erörtert aber dann in seiner insgesamt 64 Druckseiten starken Abhandlung in zehn Hauptsätzen ausführlich die Lehre, wonach man dieses Gas für einen einfachen Körper halten müsse. Zuletzt bestreitet er nicht, daß man alle Eigenschaften des Chlors und der Salzsäure sowohl nach der alten wie auch nach der neuen Lehre erklären könne. Obwohl beide von seinen Lehrern mit der größten Unparteilichkeit vorgetragen worden seien, entscheidet er sich zuletzt persönlich für die neue Lehre wegen ihrer größeren Einfachheit und Konsequenz. Wehrle stellt seiner 101 Seiten umfassenden Dissertation eine Zueignung an den kaiserlichen Protomedikus Andreas Joseph von St iff't (1760—1836) voran und gliedert seine Arbeit in drei Abschnitte. Der erste und umfangreichste beschreibt das Vorkommen, die Gewinnungsart und die Eigenschaften der Salzsäure, des Chlors und 10 H. Kopp, Geschichte der Chemie. 3. Teil. Braunschweig 1854. S. 345-366. — J. R. Partington, A History of Chemistry. Vol. Ill, London 1962, S. 213, 414, 503; vol. IV, London 1964, S. 51-57, 147, 168.