Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 75-76. (Budapest, 1975)

TANULMÁNYOK - Kaiser, Wolfram: Német—lengyel orvostudományi kapcsolatok a 17—18. században (német nyelven)

Die Ereignisse der Türkenkriege sehen Polen auf der Seite der kaiserlichen Allianz. Als 1683 Wien belagert wird, führt Johann Sobieski (1624—1696) das Entsatzheer heran, gefeiert von seinen Zeitgenossen als der „unsterblich große Held". Teile Polens liegen noch aus der Schwedenzeit brach, als die ver­bündeten Truppen 1686 auf Budapest marschieren. Der hallesche Barbier­chirurg Johann Dietz (1665—1738), Militärfeldscher im alliierten Heer, notiert damals beim Zug durch polnisches Territorium: „Der Marsch ging vorderhand etwas durch Polen, so die Bauern alle entlaufen waren, etwa einen Stummen oder Blinden oder alte Frau im Dorfe gelassen, das Ihrige in die Erde, in große Löcher mit Stroh ausgesetzet, und sonst verstecket hatten; deren wir etliche, und darinnen viel Vorrat, gefunden, so daß wir schlachteten und aßen, was wir fanden. Da ging die Not schon an. Doch weiterhin trafen wir in einigen Dörfern die Leute in schlechtem Zustand an" 16 . Trotz der auch im frühen 18. Jahrhundert anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation — verstärkt durch den Nordischen Krieg und keineswegs aufgehoben durch die sächsisch-polnische Fusion und Personalunion — erstirbt beacht­licherweise das wissenschaftliche Leben in den kulturellen Zentren Polens keineswegs. Nach wie vor reisen polnische Studenten an die renommierten deutschen Universitäten. Als 1694 die Universität Halle mit einem feierlichen Festakt den Vorlesungsbetrieb aufnimmt, gehören die polnischen Studenten Jan Stanislaw Malinski und Szymon Zywicki zu den Erstimmatrikulierten in der Juristischen Fakultät; letzterer verteidigt noch im Gründungsjahr seine Inau­guraldissertation. Die Atmosphäre im Polen der Jahrhundertwende hat in bezeichnender Weise das Diarium Itinerarium des aus Käsmark gebürtigen Pädagogen Georg Buchholtz (1688—1737) eingefangen: „Es überrascht dabei, wie hoch der Stand dieser Kultur eingeschätzt werden muß. In jeder größeren polnischen Stadt, wo Buchholtz während seiner Reise bei befreundeten Familien meist für einige Tage oder Wochen, ja in Danzig sogar für mehrere Monate Quartier nahm, fand er nicht nur wohlhabende, sondern auch kulturell interessierte Bürger. So ist es nicht verwunderlich, daß sich in Danzig, aber auch in Elbing und in Thorn die Frühaufklärung durchaus beachtlich auswirkte" 17 . Auch die wissenschaftlichen Gesellschaften werden in jener Ära zu Zentren des polnisch-deutschen Informationsaustausches. Noch vor Eröffnung der halleschen Universität mit ihrer bald bemerkenswerten Ausstrahlungskraft nach Ost- und Südosteuropa — hier lehren in der Medizinischen Fakultät mit Friedrich Hoffmann (1660—1742) und Georg Ernst Stahl (1659—1734) Zwei der profiliertesten Arzt-Persönlichkeiten ihrer Zeit — ist es die Academia Naturae Curiosorum, welche ihre Beziehungen und Kontakte auch auf Polen ausdehnt. 16 Böttcher, K. (Hrsgb.): Die Lebensbeichte des Meisters Johann Dietz, S. 43; Berlin 1964. 17 Winter, E.: a. a. O., S. 235.

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