Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 60-61. (Budapest, 1971)
TANULMÁNYOK - Kaiser, Wolfram -Piechocki, Werner: A Madai-orvosdinasztia Halléban (német nyelven)
DIE ÄRZTE-DYNASTIE DER M AD AI IN HALLE von WOLFRAM KAISE R-W ERNER PIECHOCKI L A m 14. Oktober 1739 trägt sich ein junger Studiosus aus Selmecbánya (dtsch. : Schemnitz ; slow. : Banská Stiavnica) als Mediziner in die halleschen Matrikel ein. Der Name des damals 20 Jahre alten Jüngers der Ars medica ist David Samuel Madai ; er hat die Absicht, an der Academia Fridericiana Halensis sein auf einer Präparandie bereits begonnenes Studium in der Saalestadt abzuschließen. Drei Jahre später wird er es hier auch beenden — der Heimat bleibt er indessen fern, denn in Halle wird er zum Stammvater einer Ärztedynastie werden, deren Name mit der Geschichte dieser Stadt, vor allem aber einer rasch zu hoher Blüte gelangender pharmazeutischen Industrie eng verflochten ist. Verständlich ist diese Entwicklung eigentlich nur dann, wenn man einen Blick auf die hallesche Situation des frühen 18. Jahrhunderts, die Gründungsära der Universität und die von August Hermann Francke (1663—1727) begründeten Schulanstalten „auf dem Waisenhause" vor den Toren von Halle wirft 1 . Daher müssen zunächst diese Besonderheiten und ihre Ausstrahlungen auf Ungarn aufgezeigt werden. Die Stadt Halle war im Jahre 1680 mit dem alten Erzbistum Magdeburg an das aufstrebende Kurfürstentum Brandenburg gefallen. Die katastrophalen Folgen des Dreißigjährigen Krieges werden allmählich überwunden; ins Land geholte Pfälzer und französische Glaubensflüchtlinge führen die fortschrittlichsten Methoden ihrer Heimat in die lokale Industrie ein und beleben so den Kredit- und Kapitalmarkt. Darüber hinaus schützt der Staat das hallesche Wirtschaftsleben wegen der Konkurrenzstellung zum benachbarten kursächsischen Leipzig durch besondere Zollmaßnahmen 2 . Dieser ökonomische Aufschwung geht parallel mit einer kulturellen Förderung der Stadt seitens der Berliner Regierung. Die 1694 feierlich eröffnete Universität wird mit Persönlichkeiten wie Christian Thomasius (1655-1728) und Christian Wolff (1679-1754) schnell zum Mittelpunkt der Aufklärung 3 , durch August Hermann Francke zum Zentrum des auf das deutsche und europäische Geistesleben tiefgehenden Einfluß nehmenden Pietismus. Francke wirkt zunächst als Professor an der Philosophischen und später an der Theologischen 1 Förster, J. Chr. : Übersicht der Geschichte der Universität zu Halle in ihrem ersten Jahrhunderte; Halle 1794 2 Heinecke, E. : Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Halle unter brandenburg-preußischer Wirtschaftspolitik von 1680-1806; Halberstadt 1929, S. 14 folg. 3 Hertzberg, G. F. : August Hermann Francke und sein Hallisches Waisenhaus; Halle 1898 4 Orvostörténeti Közlemények 60— öl.