Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 60-61. (Budapest, 1971)

TANULMÁNYOK - Schipperges, Heinrich: Egy arab orvos felkészülésének útja (német nyelven)

habe, warum der Unterschied zwischen ihm und einen vollkommenen Gelehrten der gleiche sei wie der zwischen Himmel und Erde. Wer ohne den enzyklo­pädischen Hintergrund seine Medizin zu beherrschen glaube, der sei nur ein dummer Lügner; er sei eben ein Scharlatan. Weder Galen noch den Aristoteles kapiert zu haben, das sei wohl mit Sicherheit der Gipfel der Unärztlichkeit. Es bleibt in der Folge nicht bei der sachlichen Diskussion. Beide Ärzte weiden reichlich die Physiognomik aus, um sich gegenseitig schlecht und lächerlich zu machen. So entrüstet sich Ibn Butlän über den Anwurf, er habe dicke Venen und müsse deshalb dumm sein — : dies sei wohl nicht wissenschaftlich gedacht, so etwas grenze an Gauklerei, und diese müsse schärfstens gebrandmarkt werden. Ibn Butlän ist schließlich persönlich nach Ägypten gereist, um seinen Gegner kennenzulernen. Auch die Debatte von Auge zu Auge brachte keinerlei Ent­scheidung über die rechte Methodik des ärztlichen Unterrichts und damit die beste Vorbildung zum ärztlichen Berufe. „Des Reisens und der Gesellschaft der Ungelehrten müde" — wie die zeitgenössische Chronik vermeldet — zog sich der Arzt aus Bagdad nach Antiochien in ein Kloster zurück, wo er kurz nach 1160 verstorben ist. Der Streit ist nie zu Ende geführt worden. Zu allem Exemplarischen und allem Tragischen kommt nun auch noch eine eschatologische Note. Ibn Butlän selbst hat das Urteil der Geschichte auf den Jüngsten Tag verlegt, wo er mit Ibn Ridwän abrechnen will, dann nämlich „wenn Gott dasitzt, um das Urteil abzugeben, wenn die Patienten sich bei ihrem Schöpfer beklagen und die Ärzte für ihre Fehler zur Verantwortung ziehen werden, wenn die schreibenden Engel da sind und die redenden Zungen verstummen, aber die schweigenden Harngläser ihre Beweise vorbringen werden". Das Urteil der Geschichte aber wird lauten: daß im ärztlichen Auftrag Wissen und Können liegen, daß Theorie und Praxis nie zu trennen sein werden, wie es in einer Schrift über die „feine Bildung" heißt: „Wissen ist für den Mann der Praxis, was das Senkblei für den Baumeister ist; und Praxis ist für den Gelehrten, was das Seil für den Wasser schöpf er. Ohne Senkblei kann das Gebäude nicht genau sein; ohne Seil läßt sich der Durst nicht löschen. Wer also auf Vollkommenheit ausgeht, muß ein Mann der Wissenschaft und ein Mann der Praxis werden". Nur so wird Bildung zu jenem kostbaren Erbgut, das 'All b. abi Talib in einem Vers gepriesen hat: „Es gibt keinen Beistand gleich dem guten Rat und kein Erbe gleich der feinen Bildung". LITERATURHINWEISE Avicenna : Das Lehrgedicht über die Heilkunde (Canticum de Medicina). Übers. von K. Opitz. Berlin 1939. Bauer, Hans : Islamische Ethik. Nach Originalquellen übersetzt und erläutert. Bd. 1-4. Halle 19 IB-1940. Brockelmann, Carl: Geschichte der arabischen Literatur. I—II, Leiden 1943/1949 Suppl. I—III, Leiden 1937/42. Browne, Eduard G. ; Arabian Medicine. Cambridge 1921,

Next

/
Thumbnails
Contents