Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 57-59. (Budapest, 1971)
TANULMÁNYOK - Lesky, Erna: A bécsi klinikai oktatás, van Swieten és a nagyszombati orvosi kar megalapítása (német nyelven)
bereits der nächsten Generation an, in der um die Jahrhundertwende die humanistische Bewegung mit ärztlichen Vertretern wie Bartholomaeus Steher, Vadian oder Cüspinian auch die medizinische Fakultät wenigstens am Rande ergriff. Aber Stainpeis läßt in seinem, im 2. Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts verfaßten Buch und gerade in der Auseinandersetzung mit den Neuerern keinen Zweifel darüber, daß er noch der alten, in der Jahrhundertmitte geübten Wiener Unterrichtsmethode verpflichtet ist. Im Rahmen dieser spricht er von einer Selbstverständlichkeit ohnegleichen vom practicam visitare im vierten Studienjahr. 14 Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um eine Revolutionierung oder Neugestaltung des medizinischen Unterrichtes in dem Sinne, daß er nun auf die Beobachtung oder Eruierung neuer Fakten gegründet werden sollte. Daß Stainpeis vielmehr noch ganz in der scholastischen Tradition steht, dafür nur zwei Belege: 1. Die Autoren, auf die Stainpeis sich beruft — R. J. Durling 15 hat sie jüngst in einer sehr gelehrten Arbeit weiterverfolgt —, sind nicht nur Galen, der ja auch bei den Philologen-Medizinern der Renaissance durchaus in hoher Geltung steht, sondern Rhazes und Mesue, neben Avicenna die Hauptfiguren der scholastischen Medizin. 2. zeigt die Fassung der Steile „damit er (sc. der Student) das, was er gelesen hat, auch mit Augen sehe 14 , daß immer noch das Buch das eigentlich Wichtige bleibt und an erster Stelle steht, während die Unterweisung am Krankenbett nur der Bestätigung des Gelesenen dienen soll. Mit dieser Interpretation des geistesgeschichtlich bisher noch nicht eingeordneten Phänomens scholastischen Krankenbettunterrichtes befinden wir unsjn genauer Übereinstimmung mit H. Grundmann, der von den Leichensektionen, wie sie seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts in Übung kamen, aussagt: 16 „... nur dient auch das noch nicht dazu, um Unbekanntes zu erforschen, sondern um bestätigt zu finden und zu demonstrieren, was man vorher schon aus Büchern gelernt und gelesen hatte." Die zweite Phase des Wiener Krankenbettunterrichtes steht ganz im Zeichen Paduas und eines neuen klinischen Denkens. Giovanni Battista da Monte hatte diese neue Art, das particulare, das Einzelphänomen am einzelnen Kranken selbst aufzusuchen, an den Krankenbetten des Hospitals San Francesco vor Studenten aus allen Teilen Europas demonstriert. 17 Fast schien es für eine kurze Spanne Zeit, als ob Wien und nicht Leyden dazu berufen wäre, unmittelbare Nachfolgerin und Trägerin des Padovaner Krankenbettunterrichtes zu werden. Alle Bedingungen waren dafür um 1550 in Wien gegeben: ein reformfreudiger Herrscher, Ferdinand I., ein reformfreudiger Schüler 18 da Montes, Franz 14 Stainpeis, M., fol. 17 v: "practicam visitare. Anno qiarto incipiat, ita ut est ea quae legerit, ad experientiam etiam oculis uideat" 15 Zitiert Anm. 13. 16 Grundmann, H. (zit. Anm. 1) S. 32. 17 Vgl. Wightmans und Temkins 78 treffliche Charakterisierungen der induktivanalytischen Methodik da Montes gegenüber den scholastischen Denkformen. 18 Über ihn vgl. Aschbach, J. 3, 183f. — Rosas, A. 2, 70 — Act. fac. 4, S. XXVIIf. und vor allem Senfelder, L.: Franz Emerich, 1496—1560, Ein Reformator des medizinischen Unterrichtes in Wien. In: Die Kultur 8, 61—74 (1907).