Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 50. (Budapest, 1969)

TANULMÁNYOK - Schultheisz Emil—Tardy Lajos: Gyöngyössi Pál archiater és Platon Levsin

ZUSAMMENFASSUNG Einer der hervorragendsten mitteleuropäischen Vertreter der klassischen kli­nischen Schule von Boerhaave war der ungarische Arzt Paul Gyöngyössi (1707-179?). Er hat an deutschen und holländischen Universitäten studiert, erreichte den hohen Rang eines russisch-kaiserlichen Leibarztes. Der Vater, Paul Gyöngyössi senior war Pastor der damals in Ungarns verfolgten reformierten Kirche. Der Sohn folgte dem zuerst zum Tode, später aus Gnade zur Verbannung verurteilten Vater nach Frankfurt a. O., wo er auch zum doctor theo­logiae promovierte. Demnach studierte er in Holland Philologie und befasste sich besonders intensiv mit den orientalischen Sprachen und Literatur. Gyöngyössi's Gewandtheit in der Orientalistik wurde auch von seinem späteren Patienten in Petersburg August Ludwig Schlözer ganz hoch veranschlagt. Das Medizinstudium begann er an der Universität Leyden, die Promotion folgte jedoch in Harderwijk, mit der auch von Albrecht Haller als hervorragend bezeich­neten, in seinen berühmten „Disputationes" veröffentlichen Dissertation „De empiricis remediis". Gyöngyössi's Laufbahn in Russland begann im Jahre 1753. Der schlichte Arzt der Marinekrankenhauses zu St. Peterburg wurde nach einigen Jahren Leibarzt und Hofmedikus der Kaiserin Katharina II. Diese Position machte es ihm möglich, sich wieder auch der philosophischen, linguistischen und orientalistischen Arbeit zu widmen. Der aufgeklärt denkende, recht sarkastische Arzt und der, trotz seines hohen Priesteramtes als Zweifler und Rationalist erscheinende Piaton Lewschin fanden recht schnell einen gemeinsamen Ton. Die von Gyöngyössi an den Erzbischof von Moskau gerichteten in einem glänzenden Stil verfassten Briefe zeugen über ein — zu dieser Zeit in Russland keinesfalls so selbstverständlichen — aufgeklärt er­tönenden Philosophieren und Theologisieren. Diese Briefe, in der medizinhisto­rischen Literatur bis jetzt unbekannt, wurden 1776 zu Petersburg in Druck gelegt. Der Aufsatz veröffentlicht einige, vom medizingeschichtlichen Blickpunkt aus nicht uninteressante Teile der lateinischen Briefe in ungarischer Übersetzung. Die in den Briefen behandelten medizinhistorischen, philosophischen und theolo­gischen Fragen werden im Spiegel der Medizin und der geistigen Strömungen der Zeit besprochen. In Anbetracht dessen, dass in der Geschichte der abendländischen Medizin der rationalistisch denkenden Ärzte fast ausnahmlos ihre grössten Gegner in der Reprä­sentanten der kirchlichen Hierarchie fanden, erscheinen diese, auch gewisse theolo­gische Probleme aus naturwissenschaftlichem Standpunkt erörternde, von Gyön­gyössi an den hohen heistlichen Amt bekleidenden Piaton Lewschin gerichteten Briefe als besonder interessant und bedeutungsvoll.

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