KISS ATTILA: DAS RÖMERZEITLICHE WAGENGRAB VON KOZÁRMISLENY (UNGARN, KOM. BARANYA) . MIT EINEM ANHANG VON SÁNDOR BÖKÖNYI DIE PFERDESKELETTE DES RÖMISCHEN WAGENGRABES VON KOZÁRMISLENY / Régészeti Füzetek II/25. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1989
III. DIE REKONSTRUKTION DES WAGENS
riemen und der den Zaum haltenden Trense plaziert werden, obwohl es ein Problem bedeutet, dass die Höhe der Durchbräche (0,3 cm) der Durchbruchhöhe der Beschläge ohne Kreuzung entspricht. Die Befestigung des Zügels am Zaumring wurde auf der rechten und linken Seite von den runden Beschlägen mit Fuss und Kopf (Nr. Is und Iu) gewährleistet. Deren riemenhaltender Teil ist 0,6-0,7 mm stark. Das entsprach der doppelten Riemendicke. Die bisher gekennzeichneten Beschläge waren die funktionalen Teile der Zügel. Die in der Mitte des Stirnriemens (Nr. Ia), im Nacken (Nr. Im) und auf dem Kinnriemen (Nr. Ib und Ip) plazierten Beschläge können nur als Verzierung gedient haben, ebenso die peltaförmigen Schnallen. Die 1 cm breiten Durchbrüche auf den Beschlägen bedingen einen maximal 1 cm breiten aus Leder gefertigten Zügel. 10. Das Joch Die Funktion des „Jocheisens" Nr. 73 ist nur aufgrund von widersprüchlichen Literaturangaben bestimmbar. Funde mit ähnlicher Gestalt erscheinen immer paarweise. Gaul hat sie früher als „hemmklotz-Klammer" 17 später als Jocheisenbeschlag bestimmt. 1 8 Gleichartige Teile im Wagengrab von Poljanec wurden von Venedikov als Jochteil 1 9, von Seper als „Pantoffel*', d. h. als Trittbretteisen des Wagens 2 0 definiert. Alföldi und Radnóti haben ähnliche Beschläge als Teil des Joches betrachtet. 2 1 Aufgrund der Fundlage von Nr. 73 im Wagengrab zu Kozármisleny weist dies nicht auf ein Joch hin, das Eisenteil lag nämlich hinter dem Pferd Nr. I zwischen den Wagenbeschlägen. Das Pferdeskelett Nr. II war aber gestört An der Stelle, an der das Eisen Nr. 73 neben dem Pferd Nr. I lag, fand sich kein ähnlicher Beschlag. 11. Anmerkungen zur Zeichnungsrekonstruktion a. Allgemeine Anmerkungen Unsere Zeichnung ist keine Werkstattzeichnung für einen Ingenieur der den Wagen bauen soll, sondern nur ein Versuch, vorzustellen wie die Bestandteile — im Besitz der zur Verfügung stehenden Angaben — am wenigstens widersprüchlich montiert werden könnten. b. Detailfragen 1. Die Lage der Trägerbalken unter Nr. 87 und Nr. 88 ist auf der Grundsicht parallel. Sie könnten im Prinzip auch zusammenlaufend gewesen sein, doch da weder die eine noch die andere Möglichkeit durch eine konkrete Angabe gestützt ist, beiben wir bei der neutralen Lösung. 2. Der zwischen den Stützen Nr. 87 und Nr. 88 angenommene Trägerbalken war teils zum Zusammenhalt der Flanken teils zum Abstützen der Wagendeichsel notwendig. 3. Die Eisenstange Nr. 81 muss die Übertragung der Zugkraft der Wagendeichsel auf die Trägerbalken von Nr. 87 und Nr. 88 gewährleistet haben. 4. Der Beschlag Nr. 86 hegt auf der Zeichnung in waagerechter Lage, bei der Nutzung kann das Vorderteil Richtung Wagendeichsel eventuell etwas höher gelegen haben. 5. Die Vorderachse war gegen die Wagenseite bzw. wegen des Lagbaumes maximal um 30° schwenkbar. 6. Die Befestigung der beiden Ringe Nr. 16/21 am Holz ist nicht gelöst. Ihre Lage über der Hinterachse ist nur logisch, aber nicht beweisbar. 7. Laut Mitteilung des Finders lag das Eisenband Nr. 20 weiter hinten als die Hinterachsen. Die Plazierung von Nr. 20 unter dem Wagenbodenbrett würde das Fehlen des hintersten T-Eisenpaares begründen. So würde das Bodenbrett von Nr. 20 zusammengehalten, und so wären die Klammern Nr. 18a und 19a auf diesem Platz ausreichend. Gleichzeitig entspricht die Länge von Nr. 20 nicht völlig der Breite des Bodenbrettes. So kann entweder das Bodenbrett hinten schmaler gewesen sein oder, was wahrscheinlicher ist, das durch die Ringe von Nr. 20 gespannte organische Material lief durch den Ausschnitt im Bodenbrett. 8. Die bei den thrakischen Wagen von Venedikov beschriebene und rekonstruierte aufhängbare Form halte ich im Fall des Wagens von Kozármisleny nur hinten, über der Hinterachse, für wahrscheinlich, weil hinten die Kipfen Nr. 18 und Nr. 19 sowie das Eisenband mit Ringen Nr. 20 diese Möglichkeit wahrscheinlich machen. Auf dem archäologisch beobachteten Vorderteil des Wagens war aber kein Konstruktionselement bemerkbar, das auf eine solche technische Neuerung verwiesen hätte. Bei dem Wagen von Kozármisleny handelt es sich um eine Übergangform, bei der das Wagenvorderteil auf dem vorderen Achsenaufbau auflag, während das Hinterteil auf den Kipfen Nr. 18 und Nr. 19 hing. 33