CS. SÓS ÁGNES: ZALAVÁR—KÖVECSES AUSGRABUNGEN 1976—78 . ANHANG. ISTVÁN VÖRÖS KNOCHENFUNDE / Régészeti Füzetek II/24. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1984
II. DIE KIRCHE UND DER FRIEDHOF UM DIE KIRCHE
steht uns keine direkte Angabe zur Verfügung, doch kann man hier zwei Annahmen riskieren, die im wesentlichen auch mit den bisher bekannten árpádenzeitlichen Denkmälern von Burginsel zusammenhängen. Es fragt sich, inwiefern im Zusammenhang mit den árpádenzeitlichen Kirchen sowohl von Kövecses als auch von Burginsel die Möglichkeit einer Periode unter Ladislau I (Hl. Ladislau, 1077—95) angenommen werden kann und zwar aufgrund jenes Dekrets, das sich auf die Erneuerung der alten, verfallenden Kirchen bezieht. 2 6 Es ist möglich, dass die zweite Periode der Kirche von Kövecses, die Errichtung des Anbaus, die Aufgabe des in der Nähe der Südmauer bzw. der Apsis aufgedeckten „Reliquien-Grabes" (?) 26 a in diese Zeit fällt, was auch bedeutet, dass das Gebäude wahrscheinlich als Friedhofskapelle noch eine Zeitlang fortbestand. Beziehungen zur Kirche der Fundstelle „Burginsel-Kapelle" kann man auch von diesem Gesichtspunkt aus suchen. Sofern die letztere Kirche mit einer um die Wende des 1 l./12.Jh. erbauten Pfarrkirche identifiziert werden kann, in deren Inneren kleinere Umbauten vorgenommen wurden, wie das jüngst von I. Bona angenommen wurde 2 7, warten jedoch sogar mehrere Fragen auf Klärung. Vor allem die Bauzeit der Kirche und die Datierung der im Innenraum vorgenommenen Umbauten. Die Zeit der Errichtung der „Kapelle" auf der Burginsel kann nicht von dem Fragenkomplex abgelöst werden, den die Befestigung von Burginsel nach dem 9. Jh. bzw. die Gründung der Benediktinerabtei Zalavár bedeutet. „Grenzsteine" sind folgende Quellenangaben. Die erste Erwähnung von Zalavár als Komitatssitz (Castrum ) stammt aus dem Jahre 1222, 2 8 auf die Erwähnung von Zala als Komitat (,,comitatus Zaladiensis ") stossen wir zuerst in der ersten Hälfte des 12. Jh. (1134), vorher kommt Kolon vor: in der wahrscheinlich aus dem Jahre 1003 stammenden Gründungsurkunde des Bistums Veszprém und in der gefälschten im 14. Jahrhundert angefertigten und 1019 datierten Gründungsurkunde der St. Adriansabtei in Zalavár. 2 9 1347 wird die innerhalb der Abtei liegende Marienkapelle als Schauplatz eines Brandes erwähnt. 3 0 Die letzten Daten über die Zalaer Burg als eine auch in ihrer Funktion noch bestehende Festung stammen aus den 80-er Jahren des 17. Jh. 3 1 Die erste Erwähnung der Gemeinde Zalavár (villa) finden wir in der 1019 datierten gefälschten Urkunde, die erste Erwähnung ihres Pfarrers stammt aus dem Jahre 1325. 3 2 Was sagen die bisherigen archäologischen Resultate aus? Ein Überblick über die árpádenzeitlichen und spätmittelalterlichen Perioden zeigt, dass Festungsreste im südlichen Teil bzw. am Rande der heute noch die Namen Vár (Burg) und Vársziget (Burginsel) tragenden, 15 ha grossen ehemaligen Insel (Abb. 1-2) zum Vorschein gekommen sind. Die jüngste, späteste Burg, die durch die im Jahre 1569 angefertigte Aufnahme des italienischen Genieoffiziers Giulio Turco festgehalten ist, stand wie die Ergebnisse der Grabungen 1963—67 bezeugen, auf dem südlichen Teil der Insel (Abb. T XLIV). Ihre Palisadeneinhegung näherte sich dem Rande der Insel lediglich im Osten. Mit der Lokalisierung der Burg des 16. Jh. war es gelungen, auch den Standort der auf der Aufnahme angeführten Kirche zu lokalisieren: sie war dem Betrieb einer Sandgrube zum Opfer gefallen. Sie war einschiffig mit halbkreisförmingem Ostabschluss; dem Grundriss nach gehörte sie in die Árpádenzeit, was auch das auf der Burginsel früher ans Tageslicht gekommene behauene Steinmaterial bezeugt. Die Abmessungen der „Turco-ischen" Burg betragen (das mit Pfählen umzäunt gewesene Gebiet nicht gerechnet) 44,40 x 35,30 m (1570 m 2 ). 3 3 Hingegen war die aufgrund der Schichtenverhältnisse auf die Árpádenzeit und innerhalb derselben auf das 11. Jh. datierte „innere Burg" (T. XLIV. 1; Grabungen 1951-1954, Einmarkung 1963-67) viel grösser: ihre Grundfläche betrug ca 5200 m 2 (ihr Grundriss war ein Trapezoid, 85 x 75 x 65 m). Die auf der Aufnahme aus dem 16. Jh. eingezeichnete, aus der Árpádenezeit stammende Kirche fiel in das südliche Drittel des Innenraums, mit der Burg des 16. Jh. verglichen in deren nördliches Drittel. Im Gegensatz zur spätmittelalterlichen Festung in der Árpádenziet war die ganze Fläche der Insel befestigt, da am Rande der Insel ein Mauerwerk (Holz-Stein-Erdekonstruktion) lief (Grabungen 1951-54 und seit 1973), d.h. dass in der frühen Árpádenzeit von der Befestigung eines ungefähr 15 hagrossen Gebietes mit einer „inneren Burg" die Rede ist. Die aufgedeckte kleine Kirche („Kapelle") aus der Árpádenzeit stand 130 m nördlich der Mauer der „inneren Burg" (T.XLIV. 1/3). Zur árpádenzeitlichen und spätmittelalterlichen Periode der Burginsel zeitlich parallele Baudenkmäler sind noch nördlich der Insel bekannt, wo in etwa 300 m Entfernung die steinerne Basilika von Récéskút (Abb. 1-2) aufgedeckt wurde, zu deren profaner, festungsartiger Periode im 16. Jh. die in der NÖ Flur der Gemeinde wahrgenommene „Várika" („Kleine Burg") 3 5 eine zeitliche Parallele bildet. Árpádenzeitliche Bestattungen (die Beigaben sind Schläfenringe mit S-förmigem Ende) sind ausser den bereits erwähnten Fundorten („Községi temető" I: Gemeindefriedhof I; „Burginsel-Kapelle"; „Kövecses-Insel ') das Gräberfeld um die Basilika von Récéskut, 3 6 Burginsel innerhalb der Mauern der „inneren Burg" (wenig Gräber, u.a. mit goldenen Schläfenringen mit S-förmigen Enden) und ausserhalb der Nordmauer der „inneren Burg" 3 7. In der Árpádenzeit war folgender Teil der auf dem Zalavárer Hügelrücken liegenden heutigen Gemeinde (Abb. 2) bewohntes Gebiet, der nördliche Teil der Flur, die dem westlichen Rande des Zalavárer Hügelrückens naheliegt, vor allem der Kreis, der von der heutigen Kirche in S—SW Richtung liegt (die heutige Kirche wurde wahrscheinlich an der Stelle der Kirche des 16. Jh. aufgebaut). 3 5 18