GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003

IV. Die historische Auswertung der Erdwälle (S. Soproni)

Sarmaten und Römern immer gespannter. Die Sar­maten versuchten nämlich, dem von Osten her kom­menden Druck nach dem Westen auszuweichen, sties­sen dabei aber auf die Römer. Besonders gespannt wurde die Lage in den letzten Jahrzehnten des 3. Jahr­hunderts - in erster Linie als Folge der gegen die Goten gerichteten Koalition der Vandalen und Gepiden im Jahre 290 - und die Kämpfe zwischen Sarmaten und Römern nahmen beinahe dauernden Charakter an. 12 7 Die Kriege zwischen Sarmaten und Römern setzten sich auch in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts fort; eine Änderung brachten erst die Ereignisse des Jahres 322. In den Beziehungen zwischen Sarmaten und Römern brachten unserer Meinung nach die Ereig­nisse des Jahres 322 eine entscheidende Wendung. Kaiser Konstantin brachte den damals wieder herein­brechenden Sarmaten eine schwere Niederlage bei. Selbst Rausimodus, der König der Sarmaten fiel im Kampf.' 2 8 Zunächst hören wir im Jahre 332 wieder von den Sarmaten, doch werden sie da bereits als Bun­desgenossen der Römer erwähnt. 12 9 Die zitierte Stelle berichtet, dass die Römer zusammen mit ihren früheren Feinden, den Sarmaten gegen die die Sar­maten angreifenden Goten auftraten. Die Sarmaten hatten nämlich unter Berufung auf ein früheres Abkommen die Römer um Hilfe gebeten. Dieser in der Aussenpolitik des Römischen Reiches einzig dastehende Fall, dass nämlich die Römer ein barbari­sches Volk gegen ein anderes barbarisches Volk unter­stützten' 3 0, zeigt, dass in der Zwischenzeit im Verhält­nis der Römer und Sarmaten eine grundlegende Än­derung eingetreten war. Die Römer leisteten den Sar­maten im Jahre 332 im Sinne eines früheren Abkommens Hilfe. Dieses Abkommen kann man nur mit dem Krieg vom Jahre 322 in Zusammenhang brin­gen: der Friedensschluss dürfte den gegenseitigen Hil­feleistungs-Vertag enthalten haben und zugleich dürf­ten sie sich auch bezüglich des Ausbaus des Erdwall­systems geeinigt haben.' 3' Es fehlen uns zuverlässige Angaben darüber, wie weit der Vertrag eine begrenzte Besetzung durch römisches Militär oder eine Kont­rolle bedeutete. Auf militärische Kontrolle bzw. auf die römisch-militärische Leitung der einzelnen Sar­matengruppen kann man aus einer Angabe des Am­mianus Marcellinus schliessen, der die einzelnen Gruppen der Sarmaten unter den Namen Amicenses und Picenses erwähnt;' 3 2 diese Namen kommen zweifellos vom Namen römischer Lager ähnlichen Namens her: Acumincum (Slankamen) und Pincum (Veliko Gradiste).' 3 3 Die einzelnen Sarmatenstämme standen vermutlich unter dem Befehl der benach­barten Lagerkommandanten. 13 4 Die Errichtung des Erdwallsystems muss un­bedingt unter römischer Leitung erfolgt sein und die Römer dürften auch an den Arbeiten teilgenommen haben, in erster Linie an Arbeiten technischer Art - z. B. an der Absteckung der Linien. Die am pannoni­schen Limes stationierten berittenen Truppen dürften an der Seite der sannatischen Verteidiger ebenfalls an der Verteidigung des Erdwallsystems teilgenommen haben.'-' 5 Wie wir sehen werden, sind späterhin neben dem Schanzensystem auch römische Lager bzw. eine militärische Wachtstation entstanden. Den Ausbau dieses Erdwallsystems müssen wir als den Ausdruck der veränderten römischen Aussen­politik ansehen. Im Gegensatz zur früheren, im We­sentlichen defensiven Aussenpolitik im Zeitalter des Diokletian war die Aussenpolitik des Konstantin eher präventiv und hatte offensiven Charakter,' 3 6 was auch der sog. Daphne-Plan andeutet. Die Anlage des Schanzensystems in der Tiefebene darf als äusseres Zeichen der durch den Bau der Festung Constantiana Daphne charakterisierten 13 7 expansiveren Politik gelten. Dieses Erdwallsystem umriss und schützte auch bis zu einem gewissen Garde das Siedlungsge­biet eines mit den Römern bereits im Bundes­genossen-Verhältnis stehenden Volkes, der Sarmaten. Ein ähnliches Verteidigungssystem befindet sich in Oltenien, wo die Brazda lui Novae de Nord mit ihrer 12 7 Über historische Ereignisse, die mit dem Erdwallsystem in Zusammenhang stehen: Soproni 1978 115-118 mit weiterer ausführ­licher Literatur. Vgl. noch weiter unten wo die Kriege der Sarmaten in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts erwähnt sind. ­Über die historischen Ereignisse zusammenfassen: Mócsy 1974/a 266-296; Ders. 1947/c 95-130. 12 8 Soproni 1978 116, mit weiterer Litertur. 12 9 Excerpta Valesiana c. 31. 13 0 Stallknecht 1969 34. 13 1 Soproni 1978 116. 13*1 •" Ammianus Marcellinus XVII 13, 19. 13 3 Ausführlich: Mócsy 1974/a 279; Ders. 1974/c 110. Über die militärische Besetzung: Mócsy 1972 84 und 95. Unsererseits setzen wir natürlich nicht unter Diokletian, also ab 294, sondern erst nach 332 eine so beschränkte militärische Besetzung bzw. Kontrolle voraus. 13 4 Vgl. Mócsy 1968 875. 13 5 Soproni 1 974/b 61; Ders. 1978 158 und 204. 13 6 Stallknecht 1969 34. 13 7 Thompson 1956 373. 60

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