NAGY EMESE (szerk.): KÖZÉPKORI RÉGÉSZETI TUDOMÁNYOS ÜLÉSSZAK 1970. december 8—10. / Régészeti Füzetek II/14. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1971)
Wohntürme, Bergfriede. Zu den bisher in Ungarn bekannten grossen Wohntürmen in Esztergom und Visegrád kam 1960 die Aufdeckung des 1420 m grossen Wohnturmes in der Bischofsburg zu Győr. Der rechteckige, im XIII. Jahrhundert erbaute Turm und die den Eingang auf dem Stockwerk umrahmenden "Buckelsteine" weisen auf die Beziehungen mit dem süddeutschen Burgtyp an der Donau hin. Die Wohntürme, die in der Kerkerbastei der Burgen in Győr und Eger aufgedeckt wurden, bieten wichtige Daten für die topographische Forschung der kirchlichen Zentren und Bischofssitze. Unsere Kenntnisse über die Wohntürme wurden von den Turmruinen in den Burgen Boldogkő, Kács und Szigliget bereichert. Tortürme, Wolfsgruben, Zugbrückenkonstruktionen, F a 11 gitt e r. Die wichtigsten Teile der mittelalterlichen Burgen waren der Torturm und die dazu gehörenden Verteidigungseinrichtungen (Wolfsgrube, Fallgitter, usw.). Eine der charakteristischen Baumethoden unserer Bargbauten aus dem XV. Jahrhundert haben wir bei den äusseren Tortürmen, die die Burgen von Boldogkő, Eger (Altes Tor) und Sümeg in einem Halbkreis umschliessen, kennengelernt. In Buda und bei dem Varkoch-Tor in Eger sowie bei dem inneren Tor der Burg Sümeg, wurden äussere und innere Gruben und Schachte aufgedeckt, die auf sich einst dort befindliche zweiarmige Zugbrücken hinweisen. Auch in Kisnána, Nagyvázsony und Szigliget wurden die inneren Tortürme durch Wolfsgruben geschützt. In Buda, Eger und Várpalota hat man auch die Nuten der Fallgitter aufgedeckt. Zur Frage der Burgtore gehören auch die Wappen, die über diesen angebracht sind. Die in der besagten Zeit durchgeführten Ausgrabungen brachten in vielen Fällen aus Stein gemeisselte Wappen von bedeutendem Wert an die Oberfläche (Diósgyőr, Kisnána, Nógrád, Sümeg). Am vermauerten gotischen Vorturm bei der südlichen Burgmauer in Eger wurde in einer vermauerten Wandnische das bemalte Wappen des Erzbischofs Hyppolit, des Schwagers von König Matthias, aufgedeckt. Brunnen, Zisternen, Küchen, Backhäuser, Keller, Kerker. Unsere Ausgrabungen weisen darauf hin, dass der Brunnen bei unseren frühen, auf hohen Bergen gebauten Burgen nicht allgemein üblich war. Jedoch kann man damit rechnen, dass es Zisternen gegeben hat. In Ger und Kisnána wurden Brunnen gefunden, in Nagyvázsony ein Wassersammelbecken, in Boldogkő, Csobánc, Sümeg, Szigliget und in noch anderen Burgen hat man Zisternen aufgedeckt. In Sümeg konnte man auch beobachten, dass zugleich mit der Erhöhung der Anzahl der Burgwache eine neue Zisterne gebaut wurde. In den zwei Wasserbehältern konnten 5000 Ohm Wasser aufbewahrt werden,welches zwei Esel in die Burg hinauftrugen. In Sümeg waren Küche und Backhaus nebeneinander angeordnet, und auch ein Keller war in ihrer Nähe. In der Tiefe eines dicken Turmes fand man die Spuren des Kerkers, ebenso, wie in Nagyvázsony. Gleichzeitig mit diesen Gebäuden können auch die Gruben und Keller von verschiedener Bestimmung erwähnt werden (Boldogkő, Eger, Kisnána, Sümeg, usw.). Kapellen . An mehreren Orten gelang es auch Überreste von Burgkapellen aufzudecken und diese zu analysieren (Csókakő, Diósgyőr, Győr, Kisnána, Nagyvázsony, Pécsvárad, Sümeg, Szigliget, Zádorvár). Mehrere von ihnen besassen auch einen Podest bzw. einen Chor, der mit den benachbarten Wohnteilen, mit dem Palast in Verbindung stand. Archäologisches Ma t e r i a 1. Der grösste Teil des ausgegrabenen Materials besteht aus Keramik. Ein bedeutender Teil der Publikationen, die sich mit Burgausgrabungen beschäftigen, befasst sich vorwiegend mit Fragen der Geschichte der Keramik. Die Auswirkung der Budaer königlichen Werkstatte (Ofensetzer) fand man auf bisher unbekannten Gebieten (Eger, Sümeg, Szigliget). In Transdanubien wurden wir auf die Erzeugnisse einer grossen Werkstatt aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts aufmerksam (Csabrendek, Csepely, Nagyvázsony, Sümeg, Szombathely, Vasvár, Veszprém, Zalaegerszeg). Die Untersuchungen des Materials der Burgausgrabungen von Eger und Fülek lassen auf eine Werkstätte schliessen, die im Nordosten des Landes, wahrscheinlich in Miskolc gearbeitet hat. Die grossen Keramikfunde aus dem XVII. -XVIII. Jahrhundert, die sich an den letzten Abschnitt der Geschichte unserer Burgen knüpften, haben für die Untersuchung der ethnographischen Sammlungen und der Volkskera miken Datenmaterial geliefert. Ein zutreffendes Beispiel dafür ist eine Ofenkachel mit grüner Glasur und einem zweiköpfigen Adler mit der Jahreszahl 1670 aus der Burg von Sümeg, deren Wirkung zweifelsohne auf einer in Tüskevár 1911 angefertigten Firstkachel mit grüner Glasur zu erkennen ist. (Tüskevár wurde in der zweiten Hälfte des XVTI. Jahrhunderts vom Bischof György 138