Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 11. Reformen in Ungarn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Katalin Körmöczi)

GRAF ISTVÁN SZÉCHENYI UND PEST-BUDA IN DER REFORMZEIT Das Gemälde über die Grundsteinlegung der ersten festen, Pest und Buda zu Bu­da-Pest (Budapest) verbindenden Brücke - der Széchenyi-Kettenbrücke - steht im Mittelpunkt der Ausstellung über das Re­formzeitalter, denn diese war das Symbol der Ideen Széchenyis und der Reformzeit und die Verkörperung der Modernisierung, des Anspruches auf eine Nationalwirt­schaft, einen nationalen Markt und eine nationale Hauptstadt. Die im Gesetz Nr. XXVI/ 1836 über den Bau der Brücke sank­tionierte Brückenzoll-Zahlungsverpflich­tung war die erste im Königreich Ungarn verwirklichte allgemeine Steuerpflicht. Die Grundsteinlegung der aufgrund der Pläne des englischen Ingenieurs William Tierney Clark und in der Ausfuhrung von Adam Clark entstehenden Brücke wurde in einer Feier am 24. August 1842 vorge­nommen. Das große Ölgemälde von Miklós Bara­bás verewigt das Fest und gibt gleichzei­tig quasi ein Bild der gesellschaftliche Elite der Zeit. Im Geiste und in den Hän­den der an der Grundsteinlegung Erschie­nenen und an der Verwirklichung der Brücke Beteiligten wurde das bürgerliche Ungarn geformt: in den Aristokratenschlös­sern, in den Kurien des Gemeinadels, in den Pester Bürgerhäusern, den Komitats­häusern, auf dem Landtag von Preßburg und am Wiener Hof (Abb. 28). Mit der Brücke und dem entstehenden Pester klassizistischen Donauufer entstand eine der regsten, sich am schnellsten ent­wickelnden topographischen Einheiten des sich verbürgerlichenden reformzeit­lichen Pest-Buda. DIE REFORMLANDTAGE VON PRESSBURG Széchenyi, der die Entwicklung der Wirt­schaft, des Verkehrs, des gesellschaftlichen Lebens, der Kultur, der Sprache und des Theaters vorantreiben wollte, war der Held des Landtages von 1825-1827 und mit seinem Angebot, die Einkünfte eines Jahres zu spenden, der Gründer der Un­garischen Gelehrtengesellschaft (der spä­teren UAW). Die führenden Politiker der neuen Generation auf dem Reformland­tag von 1832-1836 waren Baron Miklós Wesselényi, Ferenc Kölcsey, Ferenc Deák (1803-1876), der neue Delegierte des Ko­mitats Zala, und der als Vertreter eines ferngebliebenen Aristokraten erschienene Lajos Kossuth (1802-1894). Durch ihre Mitwirkung gelangte bei der Behandlung der regelmäßigen Ausschußarbeiten der - das Verhältnis von Leibeigenen und Grundherren klärende - Urbarialgesetz­vorschlag auf die Tagesordnung. Damals wurde in Ungarn das Urbárium Maria Theresias formell zum Gesetz erhoben, mit dem zahlreiche Vergünstigungen ein­geführt wurden. Die meisten Mitglieder der Delegiertentafel (Abb. 29) kämpften mit Unterstützung einiger Aristokraten ver­geblich dämm, die freiwillige Erbablösung zum Gesetz zu erheben. Dagegen wur­den auf den Reformlandtagen Gesetze über die Verkehrsentwicklung, den Bau der Kettenbrücke und die ungarische Spra­che beschlossen. Ein großer Schritt hin zur Öffentlichkeit war, daß die Landtags­berichte in der Redaktion von Lajos Kos­suth erschienen. Im Interesse der Modernisierung des Lan­des und um eine Öffentlichkeit zu schaffen, schrieb Széchenyi die Bücher Hitel (Kredit, 1830), Vüäg(Licht, 1831), Stádium (1833). Miklós Wesselényi wandte sich mit seinen

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