Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 10. Ungarn im 18. Jahrhundert (Gábor Németh - Eszter Aczél)

meister als Neujahrsgeschenk mit Zinn­tellern, verziert mit den Insignien des Be­rufes. Unverzichtbar bei den Festmählern waren die unablässig neu gefüllten gro­ßen Zinnkannen. Die Zeugnisse belegten die Absolvierung der Lehrzeit, häufig wa­ren sie verziert mit dem Bild des Ortes. Ein schönes Exemplar ist das handge­schriebene Zeugnis der Schneiderzunft von Diószeg (Diósig, Kom. Bihar) von 1754, dessen Schmuck die Volksvariante der Barockkunst vertritt. Ein Prachtwerk des Eisenhandwerks ist das geschmie­dete SchlossQT-Aushängeschild von 1766 mit Merkmalen des Rokokostils. DIE VERÄNDERTE LEBENSFORM UND UMGEBUNG DES ADELS In der Lebensweise und gegenständlichen Umgebung des Adels - vor allein des Hochadels - brachte das 18. Jahrhundert große Veränderungen. Die den Vorbil­dern des Hoflebens folgende Aristokratie gab ihre Traditionen auf und war be­strebt, sich auch auf ihren ungarischen Gütern eine den neuen Ansprüchen ge­mäße repräsentative Umgebung und Le­bensführung zu schaffen. Seit der Mitte des Jahrhunderts entstanden eine zuneh­mende Zahl von Barockschlössern. Die Esterházys, Grassalkovichs und anderen Prominenten bauten nach französischen und österreichischen Vorbildern. Ihnen folgten die weniger vermögenden Schich­ten des Adels mit bescheidener ausge­führten Gutshäusern und Kurien. Ein Beispiel für das damalige reiche und anspruchsvolle Mobiliar ist der mit Ro­kokoelementen verzierte Bücherschrank (Abb. 16), ein hervorragender Vertreter des Maria-Theresia-Möbelstils. Auf seinen 16. Barocker Bücherschrank, Mitte 18. Jh. Regalen stehen die den aristokratischen Geschmack repräsentierenden Fayencen. Im Jahre 1743 gründete Maria Theresias Ehemann, Franz von Lotharingen, in Ho­lies (Hohe) im Komitat Nyitra die erste Fayencemanufaktur der Monarchie. Ihre Arbeiter standen auf hohem künstleri­schen Niveau. Großen Einfluß auf den

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