Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 9. Der Rákóczi-Freiheitskampf und die Türkenkriege am Anfang des 18. Jahrhunderts (Gábor Németh)

10 Fürsten; schon im Vorjahr hatte er die Würde eines Fürsten von Siebenbürgen erhalten. Sehr bald allerdings wurde deut­lich, wie unsicher die gesellschaftliche Basis war und daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten ständig größer wurden. Ein Teil des Adels blieb bis zum Ende kaisertreu („Labanzen"). Der Fürst war gezwungen, Steuern einzuführen, als Mit­tel zur Geldentwertung wurde das Kup­fergeld eingeführt. Rákóczis Staat und Heer blieben bis zum Ende durch den Ge­gensatz Leibeigener-Grundherr geteilt. Die Kurutzenheere mit ihrem geringeren Kampfwert und ihrer schwachen Ausrüs­tung konnten immer weniger den Kampf gegen die auf den ungarischen Kriegs­schauplatz geworfenen kaiserlichen Trup­pen aufnehmen. Aus ihren Siegen konn­ten sie keinen Nutzen ziehen, von 1707 an erlitten sie eine Niederlage nach der an­deren und wurden immer weiter an den nordöstlichen Rand des Landes verdrängt. In Abwesenheit Rákóczis kam es 1711 zum Frieden von Szatmár (Satu Mare), der im Zeichen von Kompromissen zu­stande kam. Der Habsburger-Absolutis­mus garantierte den ungarischen Ständen und damit dem Adel auch weiterhin ihre Privilegien. Ferenc II. Rákóczi, der den Friedensschluß nicht akzeptieren wollte, ging in Begleitung einiger Getreuer nach Frankreich und beendete sein Leben in türkischer Emigration. Neben der Landkarte vom Rákóczi-Frei­heitskampf wird die Bewaffnung der Kampfparteien im Freiheitskampf gezeigt. Die typischen Waffen der kaiserlichen und der aufständischen Truppen werden gleichsam symbolisch durch den Halb­harnisch und den Helm des zur Zeit des Rákóczi-Frciheitskampfes herrschenden Kaisers und Königs Joseph I. (1705-1711) voneinander getrennt (Abb. 2). Zu dem mit Ätzungen verzierten Küraß gehört ein Kopfschutz des Typs, der sich auf den ungarischen Husarenhelm zurück­führen läßt. Bei den miteinander kämpfenden Par­teien vertraten die regulären kaiserlichen Truppen die entwickelte Kriegstechnik und militärische Schlagkraft auf der Höhe der Zeit, wogegen in der Kampfesweise der Aufständischen die leichte Reiterei mit ihrer Kampftaktik vorherrschte. Rá­kóczi wendete dem Aufbau und der Aus­bildung seines Heeres die größte Auf­merksamkeit zu, wobei er den kriegswis­senschaftlichen Prinzipien von Miklós Zrínyi folgte. Er gab eine Kriegsregel heraus und stellte das Hofregiment auf, doch sah er die Mängel in seinem Heer deutlich. Dessen Schlagkraft wurde über die Schwierigkeiten von Versorgung und Nachschub hinaus vor allem durch die Disziplinlosigkeit und mangelnde Fähig­keit des adligen Offizierscorps und im Lau­fe der Zeit zunehmend durch die gesell­schaftlichen Gegensätze und die schwan­kende Truppenstärke verringert. Neben dem Küraß Josephs I. sind die Stücke der Bewaffnung der Kaiserlichen zu besichtigen. Auffällig ist die einheitli­che Bewaffnung als organischer Teil der regulären Kjiegsführung. Die wichtigste Waffe moderner Heere, das Bajonettge­wehr, verbreitete sich Ende des 17. Jahr­hunderts. Diese in der Kriegsführung ein­getretene grundsätzliche Neuerung illu­striert das auf den Gewehrlauf aufzusetz­ende Bajonett. Die Infanterie verwendete Bajonett und Gewehr, während die wich­tigsten Einheiten der Kavallerie, die mit Brust- und Rückenpanzer sowie Helm ausgerüstete schwere Reiterei, Schwert und Duellpistole benutzten. Eine typi-

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