Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 9. Der Rákóczi-Freiheitskampf und die Türkenkriege am Anfang des 18. Jahrhunderts (Gábor Németh)
SAAL 9 Der Rákóczi-Freiheitskampf und die Türkenkriege am Anfang des 18. Jahrhunderts DIE ZEIT DES RÁKÓCZI-FREIHEITSKAMPFES (1703-1711) Der Rákóczi-Freiheitskampf brach zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus und bestimmte fast ein ganzes Jahrzehnt die Geschichte des Landes. Der nach der Rückeroberung Budas einsetzende erfolgreiche Befreiungskrieg gegen die Türken forderte viele Blutopfer von der Bevölkerung, das zum Kriegsschauplatz gewordene Land trug schwer an den Gewalttaten des fremden Heeres und an der Selbstherrlichkeit der kaiserlichen Generäle, die unvorstellbares Elend und Leiden verursachten. Gleichzeitig griff der von Leopold I. von Habsburg (16571705) vertretene Absolutismus zu immer gewaltsameren Mitteln, um die Rechte der ungarischen Stände zu beschneiden. Über das Schicksal der befreiten ungarischen Gebiete entschied der Wiener Hof in eigener Kompetenz, er verlangte von den Grundbesitzern für ihre zurückerhaltenen Ländereien Waffenablöse. Die von den zentralen Regierungsorganen und ihren Vertretern vorgelegten Planungen und Vorschläge für den Wiederaufbau und die Einrichtung des Landes entstanden allermeist ohne Mitsprache der Stände. Das 1690 erlassene Diploma Leopoldinum behandelte Siebenbürgen als eine von Ungarn unabhängige Provinz. Der Aufstand von Imre Thököly (1657-1705) mit seinem Verbündeten, dem Türken, wurde niedergeschlagen. Auf dem Preßburger Landtag 1687 verzichteten die Stände ganz im Sinne der Vorstellungen des kaiserlichen Absolutismus - mit Berufung auf die unvergänglichen Verdienste des Hauses Habsburg bei der Vertreibung der Türken auf ihr Recht der freien Königswahl und akzeptierten die Thronfolge der 9 Habsburger im Mannesstamme. Gleichzeitig verzichteten sie auf das von der Goldenen Bulle (1222) garantierte Fundamentalprivileg des Widerstandsrechtes. Die auch weiterhin ungeklärte, schwierige Situation in Gestalt der Verletzung der Adelsprivilegien und der wachsenden Verbitterung der Bauernschaft führte am Anfang des 18. Jahrhunderts von neuem zu einem Aufstand gegen die Habsburger. Im Jahre 1703 stellte sich einer der mächtigsten Grundherren des Landes, der Sproß siebenbürgischer Fürsten Ferenc IL Rákóczi (1676-1735), an die Spitze der Unzufriedenen (Abb. 1). Rákóczi rief alle „adeligen und nichtadeligen" Bewohner des Landes zum Kampf auf und versprach den ins Feld ziehenden Leibeigenen und ihren Familienmitgliedern Befreiung von den öffentlichen Lasten und der grundherrlichen Steuer. Anfangs bildete dafür der schon vorher ausgebrochene und die Kraftquellen wie auch die Militärkräfte der Habsburger im Westen bindende Spanische Erbfolgekrieg einen günstigen außenpolitischen Rahmen. Die Diplomatie des Freiheitskampfes suchte französisch-bayerische Kontakte zu knüpfen. Später versuchte Rákóczi, die Hilfe des russischen Zaren Peter I. zu gewinnen. Die Initiativen, mit denen er sich seit 1704 um eine Beilegung des Konfliktes mit dem Wiener Hof durch Verhandlungen bemühte, endeten der Reihe nach in Mißerfolgen. Deshalb sprach der Landtag von Onod 1707 die Dethronisation des Hauses Habsburg aus. Der Kurutzenstaat schuf sich für die Zeit seines Bestehens eine eigene Organisation. Auf dem Landtag von Szécsény im Jahre 1705 wählten die verbündeten Stände Ungarns Rákóczi zum regierenden