H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 5 - Die Zeit Matthias Hunyadis (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts)
35. Glaspokal Königs Matthias, Venedig, 2. Hälfte 15. Jh., Fuß Ende 16. - Anfang 17. Jh. sten bewundert wurde, ist die in späteren Zeiten Bibliotheca Corviniana, in einer Preisdichtung seiner Zeit Bibliotheca Augusta (Hoheitliche Bücherei) genannte Bibliothek. Ihre teuersten Bände entstanden in italienischen Buchmalereiwerk-stätten, aber auch in Buda wurden Kodizes kopiert und ausgemalt. Die Bücherei - deren Bestand sich aus wissenschaftlichen, künstlerischen und theologischen Werken zusammensetzte und neben den Werken der Kirchenväter auch antike Autoren enthielt - schwebte den Zeitgenossen als Vorbild vor Augen, dem es zu folgen galt. Die wichtigsten Mäzene des künstlerischen Wirkens und der Gelehrten bei Hofe war das königliche Paar. Über den Schaukästen befinden sich die Kopien ihrer Portraits auf dem Relief eines norditalienischen Bildhauers und die Steinmetzarbeit aus dem Nyéker Königsschloß mit den nach humanistischem Brauch gefertigten Emblemen von Matthias und Beatrix. Eine Persönlichkeit mit bestimmendem Einfluß auf die politischen wie kulturgeschichtlichen Ereignisse in der Mitte des 15. Jahrhunderts war der Bischof von Nagyvárad (Oradea) und spätere Erzbischof von Esztergom János Vitéz. Im Anfangsabschnitt der Herrschaft Matthias' war Vitéz ein enger Ratgeber des Königs; 1471 wendete er sich aber wegen der böhmischen Feldzüge gegen den immer selbständigere Wege gehenden Matthias. Auf Anregung von János Vitéz entstand 1467 die Preßburger Universität, deren erster Kanzler er war. Ausländische Gesandte, Augenzeugen der Hoffeste, berichten über den Reichtum von Matthias ' Schatzkammer, über die bei den königlichen Festmählern aufgestellten, mit einer Fülle von teueren Goldgefäßen besetzten Anrichten. Bis auf unsere Tage sind nur noch wenige sicher mit Matthias zu verbindende Gegenstände erhalten geblieben. Das Nationalmuseum besitzt Matthias' riesigen Venezianer Glaspokal, dessen beglaubigte Geschichte eine Aufschrift auf dem späteren Metallfuß erzählt (Abb. 35). Matthias eroberte während seines Österreichfeldzuges 1482 die Burg Kőszeg zurück, die hier freigelegten anspruchsvolleren Gegenstände vom Ende des 15. Jahrhunderts sind Stücke vom Aufenthalt des Königshofes in Kőszeg. In den Königspalästen standen teure gotische Kachelöfen, von denen hier die Kacheln des sog. Ofens mit Rittergestalten und des Ofens mit Matthiaswappen gezeigt werden. Die Kachel mit der Gestalt des thronenden Matthias von einem dritten Ofen wurde im Mischglasurverfahren - der gleichzeitigen Verwendung von Zinn- und Bleiglasur hergestellt. Seit der Mitte der 1470er Jahre betrieben italienische und später ungarische Meister eine Majolika-Werkstatt, aus der die zinnglasierten Fußbodenfliesen des Budaer Palastes stammen.