H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 5 - Die Zeit Matthias Hunyadis (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts)

34. Renaissance-Säulenkapitell, Buda, Königspalast, nach 1470 ríj *«7Y' " sersiegel gewohnten Form. Die Königsdar­stellung der Goldenen Bulle mit dem reich­gefältelten Mantel steht anders als das doppelte Hoheitssiegel - schon dem spätgo­tischen Stil näher. Von ähnlichem Stil sind die Madonnendarstellungen auf Matthias' Münzen. Die Geldreform Matthias' von 1468 hob das System der jährlichen Münzerneu­erung endgültig auf. Die Madonnendarstel­lung auf den Gold- und Silbermünzen - die bewußte Darstellung der Gestalt der Patrona Hungáriáé-blieb jahrhundertelang ein stän­diges Motiv auf den ungarischen Münzen. Unter den die Landtagsbeschlüsse schriftlich festlegenden königlichen Dekreten ist die Gesetzessammlung für den Landtag von 1485 hervorzuheben, das Decretum Malus, welches auch gedruckt erschien. Das Dekret mit 78 Artikeln faßte die früheren königlichen Verordnungen zusammen. Eine große Karriere machten die Brüder Szapo­lyai, frühere Kleinbesitzer; von ihnen ist eine Schenkungsurkunde ausgestellt, in der sie vom König als Lohn für ihre in den Kämpfen gegen die Ketzer (böhmische Utraquisten/ Kelchler) und Polen bezeigte Tapferkeit die Burg Trencsén (Trentschin, Trencin) zum Pfand erhielten. DER KONIGSHOF Einen bedeutenden Teil seiner Einnahmen verwendete Matthias auf das Patronat von Wissenschaft und Kunst. Dabei spielten auf jeden Fall seine Erziehung und sein persön­liches Interesse eine Rolle, doch setzte er sie auch zur Erhöhung seines Ansehens ein. Nach Italien und dem in dessen Einfluß­bereich liegenden Dalmatien erschien die Renaissance zuerst in Ungarn. Ihr Erstar­ken hing auch mit Matthias' Eheschließung mit der neapolitanischen Prinzessin Beatrix von Aragonien zusammen. Die Frührenais­sance in Ungarn hatte all'antica-Charakter. Daß diese in Ungarn heimisch werden konn­te, ging auf die Übernahme der in Maurer und Steinmetzen spezialisierten italienischen Arbeitsorganisation zurück. Matthias' Bauwerke charakterisierte das Ne­beneinander der Zierclcmente von Spätgotik und Renaissance. Im Laufe seiner großan­gelegten Bauarbeiten wurden der Ost- und der Westflügel des Budaer Palastes um­gestaltet, wo auch ein Renaissance-Hänge­garten entstand. Die bei archäologischen Grabungen gefundenen Fragmente zeugen vom Reichtum der Renaissance-Verzierun­gen und ermöglichen die Rekonstruierung der zerstörten Tür- und Fenstergewände (Abb. 34). Uber dem mit der Jahreszahl 1484 ver­sehenen Wandelgang im Prunkhof des Vi­segráder Palastes wurde eine Renaissance­Loggia geschaffen, und in der Mitte des Ho­fes stand ein Renaissance-Springbrunnen. Im spätgotischen Stil wurde die vom hl. Ste­phan gestiftete Kirche der königlichen Prop­stei in Székesfehérvár umgebaut, wo auch die Beerdigungskapelle des Königs errich­tet wurde. Matthias stellte die spätgotischen Stilmittel in den Dienst seiner Repräsentationszwecke auf böhmischem und deutschem Gebiet, das typischste Beispiel dafür ist die auch zur ausländischen Verbreitung bestimmte Thuróczy-Chronik. Die Schöpfung Matthias', die auch noch von der Nachwelt am mei-

Next

/
Thumbnails
Contents