H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 4 - Dörfer und Städte in der zweiten Hälfte des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts (Piroska Biczó)
27. Glaspokal mit dem Wappen von Bártfa (Bardejov); Venedig, Anfang 16. Jh. sich im 15. Jahrhundert durch deutsche Vermittlung in Ungarn. In den Bürgerhaushalten dienten sie als Tischdecken und Handtücher, während sie in den Kirchen auch als Altartücher benutzt wurden. DENKMÄLER DES STÄDTISCHEN LEBENS Von der Rolle, die die Städte im Handel spielten, war schon die Rede, vom Import jedoch noch nicht. Die wichtigste Importware in der gesamten Periode war das Tuch. Von den teuren Tuchen aus Italien, England und Flandern bis zu den billigeren aus Österreich, Schlesien, Böhmen und Mähren wurde eine große Vielfalt eingeführt. Zeugnisse dieses Handels sind die Bleiplomben der Ballen. In der Garderobe der Vornehmen tauchten die feinen italienischen Stoffe, Seiden und Samte auf. Darüber hinaus kamen gewaltige Mengen von Metallwaren (z. B. österreichische und süddeutsche Messer) und kleine Mengen sehr wertvoller Gewürze ins Land. Seltene unbeschädigt erhaltene venezianische Glaspokale sind die Zeugnisse des Vorhandenseins der niveauvollen italienischen Glaskunst in Ungarn (Abb. 27). Der Reichtum der ungarischen Städte beruhte das gesamte Mittelalter hindurch auf dem Handel. Seit dem 15. Jahrhundert nehmen auch die Erinnerungsstücke an die in den Städten tätigen Zünfte zu. Von einem unbekannten Ort gelangte eine aus dieser Zeit stammende Zunfteinberufungstafel einer Schmiedezunft ins Nationalmuseum. Solche Tafeln sollten bei Übermittlung einer Nachricht an die Zunftmitglieder die Glaubwürdigkeit des Benachrichtenden und des Übermittlers belegen. Auf der Zinnkanne der Schusterzunft von Gölnicbánya (Göllnitz, Gelnica) steht die Jahreszahl 1524. In den städtischen Bürgerhaushalten finden sich auch mehrere anspruchsvollere, eventuell aus dem Import stammende Gebrauchsgegenstände. Die Kupfermörser und Leuchter wurden vermutlich in Ungarn produziert, während die Kupferschale deutscher Import ist. Vor dem Hausaltar aus Kassa (Kosice) mit der Heimsuchung Mariens und den Propheten Hesekiel und Jesaja wurde die tägliche Hausandacht gehalten (Abb. 28). Die Wirtschaftskraft der Städte spiegelt sich in der Architektur, am besten im Umbau und der Vergrößerung der städtischen Pfarrkirchen, öffentlichen Gebäude und Rathäuser wider. Die Pfarrkirche St. Elisabeth in Kassa (Kosice); erbaut zwischen 1380 und 1440, wurde um einen neuen Chor mit Netz-