H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 3 - Die Zeit Sigismund von Luxemburgs und János Hunyadis (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) (Etele Kiss - Ágnes Ritoók)
SAAL 3 Die Zeit Sigismund von Luxemburgs und János Hunyadis (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) Sigismund von Luxemburg (1387—1437), der zweite Sohn des deutsch-römischen Kaisers Karls IV, bestieg 1387 als Mitherrscher den ungarischen Thron, als Gatte der Tochter Ludwigs I. (des Großen) Maria. Am Beginn seiner ein halbes Jahrhundert dauernden Herrschaft war er aufgrund seines mißlungenen Angriffes auf das sich ausbreitende Osmanische Reich (Nikopol, 1396) gezwungen, den Schutz des ungarischen Staates zu verstärken. Als deutschrömischer König erreichte Sigismund auf dem Konstanzer Konzil die Wiederherstellung der Einheit der päpstlichen Macht. Für seine häufigen und langen Auslandsreisen bildeten die Stabilität des ungarischen Thrones und der Reichtum des Landes den sicheren Hintergrund. Die Herausbildung direkter Beziehungen zwischen dem damaligen Europa und Sigismunds überwiegend ungarischem Gefolge hatte vorteilhafte gegenseitige kulturelle Einflüsse zur Folge. Nach dem frühen Tode des Schwiegersohnes von Sigismund, Albert von Habsburg (1437-1439) und dann Wladislaus'I. (14401444) folgten Jahre innerer Zwistigkeiten (Interregnum 1445-1452). Dann stieg aufgrund seiner herausragenden militärischen Fähigkeiten aus den Reihen der Hofherren János Hunyadi bis zur Würde des Regenten auf. Seine Angriffsfeldzüge gegen die Türken endeten zwar mit Niederlagen, den Schutz der Südgrenzen des Landes organisierte er aber vorzüglich, und unterdessen kümmerte er sich auch um die Erhöhung seiner eigenen Macht. Hunyadis Triumph am 22. Juli 1456 bei Belgrad (Beograd) war die erste Niederlage des Sultansheeres seit fast fünfzig Jahren. DER KÖNIGLICHE HOF Die Kunst am Königshof Sigismunds wurde bestimmt von der farbenprächtigen Kultur des untergehenden Rittertums, die wegen ihres an den verschiedenen Höfen Europas beinahe einheitlichen Charakters „internationale Gotik" genannt wird. In Ungarn entfaltete sich diese Kultur in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ihre Verbreitung wurde nicht nur durch die lebhafter werdenden internationalen Beziehungen sehr gefördert (so durch die ritterliche „Heerschau" anläßlich der Schlacht von Nikopol 1396 oder die häufigen Gesandtschaften), sondern auch durch Sigismunds Erziehung und seine häufigen Reisen. Das Gemälde Dürers (Abb. 17) im Nürnberger Rathaus setzt Sigismund deshalb ein Denkmal, weil er die Stadt zum ständigen Aufbewahrungsort der kaiserlichen Insignien ernannt hatte. Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts war Visegrád die Residenz des Königreiches. Der Palast wurde im regelmäßigen rechteckigen System unter Summierung der modernsten Bestrebungen des europäischen Palastbaues der Zeit (geschlossener Innenhof, Zierbrunnen vor einer Arkadenreihe, Wasserleitungssystem, Bad) zu Beginn der Herrschaftszeit Sigismunds neuerrichtet. Im Zuge des Umbaues wurden neue Kachelöfen aufgestellt, deren glasierte Kacheln auch den Glanz der Einrichtung erhöhten. Außer den Ziersteinen sind sie die fast einzigen typischen gegenständlichen Denkmäler des ungarischen Hofes Sigismunds. Charakteristisch für die kleine Gebäude darstellenden ungarischen Öfen (ähnlich derer in den übrigen Gebieten Mitteleuropas) sind die Maßwerkmuster und das häufige Vorkommen von Wappen. Unter Sigismunds langdauernder Herrschaft mußten die Öfen im Visegráder Palast erneuert werden. Dazu mag es 1408, nach der Gründung des Drachenordens, gekommen sein, weil auf den Kacheln auch das Ordensemblem auftaucht. Der Königshof zog 1408 von Visegrád nach Buda um. Die Budaer Burg wurde im Zuge des auf das zweite und dritte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts datierbaren Umbaus um neue Palastflügel, Höfe und Festungssysteme erweitert und wurde zu einer