H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 1 - Die Zeit der Könige aus dem Árpádenhaus (11.-13. Jahrhundert) (Júlia Kovalovszki)
6. Bronzevergoldetes Prozessionskreuz, Szerecseny, 12. Jh. (Leichenrede, Pray-Kodex, 12. Jh.). Die ausgestellten Kopien von Schriftstücken sind die berühmtesten Beispiele früher ungarischer Schriftquellen. Unter ihnen findet sich ein Grunddokument der Geschichte der ungarischen Gesellschaft, die Kopie der 1222 von König Andreas (András) II. herausgegebenen Goldenen Bulle, die den Vornehmen ihre Freiheitsrechte gegenüber dem König garantiert. Die Hausteine an den Wänden zeigen die Architektur des 11.-13. Jahrhunderts. Zum symbolischen Zentrum des Königreiches, zum Krönungs- und Beerdigungsort, wurde Székesfehérvár, aber der Sitz des Hofes, die Hauptstadt des árpádenzeitlichen Ungarn, war Esztergom. An die großartige Bautätigkeit des hl. Stephan in Székesfehérvár erinnert ein gewaltiges Pfeilerkapitell und an die Pracht des Esztergomer Königshofes ebenfalls ein reichverziertes Pfeilerkapitell und der Torhüterlöwe aus rotem Marmor am Eingang des Saales. Letzterer stammt vom Hauptportal des St.Adalbert-Domes (12. Jh.). Die übrigen Hausteine stammen von verschiedenen romanischen Kirchenbauten: Das Relief in der Nähe des Esztergomer Thrones mit Christus und einem Engel fand man in der vom hl. Ladislaus gegründeten Benediktinerabtei von Somogyvár. Der das Instrument haltende Greis und die andere Engelfigur stammen aus dem Bischofsdom von Pécs (Fünflärchen) (Ende 12. Jh.). Der árpádenzeitliche Gebäudekomplex der mehrmals umgebauten Abtei von Pannonhalma (Martinsberg) wird im Modell gezeigt. Der aus Böhmen stammende Bischof hl. Adalbert, der auch den hl. Stephan getauft hatte, gründete 996 unter dem Patronat Großfürst Gézas „auf dem heiligen Berg Pannonias" - der Tradition nach dem Geburtsort des hl. Martin - das erste Benediktinerkloster in Ungarn. Der Bau wurde vom hl. Stephan vollendet und die Kirche 1001 geweiht. Im Kloster wirkte auch eine Schule. STÄDTE UND GELDWIRTSCHAFT In der frühen Árpádenzeit konzentrierten sich Handel und Handwerk in den Siedlungen am Fuße der Burgen und an den Marktorten. Zuerst begann die Entwicklung der Siedlungen im Zentrum des Landes (Esztergom, Székesfehérvár, Óbuda). Hier trafen die Handelsstraßen zusammen, und hier wechselten die Waren aus dem Orient, aus Byzanz und aus dem Westen ihre Besitzer. In den stadtähnlichen Siedlungen ließen sich gern Fremde nieder, anfangs muslimische Ismaeliten, später Wallonen (Italiener) und vor allem Deutsche. Die vom 13. Jahrhundert an erworbenen unterschiedlichsten Privilegien trugen erheb-