Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Denkmäler der skythischen Tierstilkunst

Figuren Schildziere gewesen waren, die die Würde, die Macht des Fürsten symbolisiert hatten. A. Rieth unter­suchte relativ ausführlich die skythischen Schildziere und zählte neben den Funden aus Südrussland (Keler­mes, Kostromskaja, Kul-Oba) auch den Fisch aus Goldblech aus dem skythischen Goldfund von Vet­tersfelde, in Niederlausitz, sowie die ungarischen Hirschfiguren dazu. Bei dem Fund von Zöldhalom­puszta erwähnte er, dass auch die kleinen Goldknöpfe Schildziere gewesen sein konnten. 474 Anhand der Untersuchung der Aufzeichnungen über die Freilegung des Kostromskaja-Kurgans kam A Ju. Alekseev zur Folgerung, dass der goldene Hirsch kein Schildzier gewesen war, sondern einen Köcher geschmückt hatte. Wenn diese Folgerung richtig ist, kann sich genauso auf die Exemlare von der Tiefebene beziehen. 475 Von der Seite der ungarischen Forschung datierte Mihály Párducz beide goldenen Hirschfiguren von der Tiefebene auf Grund ähnlicher Goldschmiedearbeiten aus den südrussischen Kurganen von Kelermes und Kostromskaja auf die Mitte des 6. Jh. v. Chr. 476 Gábor Vékony hatte eine ganz andere Meinung davon. Die einzelnen Merkmale der technischen Ausführung, der Zierelemente beider Goldschmiedearbeiten ver­glich er mit iranischen, thrakischen Goldschmiedear­beiten aus dem 5. Jh. v. Chr. Daraus zog er die Schlussfolgerung, dass der Goldhirsch von Zöldha­lompuszta das Produkt einer ionischen Goldschmiede­werkstatt in Kleinasien von der Wende des 6. zum 5. Jh. v. Chr. ist. 477 Zoltán Kádár widmete eine Analyse dem Gold­hirsch von Zöldhalompuszta, die alle damaligen stil­kritischen Aspekte übertrifft. Er untersuchte die Dar­stellung aus zoologischer Sicht, und bestimmte sie auch in der Stilisiertheit der skythischen Goldschmie­dekunst als eine lebensnahe, hervorragende Schöp­fung. 478 Die russisch-ukrainische Forschung erörterte die Stilfragen der Hirschdarstellungen der skythischen Kunst am ausführlichsten. N.L. Clenova veröffent­lichte 1962 alle damals gekannten skythischen Hirschfiguren aus Bronze und Gold. Im Zusammen­hang mit dem Exemplar von Tápiószentmárton be­merkte sie, dass dieses Stück der Form nach mit den Funden der Steppe aus dem 6. Jh. v. Chr. ohne Zweifel verwandt ist, aber über den Herstellungsort äußerte sie sich nicht. 479 Bei der Erörterung des Pressmodells von 474 475 476 477 478 RIETH 1971,112. ALEKSEEV 1996,134. PÁRDUCZ 1973, 42-43. VÉKONY 1972,28. Garcinovo in Bulgarien wies A. I. Meljukova auf die Ähnlichkeit zwischen diesem Pressmodell und den Hirschfiguren von der Tiefebene hin. Aufgrund deren hielt sie diese Fundstücke für die Arbeiten einer Künstlerschule aus dem ersten Viertel des 5. Jh. v. Chr. Ihrer Meinung nach konnte der Herstellungsort eine der griechischen Städte an der westlichen Schwarzmeerküste gewesen sein. 480 Auch A. Manze­wits datierte diese Funde in dieselbe Zeit. 481 In neuerer Zeit zog S. A. Skoryj Folgerungen aus der Verwandtschaft der Hirschdarstellungen von Zöldhalompuszta und von Garcinovo. Er führte die Figürchen der goldenen Halsringe aus den Kurganen Certomlik und Tolstoj-Mogila in der Steppengegend als Parallelstück der Darstellung der zusammenstür­zenden Tierfigur an. Er meinte, dass das Pressmodell von Garcinovo, welches auf das erste Viertel des 5. Jh. v. Chr. datiert werden kann, im Stil archaischer aus­sieht, als der Goldhirsch von Zöldhalompuszta. Ob­wohl er die Ähnlichkeit der Hirschfigur von Tápió­szentmárton mit den skythischen Funden nicht best­reitet, hielt sie doch nicht für ein Stück von der Steppe. Er hält die Goldschmiedearbeiten von Tápió­szentmárton, Zöldhalompuszta, Garcinovo und von Vettersfelde für die Arbeiten thrakischer Werk­stätte. 482 In einem anderen Artikel schrieb S.A. Sko­ryj, dass der Fund von Vettersfelde aus einem Gebiet von Siebenbürgen stammt, wo der skythisch-thraki­sche Volk der Agathyrsen ansässig war. 483 Fast alle Forscher, die sich mit dem Goldhirsch von Zöldhalompuszta beschäftigten, machten die Bemer­kung, dass die zusammenstürzende Hirschfigur das ähnlichste Vergleichsstück des Pressmodells von Gar­cinovo ist. Deshalb wurden diese zwei Gegenstände für beinahe gleichalterige, und aus derselben Werk­statt stammende Exemplare gehalten. Nándor Fettich datierte den Fund von Garcinovo auf das 6. Jh. v. Chr., und hilt ihn für ein nach skythischem Geschmack ge­fertigtes Produkt einer Werkstatt in der griechischen Kolonialstadt Olbia im Schwarzmeergebiet. 484 Aber danach hielten die meisten Forscher dieses Stück für eine thrakische Arbeit aus dem 5. Jh. v. Chr. Diese Hypothese wurde von I. Venedikov ausführlich dar­gelegt, der die Hirsch-, Löwen- und Vogelkopfdarstel­lungen von Garcinovo mit den im Tierstil des 5.-4. Jh. v. Chr. gefertigten, echt thrakischen, rumänisch-bul­garischen Denkmälern verglich. 485 Aber seine Ana­lyse war vollkommen einseitig, da er die ähnlichen KÁDÁR 1966-67, 64-65. 479 CLENOVA 1963, 183; Dies. 1993, 62. 480 481 482 483 484 485 MELJUKOVA 1976, 111. MANZEWITSCH 1974-77, 76-77. SKORYJ 1984, 95-96. 98-99. SKORYJ 1990, 37-38. FETTICH 1934, 48. 52. VENEDIKOV 1973, 73-74.

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